QuietComfort Ultra Earbuds

Ich will gleich zur Sache kommen: Wenn ein Earbuds-Hersteller seinem Produkt den Zusatz »Ultra« verleiht und stolze 349 € verlangt, setzt das zweifellos hohe Erwartungen an die technische Raffinesse.

Doch kaum packt man die hochpreisigen QuietComfort-Ultra-Stöpsel aus und studiert die technischen Spezifikationen, stechen sofort zwei riesige Mankos ins Auge: kein Multipoint Bluetooth und auch kein Wireless Charging!

Die QuietComfort Ultra Earbuds lassen sich also nicht gleichzeitig mit zwei Bluetooth-Quellen (etwa Notebook und Smartphone) koppeln, was für viele Homeoffice-Nutzer ein unüberwindbares Manko darstellt. In dieser Preiskategorie wirkt es zudem fast schon erniedrigend, ein Kabel zum Aufladen von Case und Earbuds nutzen zu müssen. Dass Bose die Dreistigkeit besitzt, eine optionale Wireless-Charging-Silikonhülle für das Case anzubieten und hierfür weitere 59 € zu verlangen, ist der Gipfel der Unverschämtheit.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die neuen QuietComfort Ultra Earbuds sowohl optisch als auch funktional kaum von ihren beinahe 100 € günstigeren Vorgängern abheben. Tatsächlich hätte ich die Ultra Earbuds beinahe wieder verpackt und zurückgeschickt, da auch das erste Hörerlebnis kaum einen Unterschied zu den erschwinglicheren QuietComfort Earbuds II erkennen ließ.

Die fette Breitseite

Doch dann habe ich die neue »Immersive Audio«-Funktion aktiviert und wurde förmlich vom bombastischen Sound erschlagen. Man fühlt sich wie in einen dicken Klangteppich eingebettet, doch die Höhen bleiben klar, die Mitten gut ausbalanciert und selbst tiefe Bässe verzerrungsfrei.

In den vergangenen Monaten hatte ich nicht nur Apples aktuelle AirPods Pro, AirPods 3 und Beats Fit Pro, sondern auch Sonys WF-1000XM5 ausgiebig im Einsatz. Allesamt hervorragende In-Ears, doch keines dieser Modelle konnte mit der opulenten Musikwiedergabe der Bose Ultra Earbuds mithalten.

Boses »Immersive Audio« lässt sich am besten mit Apples »Spatial Audio« vergleichen. Die Klangbühne wirkt dadurch breiter und lebendiger, wobei der Effekt bei Bose einen Tick prägnanter ausfällt.

Es ist schwierig, dieses Klangerlebnis in Worte zu fassen oder quantitativ zu bewerten, daher bleibt mir nur zu sagen, dass die Musik einfach fetter und geiler klingt. Es wirkt fast, als wäre die Musik im Studio neu abgemischt worden, um eine größere Stereo-Breite zu erzielen.

Case (QuietComfort Ultra Earbuds)

Selbstverständlich spielen auch persönliche Vorlieben und Hörgewohnheiten eine wesentliche Rolle. Für Audiophile, die ihre Lieblingsmusik absolut clean und unverfälscht genießen möchten, sind solche Klangverbesserungen oder EQ-Spielereien ohnehin tabu.

Für alle Lauscher geeignet

Ähnlich wie bei den QuietComfort Earbuds II setzt Bose auch hier auf seine patentierte CustomTune-Technologie, die den Klang und das Noise Cancelling individuell an die Ohren des Nutzers anpasst. Sobald ihr die Ultra Earbuds einsetzt, ertönt ein kurzer Ton.

Dieser durchläuft euren Gehörgang, wird reflektiert, von einem Mikrofon wieder aufgefangen und analysiert. Im Anschluss optimiert CustomTune das Klangbild entsprechend, um die Wiedergabequalität für eure Ohren zu optimieren.

Ich bat Freunde und Familienmitglieder, die Ultra Earbuds kurz zu testen und den Klang zu beurteilen. Einhellig bestätigten sie, dass sie noch nie eine derart fette Musikwiedergabe bei In-Ear-Kopfhörern erlebt hätten.

Zumal die Teile wirklich in allen Ohren perfekt sitzen, denn im Unterschied zu den meisten In-Ears lassen sich hier nicht nur die Silikonstöpsel, sondern auch die kleinen »Flügel« auswechseln, welche die Earbuds sicher in der Ohrmuschel verankern.

