Key Art (Star Wars Jedi: Survivor)

Schon der Einstieg von Star Wars Jedi: Survivor ist absolut episch. Ich befinde mich mitten in der Mega-City von Coruscant, wo der flüchtige Jedi Cal Kestis einem korrupten Senator ausgeliefert werden soll. Schon die ersten fünf Minuten fühlen sich authentischer an, als die gesamte dritte Staffel von The Mandalorian und obwohl ich kein Star Wars-Fan bin, bekomme ich Gänsehaut.

Auch meine Nackenhaare richten sich auf, was aber hauptsächlich an der üblen technischen Performance liegt. Die Bildrate ist instabil, also deaktiviere ich das Raytracing. Keine Verbesserung. Ich halbiere die Auflösung. Keine Verbesserung.

Das Spiel ruckelt und stottert ohne Unterlass, obwohl ich auf einer relativ potenten Kiste (GeForce RTX 3090 Ti, 32 GB RAM usw.) zocke. Schon wieder ein PC-Titel, der in einem unfertigen Zustand veröffentlicht wurde. Kein Wunder, dass die Kritiken auf Steam durchwachsen sind.

In diesem kaputten Zustand werde ich mir das Spiel jedenfalls nicht antun. Also schnappe ich mir die PS5-Version, die im Leistungsmodus mit einer instabilen Framerate sowie Tearing und Pop-Ins zu kämpfen hat. Der Qualitätsmodus läuft zwar nur mit 30 Bildern pro Sekunde, aber zumindest stabil.

Am liebsten würde ich ein paar Wochen warten und Star Wars Jedi: Survivor erst dann spielen, wenn die Performance auf den bestmöglichen Stand gepatcht worden ist. Dumm nur, dass ich diesen Test abliefern und deshalb in den sauren Apfel beißen muss.

Los geht’s!

Im Vorgänger Star Wars Jedi: Fallen Order konnte Cal Kestis der imperialen Inquisition von Darth Vader noch entkommen, doch nun scheint seine Glückssträhne ein Ende zu haben. Wird Coruscant zu seinem Grab? Ist das Abenteuer vorbei, bevor es begonnen hat?

Zur Story verrate ich nur so viel: Sie ist weniger vorhersehbar als beim Vorgänger, aber es dauert ein wenig, bis sie Fahrt aufnimmt. Ihr solltet vorher unbedingt Fallen Order gespielt haben, sonst versteht ihr an manchen Stellen nur Bahnhof.

Lichtschwerter (Star Wars Jedi: Survivor)

Was ich besonders cool finde, ist die Tatsache, dass Star Wars Jedi: Survivor von Anfang an deutlich macht, dass die Entwickler in jedem Bereich eine Schippe draufgelegt haben. Alles ist größer, umfangreicher und spektakulärer.

Respawn Entertainment hat sämtliche Elemente aufgebohrt, die sich Fans von einem interaktiven Krieg der Sterne-Abenteuer wünschen. Darunter abwechslungsreiche Kämpfe, deutlich größere Schauplätze, noch mehr Machtspielereien und eine dichtere Star Wars-Atmosphäre.

Ständig bekommt man Dinge zu sehen oder zu hören, die sich in den vergangenen Jahrzehnten ins kollektive Nerd-Bewusstsein eingebrannt haben. Ganz gleich, ob es sich dabei um den Sound eines Blasters, die Visage einer außerirdischen Kreatur oder die Silhouette eines Raumschiffs handelt.

Jedi: Survivor ist aber nicht nur ein großartig gestaltetes Star Wars-Spiel, sondern auch eines der besten Einzelspieler-Erlebnisse der jüngeren Vergangenheit. Spätestens wenn Cal nach Koboh reist, um in Ruhe sein beschädigtes Raumschiff zu reparieren, beginnt man zu verstehen, dass bei Jedi: Survivor nicht gekleckert, sondern geklotzt wird.

Es ist eine riesige Welt voller alter und neuer Gefahren, sowie uralten Ruinen und Tempeln, denen man ihre Geheimnisse entlocken muss. Überall finden sich Hinweise und Umgebungsrätsel, die den Jedi-Alltag auflockern und neugierige Spieler auf die Suche nach Sammelobjekten führen. Es winken neue Kleidung oder Komponenten für das Lichtschwert, sowie Macht- und Gesundheitsverbesserungen.

