Cover (Wettlauf nach El Dorado: Die Goldenen Tempel)

Die Goldenen Tempel setzt dort an, wo Wettlauf nach El Dorado aufgehört hat, nämlich in der sagenhaften Goldstadt. Die Entdecker sind jetzt vor Ort und wollen die Stadt erkunden, oder besser gesagt: Sie wollen drei Edelsteine einsammeln und dann schnellstmöglich wieder verschwinden. Denn eines sollte jedem klar sein: Die Goldenen Tempel ist ebenfalls ein Wettrennen, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass nicht mehr alle Spieler gleichzeitig entlang einer mehr oder weniger vorgegebenen Route vom Start zum Ziel hetzen. Man bewegt sich stattdessen freier umher und kann die Edelsteine, die je nach Zusammensetzung des flexiblen Spielplans an ganz unterschiedlichen Ecken rumliegen können, in beliebiger Reihenfolge mitnehmen.

Durch diese neue Vorgabe fühlt sich Die Goldenen Tempel tatsächlich anders an als der Vorgänger. Wir müssen die Mitspieler nicht mehr ganz so genau im Auge behalten und fühlen uns nicht ständig abgehängt, wenn wir zurückfallen. (Das kommt dann erst, wenn die anderen fleißig Steine einsammeln, während wir irgendwo festhängen.) Stattdessen versucht jeder, die beste Route durch die Stadt zu finden. Dieser neue Aspekt rechtfertigt durchaus ein eigenständiges Spiel, denke ich. Bei Carcassonne oder Zug um Zug gibt es ja auch viele Varianten, die sich nur minimal voneinander unterscheiden und trotzdem Spaß machen.

Spielszene (Wettlauf nach El Dorado: Die Goldenen Tempel)
© Hendrik Breuer

Die Regeln aus dem ersten Spiel gelten weiterhin. Noch immer dürfen wir in jeder Runde vier Karten aus unserem Deck auf die Hand nehmen und sie ausspielen. Dabei können die Karten wieder zweifach genutzt werden: Zum einen, um mit unserer Spielfigur weiter durch die Tempel zu ziehen, indem wir Symbole passend zum Terrain ablegen, und zum anderen, um weitere Karten auf einem Markt zu kaufen. Es stehen zwar lediglich sechs unterschiedliche Karten zur Auswahl, doch zum Ausgleich wird der Markt durch einen cleveren Mechanismus häufig neu bestückt.

El Dorado-Neulinge erhalten ein tolles Spiel für den Spieleabend.

Dass Spieleautor Reiner Knizia regeltechnisch keine unnötigen Experimente eingeht, ist eine gute Idee. Wettlauf nach El Dorado war ja schon ein sehr rundes Spiel mit einem aufs Wesentliche reduzierten Deckbuilding-Mechanismus, der die Familie nicht überforderte und trotzdem so interessant war, dass viele das Spiel rauf und runter gespielt haben – wir übrigens auch.

Verpackungen (Wettlauf nach El Dorado: Die Goldenen Tempel)
© Hendrik Breuer

Erfahrene El Dorado-Spieler werden sich sofort hineinfinden in Die Goldenen Tempel und können sich dann sogleich auf die neuen Aufgaben konzentrieren. El Dorado-Neulinge erhalten ein tolles Spiel für den Spieleabend, das auch in dieser leicht veränderten Edition überzeugt.

Bleibt nur noch zu beantworten, welches der beiden Spiele das bessere ist. Die Goldenen Tempel erscheint mir etwas anspruchsvoller, da es keinen direkt vorgegebenen Weg gibt und man gefühlt mehr entscheidet als im ersten Spiel. Dieses, also Wettlauf nach El Dorado, ist deshalb etwas einfacher zu spielen und wohl der bessere Einstieg in die Serie. Falsch macht man mit keinem der Spiele etwas.

Wettlauf nach El Dorado: Die Goldenen Tempel von Reiner Knizia, Ravensburger Spieleverlag.