Zwar bieten die Beats Fit Pro beim Sport einen vergleichbar guten Halt, doch dank des weichen Silikons tragen sich die Bose Ultra noch angenehmer. Apples AirPods neigen bei sportlichen Aktivitäten dazu, ständig aus meinen Ohren zu rutschen, und die Schaumstoff-Eartips der Sony WF-1000XM5 empfinde ich nach einer Weile als unangenehm.

Beste ANC ever

Für all diejenigen, die ihre In-Ears häufig unterwegs oder in lauten Umgebungen nutzen, ist die Active Noise Cancellation (ANC) ein entscheidender Faktor. Hier setzen sich die Ultra Earbuds merklich von der Konkurrenz ab, da ihre aktive Geräuschunterdrückung deutlich effizienter ist und insgesamt mehr Umgebungslärm eliminiert. Zwar habe ich den Eindruck, dass Sonys WF-1000XM5 schrille Geräusche ein klein wenig besser filtern, doch insgesamt liefern die QuietComfort Ultra Earbuds auch im Bereich der ANC die überzeugendste Performance.

Nebeneinander (QuietComfort Ultra Earbuds)

Sprachqualität nur »gut«

Ich habe natürlich auch Gespräche mit verschiedenen Earbuds aufgezeichnet und die resultierenden Aufnahmen verglichen. Dabei stellte ich fest, dass meine Stimme bei den QuietComfort Ultra Earbuds nicht ganz so klar wirkt wie bei der aktuellen Generation der Apple AirPods Pro, unabhängig davon, ob ich in einer ruhigen oder lauten Umgebung telefoniert habe. Für Vieltelefonierer sind Boses neue Ohrstöpsel also nicht die beste Wahl.

Top-Bedienbarkeit und gute Akkuleistung

Die Ultra Earbuds bieten relativ große Touch-Oberflächen, die nach einer kleinen Eingewöhnungsphase präzise bedienbar sind. Ob Lautstärkeregulierung, Wechsel der Immersionsmodi, Titelsprung vorwärts oder rückwärts, oder das Aufrufen des Sprachassistenten – selbst mit meinen dicken Wurstfingern kein Problem.

Die Akkulaufzeit beträgt rund 6 Stunden, wenn ihr »Immersive Audio« deaktiviert. Da ich ohne diese Klangverbesserung nicht mehr leben kann, muss ich mich mit rund 4 Stunden Laufzeit begnügen. Das Case speichert glücklicherweise genug Saft, um die Earbuds vier- bis fünfmal wieder aufzuladen.

Der Sound der Ultra Earbuds ist derart überzeugend, dass sich selbst die AirPods Pro und WF-1000XM5 zumindest in puncto Klangqualität wie ein Rückschritt anfühlen.

Fazit: Die Überschrift »Leider geil« trifft den Nagel auf den Kopf, denn eigentlich müsste man den QuietComfort Ultra Earbuds eine Kaufabsage erteilen. Bose verlangt einen Premium-Preis, obwohl die Earbuds weder Wireless-Charging noch Multipoint-Bluetooth unterstützen.

Im Grunde sind sie nichts anderes als die QuietComfort II mit »Immersive Audio«. Ich frage mich, ob dieses Feature nicht auch durch ein Firmware-Update beim Vorgänger hätte eingeführt werden können. Doch nach meiner Testsession ist klar: Der Sound der Ultra Earbuds ist derart überzeugend, dass sich selbst die AirPods Pro und WF-1000XM5 zumindest in puncto Klangqualität wie ein Rückschritt anfühlen.

Apples Pro-Stöpsel bleiben meiner Meinung nach die besten Allrounder für Nutzer, die im Mac- und iOS-Kosmos beheimatet sind, doch wer vor allem auf eine fette Musikwiedergabe wert legt, kommt an den QuietComfort Ultra Earbuds von Bose nicht vorbei.

Die Earbuds wurden mit einem iPhone 14 Pro Max und einem Samsung Galaxy S23+ getestet, und in beiden Fällen funktionierte sowohl die Bose-App als auch die Bluetooth-Verbindung jederzeit problemlos.

Die Bose QuietComfort Ultra Earbuds sind zum Preis von 349,95 € im Handel erhältlich.