Insgesamt gibt es sechs Planeten, die sich in Größe und Komplexität unterscheiden. Ihre Erkundung ist mitunter anspruchsvoll, z. B. wenn Dash, Doppelsprünge, Wandläufe und Einsatz des Kletterhakens kombiniert werden müssen. Im Vergleich zum Vorgänger ist die Spielwelt sehr viel interessanter und offener gestaltet.

Es herrscht subtiles Metroidvania-Flair, weil man immer wieder mit Passagen oder Gerätschaften konfrontiert wird, die (noch) nicht zugänglich sind. Manchmal ist die Lösung so simpel, wie eine zielsuchende Bombe zu einer brüchigen Wand zu locken, doch manchmal sind besondere Skills gefragt, die erst einmal erlangt werden müssen.

Aussicht (Star Wars Jedi: Survivor)

Damit ihr nicht zu viel herumrennen müsst, gibt es Schnellreisepunkte und Abkürzungen, die nach einmaliger Aktivierung zentrale Punkte der Umgebung miteinander verbinden. Wenn ihr keine Lust auf einen Spaziergang habt, lässt sich die Gegend auch mit Reit- und Flugtieren erkunden.

Auf jeden Fall lohnt es sich, Planeten, die man bereits besucht hat, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu besuchen, nicht nur um Kopfgeld-Missionen zu erfüllen oder Zeit mit dem spaßigen Holo-Taktik-Minispiel zu verbringen.

Nichts für schwache Nerven

In etwa 35 Spielstunden, einschließlich der Nebenmissionen, zerlegt man eine enorme Anzahl imperialer Truppen, Kampfdroiden sowie exotischer Monster – und das ist wörtlich gemeint. Die Lichtschwerter fühlen sich nun endlich wie präzise Hightech-Säbel an und nicht mehr wie leuchtende Baseballschläger.

Wenn Cal durch eine Gruppe von Gegnern pflügt, fliegen schon mal einzelne Körperteile durch die Luft. Allerdings spritzt nicht literweise roter Saft herum, schließlich werden die Wunden durch die Hitze des Lasers sofort versiegelt, sodass Blutfontänen gar nicht erst entstehen können.

Das Kampfsystem hat im Vergleich zum Vorgänger deutlich an Komplexität gewonnen. Richtiges Blocken, kontern und ausweichen ist wichtiger denn je, zumal es unterschiedliche Kampfstile mit spezifischen Stärken und Schwächen gibt. Ihr könnt einen Blaster in der einen und ein Lichtschwert in der anderen Hand tragen, um ein Gleichgewicht zwischen Nah- und Fernkampf herzustellen.

Es gibt Doppelklingenlichtschwerter für coole Wirbelattacken und sogar einen Crossguard Lightsaber, wie ihn Kylo Ren in der Sequel-Trilogie verwendet. Ich kämpfe am liebsten mit zwei Standard-Lichtschwertern, um den Zustand des maximalen Zerhäckselns zu erreichen.

Cal (Star Wars Jedi: Survivor)

Nutze die Macht

Durch den Einsatz der Macht werden spannende Kämpfe zu epischen Auseinandersetzungen. Gegner lassen sich wie Spielzeugpuppen durch die Gegend schleudern oder in tiefe Abgründe und andere Gefahrenquellen schubsen. Mehrere verstreute Feinde können zu einem dichten Pulk »zusammengezogen« und dadurch einfacher filetiert werden.

Das wirkt besonders elegant, wenn man vorher die Zeit verlangsamt. Böse Buben mit einem Jedi-Mind-Trick zu verwirren und sie zu zwingen, ihre eigenen Leute anzugreifen, sorgt ebenfalls für unterhaltsame Szenen.

Fazit: Wenn ihr Star Wars mögt, dann ist Jedi: Survivor ein Muss. Das Spiel enthält alles, was das Fan-Herz begehrt und überrascht mit einer interessanten Geschichte, starken Charakteren und abwechslungsreichem Gameplay.

Und selbst, wer mit Star Wars nicht viel anzufangen weiß, sollte dem Spiel eine Chance geben, denn es bietet einfach gute Blockbuster-Unterhaltung und fühlt sich stellenweise wie Uncharted im Weltraum an.

Das Spiel enthält alles, was das Fan-Herz begehrt.

Wichtig: Zum Zeitpunkt unseres Tests befand sich die PC-Fassung in einem katastrophalen Zustand, aber auch die Konsolen-Versionen haben mit technischen Problemen zu kämpfen. Ich würde daher empfehlen, mit dem Kauf zu warten, bis die gröbsten Schnitzer beseitigt sind.

Star Wars Jedi: Survivor ist seit dem 28. April für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S erhältlich.