Artwork; Hand (Cyberpunk 2077)

Licht und Schatten liegen bei Cyberpunk 2077 und CD Projekt gerade sehr nahe beieinander: Nachdem das lang erwartete und hoch gehypte Rollenspiel der Witcher-Macher am 10. Dezember 2020 nach mehreren Verschiebungen endlich erschienen ist, knackt es direkt Verkaufsrekorde und beschert den Entwicklern hohe Umsätze. Trotzdem bricht der Aktienkurs des Studios um 35 Prozent ein (von 443 PLN am 4.12 auf 285 PLN am 14.12.2020 um 12:25) – unter anderem wegen schlechter Presseberichte.

Dabei zeigt sich ganz deutlich, welche große Rolle für die Aktionäre offenbar nicht nur die finanziellen Aspekte der Veröffentlichung von Cyberpunk 2077 spielen, sondern auch die Meinungen der Kritiker. Die liegen aktuell auf Metacritic bei durchschnittlich 90 von 100 Punkten – ein beachtlicher Wert, der aber wohl trotzdem hinter den Erwartungen zurückbleibt. Die negative Presse zu den zahlreichen technischen Problemen des Spiels dürfte ebenfalls zu den gedämpften Reaktionen an der Börse beigetragen haben.

Es scheint so, als wären auch die Anleger selbst dem Hype verfallen und hätten (zu) hohe Erwartungen in Cyberpunk 2077 gesetzt. Trotzdem könnte der neueste Streich aus dem Hause CD Projekt Red demnächst Videospielgeschichte schreiben: Analysten gehen davon aus, dass Cyberpunk 2077 in den ersten zwei Wochen nach Release den bisherigen Verkaufsrekord von Red Dead Redemption 2 mit 17 Millionen verkauften Einheiten schlagen und sich langfristig an The Witcher 3 vorbei auf Platz 10 der meistverkauften Spiele aller Zeiten schieben könnte.

Bislang ist Cyberpunk 2077 jedenfalls auf dem besten Weg dorthin: Das Spiel verkaufte sich allein durch Vorverkäufe mehr als acht Millionen Mal – bei The Witcher 3 waren es nur 1,5 Millionen Exemplare. Das entspricht einem Umsatz von rund 500 Millionen US-Dollar, wodurch CD Projekt Red das Rollenspiel allein durch die Vorbestellungen dreifach refinanziert hat.

Das könnte auch ein Grund dafür sein, dass die Leitung des Studios entschieden hat, alle Boni an die Entwickler auszuzahlen, die ursprünglich an einen zeitigen Release und eine Mindestwertung auf Metacritic von 90 Punkten gebunden waren. Studio-Chef Adam Badowski gab in einer E-Mail an die Mitarbeiter von CD Projekt Red zu: »Wir haben die Dauer und Komplexität unterschätzt, die nötig war, um [Cyberpunk 2077] zu realisieren […].«

Hat CD Projekt Red sich also mit Cyberpunk 2077 übernommen? Vermutlich nicht. Zwar trüben Berichte über Crunch vor Release sowie die technischen Probleme der Release-Fassung das Gesamtbild, aber die Verkaufszahlen sprechen eine ebenso eindeutige Sprache wie die Rekordnutzerzahlen auf Steam. Bedenken wir außerdem, dass auch The Witcher 3 bei Erscheinen alles andere als rund lief und trotzdem als eines der besten Spiele der vergangenen Jahre gilt, dürfen Cyberpunk-Fans wohl einer positiven Zukunft entgegensehen.

Cyberpunk 2077 ist seit dem 10. Dezember 2020 für PC, PlayStation 4 und Xbox One erhältlich. Das Upgrade für PlayStation 5 und Xbox Series X|S folgt 2021.

Quellen: www.bloomberg.com und www.reddit.com