Während Peter Parker und Miles Morales versuchen, ihren normalen Alltag mit ihrem Superheldendasein unter einen Hut zu bringen, wird New York von einer neuen Gefahr heimgesucht: Kraven! Der ultimative Jäger ist Videospielern bereits aus Spider-Man: Shattered Dimensions bekannt und befreit diverse Superschurken aus dem Knast. Warum er das tut und weshalb unsere Spinnenhelden in Spider-Man 2 mit besonders schwierigen Entscheidungen konfrontiert werden, spoilern wir im Test natürlich nicht.
Es kann aber gar nicht oft genug erwähnt werden, dass Marvel’s Spider-Man 2 die beste Story erzählt, die wir jemals in einem Superhelden-Videospiel erlebt haben. Selbst, wenn ihr mit Marvel-Filmen oder -Comics nichts anfangen könnt, wird euch die narrative Wucht dieses Titels umhauen.
Uuuuund Action!
Auch spielerisch jagt ein Höhepunkt den nächsten, und immer, wenn das Spektakel seinen Siedepunkt erreicht und Reizüberflutung droht, nimmt das Spiel gekonnt ein wenig Tempo heraus, um den Spannungsbogen auf einem konstanten Level zu halten.
In einem Moment verhaut ihr spektakulär ein paar Bösewichte auf einem sinkenden Schiff und im nächsten schlendert ihr durch eine Forschungseinrichtung, um euch mit den technischen Errungenschaften vertraut zu machen. Und während ihr zusammen mit MJ und Harry den Jahrmarkt erkundet und euch an diversen Attraktionen vergnügt, bahnt sich im Hintergrund bereits die nächste Katastrophe an.
Spider-Man 2 entführt uns auf eine wahre Gefühlsachterbahn, und alles, was wir an den Vorgängern geliebt haben, präsentiert sich im Sequel in einer verbesserten Form. Prügeleien, Boss-Fights, Drama, Inszenierung – alles ist noch größer und opulenter! Ebenso erfreulich finden wir, dass einige Dinge, die früher nicht so toll waren, ausgemerzt oder zumindest spürbar entschärft wurden.
Unter anderem kritisierten zahlreiche Spieler die fehlende Vielfalt im Missionsdesign. In Spider-Man 2 wird euch schon in den ersten fünf Stunden mehr spielerische Abwechslung geboten als in beiden Vorgängern zusammen. Außerdem führt das Spiel in regelmäßigen Abständen neue Fähigkeiten oder Gameplay-Elemente ein, um das Abenteuer kontinuierlich frisch zu halten.
Dass wir in Spider-Man 2 jederzeit zwischen Peter und Miles wechseln können, ist ein willkommener Kniff. Schließlich gibt es nicht nur charakterspezifische Nebenmissionen, sondern auch individuelle Spezialfähigkeiten, die den Kämpfen mehr Würze verleihen. Mit Elektro-Miles fühlen sich die Scharmützel ganz anders an als mit Peter, insbesondere wenn dieser in den Symbionten-Anzug schlüpft.
Apropos: Früher durfte man gegnerischen Angriffen nur ausweichen, doch nun können diese auch pariert werden, was die taktische Tiefe der Gefechte spürbar erhöht. Da Insomniac Games obendrein an der Gegnervielfalt geschraubt hat, bleibt das 254. Gefecht genauso spannend und vergnüglich wie das Erste.
Nur Fliegen ist schöner
Mit dem Spinnenseil durch New Yorks Straßenschluchten zu schwingen, wirkt geschmeidiger und dynamischer denn je. Das liegt natürlich auch an den adaptiven Triggern des DualSense-Controllers, die sämtliche Netzaktivitäten mit der passenden Haptik garnieren. Ihr könnt förmlich spüren, wie locker oder straff das Seil gespannt ist.
Und solltet ihr eine schnellere Art der Fortbewegung wünschen, könnt ihr jetzt per Y-Taste einen Wingsuit aktivieren und im Gleitflug über die Dächer der Stadt sausen. Eine Schnellreisefunktion gibt’s nach wie vor, aber die Tatsache, dass wir sie nie in Anspruch genommen haben, spricht Bände darüber, wie vergnüglich die Fortbewegung mit den Spinnen-Jungs ist.
Die Welt ist nicht genug
Wir würden gerne berichten, dass Insomniac Games auch der offenen Spielwelt mehr Abwechslung und Relevanz eingehaucht hat. Doch leider erscheint New York nach wie vor als eine Kulisse, die trotz zahlreicher Passanten und hohem Verkehrsaufkommen belebt, aber dennoch steril wirkt.
Ja, Gebäude und Figuren sind noch detailreicher und hübscher, aber spielerisch hat der fiktive Big Apple abseits der Missionen kaum etwas zu bieten. Ihr könnt nach Foto-Spots oder Sammelgegenständen suchen, um Erfahrungspunkte und Ressourcen zu erhalten, doch das ist ebenso unspannend wie die zufälligen, sich häufig wiederholenden Crime-Events.
Der Gipfel der Langeweile stellt sich bei den in der Spielwelt verteilten Sandman-Herausforderungen ein. Meistens müsst ihr einfach nur eine Horde aggressiver Sandfiguren verprügeln, um anschließend ein Erinnerungsfragment zu sammeln. Während normalerweise eine neu enthüllte Aktivität auf der Karte Freude auslöst, dachten wir hier jedes Mal: »Nein, bitte nicht schon wieder!«
Generell hätten wir uns anspruchsvollere Rätsel gewünscht. Es muss ja nicht gleich ein Wettstreit mit den knackigen Riddler-Herausforderungen aus Rocksteadys Batman-Spielen entstehen, doch ein wenig mehr Grips dürfte man uns Gamern ruhig abverlangen.
Marvel’s Spider-Man 2 ist interaktives Popcorn-Kino in Perfektion.
Tatsächlich sind wir auf einige Bugs gestoßen, die kniffliger waren als die eigentlichen Rätsel. Beispielsweise, wenn man alle Gegner besiegen muss, um eine Mission voranzutreiben, und nach zehn Minuten erfolgloser Suche zufällig entdeckt, dass der letzte verbleibende Schurke bis zum Scheitel im Boden feststeckt. Des Weiteren ließen sich im Test manche Gespräche oder Ereignisse nicht sofort starten, da das dafür erforderliche Dreieck-Symbol verspätet eingeblendet wurde.
Fazit: Marvel’s Spider-Man 2 ist interaktives Popcorn-Kino in Perfektion. Zwar muss man Innovationen mit der Lupe suchen und auch die Rätsel bewegen sich eher auf Kindergarten-Niveau, aber wer einfach eine gute Zeit haben und ein kinoreifes Action-Spektakel genießen möchte, wird von diesem Knaller hundertprozentig abgeholt.
Als nach rund 25 Stunden der Abspann über den Bildschirm rollte, waren wir bereit, uns mit einem höheren Schwierigkeitsgrad sofort wieder ins Getümmel zu stürzen. Doch in Ermangelung eines New-Game-Plus-Modus haben wir beschlossen, den zweiten Durchgang auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Wir freuen uns drauf!
Marvel’s Spider-Man 2 ist seit dem 20. Oktober für die PlayStation 5 erhältlich.