Spielszene (Die verlorenen Ruinen von Arnak)
© Czech Games Edition

Bei der Wahl zum »Kennerspiel des Jahres 2021« musste sich Die verlorenen Ruinen von Arnak noch dem Steinzeit-Koop Paleo geschlagen geben.

Jetzt gewann Arnak den »Deutschen Spiele Preis 2021«. Bei der Abstimmung setzte sich das Abenteuerspiel sogar gegen die beiden familienfreundlichen Bestseller MicroMacro: Crime City, immerhin das aktuelle »Spiel des Jahres«, und Die Abenteuer des Robin Hood durch.

Im Gegensatz zum »Spiel des Jahres« und »Kennerspiel« bestimmt keine Fachjury über die Vergabe des »Deutschen Spiele Preises«, sondern Tausende Spielerinnen und Spieler, die on- und offline für ihre Lieblingsspiele abstimmen dürfen. Somit könnte man verkürzt behaupten, dass Die verlorenen Ruinen von Arnak bei den wirklich relevanten Expertinnen und Experten das populärste Brettspiel dieses Jahrgangs ist.

Der Veranstalter der Abstimmung drückt es noch etwas poetischer aus: »Der ›Deutsche Spiele Preis‹ organisiert den Sachverstand von Tausenden von Spielekundigen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.« Aber worum geht es bei dem ausgezeichneten Spiel überhaupt?

Inhalt (Die verlorenen Ruinen von Arnak)
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Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, da bei Die verlorenen Ruinen von Arnak ziemlich viel los ist und bekannte Spiele-Gattungen und -⁠Elemente munter miteinander kombiniert worden sind.

Arnak ist ein Arbeiter-Einsetz-Spiel, bei dem man ziemlich wenige Arbeiter einsetzt, ein Deckbau-Spiel, bei dem einige Karten aus dem Deck kaum zum Einsatz kommen, und ein Ressourcen-Management-Spiel, bei dem man erstaunlich häufig an bestimmte Ressourcen nicht herankommt. Dazu gibt es Boni, Wertungsleisten und zur Endwertung hin zumindest einen kleinen Siegpunktesalat.

Wie kann aus einem solch bunten Allerlei an Mechaniken ein überall gefeiertes Spiel entstehen? Nun, die Jury des »Kennerspiels« liefert eine Erklärung, obwohl sie Arnak ja nicht zum Gewinner gekürt hatte:

»Der fein abgestimmte Mix bekannter Mechanismen, das hochwertige Material und eine Vielzahl taktischer Möglichkeiten üben eine unwiderstehliche Sogwirkung aus, der sich abenteuerlustige Forscher*innen nur schwer entziehen können. Das Spiel fesselt in jeder Besetzung und besitzt dank der stimmigen Anleitung einen guten Zugang.«

Was wir im Spiel tun, ist ebenfalls recht schnell verstanden. Wir erforschen eine einstmals bewohnte Insel und versuchen, wertvolle Artefakte zu bergen. Diese werden von antiken Wächtern beschützt, welche nur durch die Abgabe von Ressourcen-Kombinationen bestehend aus Juwelen, Pfeilspitzen, Kompassen, schnöden Goldmünzen und anderem Klimbim besänftigt werden.

Hand (Die verlorenen Ruinen von Arnak)
© Czech Games Edition

Immer weiter dringen wir in die unbekannte Welt ein, können nicht mehr zu allen Orten wandern, sondern benötigen Autos, Schiffe oder gleich ein kleines Flugzeug. Weitere Ausrüstung kann auch nicht schaden und Assistenten helfen uns, unsere Züge noch effizienter zu nutzen.

Wir spielen zwar nur über fünf Runden, doch gerade zum Ende hin sind wir in jeder dieser Runden mehrmals am Zug. Natürlich schaffen wir nicht alles und müssen deshalb spannende (und manchmal schmerzhafte) Priorisierungs-Entscheidungen treffen.

Die verlorenen Ruinen von Arnak überzeugt als Gesamtpaket aus vielen bekannten Spiel-Mechanismen, toller Grafik und hochwertigem Material.

Dass man sich bei Arnak tatsächlich immer auf einer Insel wähnt und nicht bloß in einem schnöden Optimier-Spiel (es geht natürlich doch wieder nur um Siegpunkte), ist wohl das eigentliche Erfolgsrezept des Werks des tschechischen Autoren-Ehepaares Mín und Elwen.

Arnak ist einfach atmosphärisch dicht. Dichter als Paleo und selbst dichter als das Erzählspiel Robin Hood. Warum das so ist, ist gar nicht so leicht zu beantworten.

Cover (Die verlorenen Ruinen von Arnak)
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Mechanisch passt es einfach und dann tut die opulente und unverbrauchte Gestaltung ihr Übriges. So wirklich viele gute Indiana Jones-artige Brettspiele gibt es ja auch gar nicht, Wettlauf nach El Dorado käme mir aus den vergangenen Jahren noch in den Sinn.

Fazit: Die verlorenen Ruinen von Arnak überzeugt als Gesamtpaket aus vielen bekannten Spiel-Mechanismen, toller Grafik und hochwertigem Material. Das Spiel macht richtig was her auf dem Wohnzimmertisch und ist auch für mich in diesem Jahrgang das schönste »klassische« Brettspiel.

Wirklich innovative Ideen oder auch nur aktuelle Trends der Spieleentwicklung findet man bei Arnak nicht. Dafür bekommen wir Spielerinnen und Spieler »good old-fashioned fun« im modernen Gewand.

Koop-, Kampagnen-, Legacy- und Rätselspiele mögen gerade besonders angesagt sein, doch für ein großes, rundes Abenteuerspiel wie Arnak haben wir Spielerinnen und Spieler anscheinend doch noch immer einen Platz in unseren Spiele-Sammlungen.

Die verlorenen Ruinen von Arnak von Mín und Elwen, Czech Games Edition/Heidelbär Games, 1–4 Personen ab 12 Jahren, ca. 60 Euro.