Jung von Matt NERD

TV-Werbung, Kinos, YouTube, TikTok – Marketingagenturen haben in der Vergangenheit stets den Fokus auf Kanäle gelegt. Doch die neu gegründete Jung-von-Matt-Tochter JvM NERD will einen anderen Weg gehen, wie Geschäftsführer Toan Nguyen uns im Interview verraten hat. Kultur statt Kanal lautet das Motto bei der jungen Firma, die den Fokus vor allem auf Communities der digitalen Popkultur legen will.

»Wir fokussieren uns auf das, was wir ›die neue Popkultur einer neuen Generation‹ nennen, und das ist […] Gaming, aber auch Fandoms [wie] Fantasy, Science-Fiction, Anime, […] und das ist eigentlich, was wir machen«, konstatiert Nguyen.

Kultur statt Kanal lautet das Motto bei der jungen Firma.

Deshalb will JvM sowohl auf digitalen Plattformen wie Twitch, aber auch auf Events wie der gamescom vertreten sein. Dabei spielt auch die veränderte Rolle von Messen wie der gamescom eine Rolle, deren Fokus sich weg von der reinen Spielepräsentation hin zu Fanservice verschoben hat.

Toan Nguyen

Die gamescom speziell sei ein Ort, an dem Gaming-Kultur und Communities gefeiert würden, betont Nguyen und vergleicht die Messe mit dem Meeting-Charakter von Musikfestivals wie Rock am Ring oder Burning Man.

Ein wichtiger Faktor dabei spielt die Wertschätzung, die Entwickler und Publisher ihrer Community entgegenbringen. Laut Nguyen können die Firmen in diesem Kontext zur Entstigmatisierung der Gamer an sich beitragen.

Die Frage, welche die Unternehmen sich bei Aktionen für Gamer stellen müssten, sei aber stets: »Ist das nerdig genug?« Als Beispiel nennt Nguyen die Haribo-Edition zu Super Mario, bei der er darauf bestanden habe, dass die Süßigkeiten der Form und Optik von Items aus den Nintendo-Spielen nachempfunden sind.

Haribo (Jung von Matt NERD)

Die zunehmende Entstigmatisierung der Gaming-Community, um die sich Unternehmen Nguyen zufolge bemühen sollten, spiegelt sich aber auch im Namen der Marketingagentur wider: Man habe mit »JvM NERD« bewusst polarisieren wollen und diese Wirkung habe sich auch in einer Marktforschungsanalyse bestätigt.

Generell glaubt er aber, dass der Begriff »Nerd« gar nicht mehr so negativ konnotiert sei wie früher. Trotzdem habe es anfangs Streit um die Namenswahl gegeben. Letztendlich sei aber gerade die Emotionalität, die bei dem Begriff mitschwingt, ein Entscheidungsgrund für den Namen gewesen.

Dass sich diese Emotionalität auch bei Projekten von JvM NERD entladen kann, illustriert Nguyen am Beispiel der Mini-x-Pokemon-Kooperation. »Das war unfassbar«, sagt er im Interview. »Vor allem, weil ich erst nur die negativen Tweets gelesen habe […]. Ich hab so sechs, sieben super negative Tweets gelesen und gedacht, es geht halt so weiter. […] Aber dann war es super.« Nach anfänglicher Skepsis kassierte JvM NERD für den Pokemon Mini Concept Aceman viel Lob und internationale Anerkennung.

Mini (Jung von Matt NERD)

Derweil hat die Agentur aber schon das nächste große Ding in Planung: »Ein Videospiel für eine beliebte Chipsmarke, die besondere Fähigkeiten am Regal entfaltet.« Wir sind jedenfalls gespannt, was uns da erwartet.