Key Art (Dead Island 2)

Unglaublich, aber wahr: Dead Island 2 befand sich neun Jahre lang in Entwicklung. Ursprünglich bei Techland, aber das polnische Studio zog es vor, an Dying Light zu arbeiten, weshalb das Projekt dann an Yager Development (Spec Ops: The Line) übertragen wurde.

Doch Publisher Deep Silver war mit der Arbeit des deutschen Teams unzufrieden und zog den Stecker. In der Folge erhielt das britische Studio Sumo Digital den Zuschlag, doch auch hier fand man offenbar ein Haar in der Suppe, sodass ein internes Team namens Dambuster Studios mit der Entwicklung betraut wurde.

Ironie des Schicksals? Dambuster hat schließlich eine ähnlich turbulente Vergangenheit wie Dead Island 2. Einige Mitglieder des Teams sind echte Urgesteine, die für RARE am legendären GoldenEye 007 für das Nintendo 64 gefeilt haben.

Sie gründeten später Free Radical Design, um unter anderem Time Splitters zu entwickeln. 2009 wurde das Studio von Crytek geschluckt und 2014 an Deep Silver veräußert. Nach der Veröffentlichung des mittelmäßigen Shooters Homefront: The Revolution, wurde es still um Dambuster, doch jetzt meldet sich die Truppe mit Dead Island 2 zurück.

Unkompliziertes Gemetzel

Letztlich ist Dead Island 2 der weniger intelligente Bruder von Dying Light 2. Es geht hauptsächlich darum, Horden von Untoten auf brutalste Art und Weise zu zerlegen.

In Dying Light 2 wird das Gemetzel durch anspruchsvolle Parcours-Akrobatik und tonnenweise Dialoge aufgelockert, doch Dead Island 2 widmet sich vollends der kreativen Zombiedezimierung. Klingt erst einmal etwas plump, aber gerade mit menschlichen Mitspielern entpuppt sich das Nonstop-Blutbad als Guilty Pleasure vom Allerfeinsten.

Bel Air (Dead Island 2)

Euch stehen zahlreiche Hieb-, Stich- und Schusswaffen zur Verfügung, praktischerweise ist die Spielwelt mit Feuerstellen, Benzinkanistern, Gasflaschen, Ölfässern, Chemieabfällen, Wasserbehältern und losen Stromkabeln übersät. Ihr könnt Zombies einfach zu Brei hauen, in Stücke hacken oder über den Haufen ballern, doch es ist weitaus spaßiger, die Umgebung einzubeziehen.

Mit einer Axt Schädel zu spalten ist nach dem 30. Mal nicht mehr ganz so aufregend, aber Zombies in ein elektrifiziertes Schwimmbecken zu kicken, verliert nicht so schnell seinen Reiz. Ebenso lustig ist es, den Boden neben einem Strom führenden Kabel mit Wasser zu begießen und anschließend einen Zombieköder an der gleichen Stelle auszulegen.

An jeder Ecke finden sich Gelegenheiten, um die blutrünstigen Kreaturen in die Falle zu locken. Mit diesen Möglichkeiten zu experimentieren und immer wieder neue Wege der Zerstörung zu entdecken, ist bei Dead Island 2 das Salz in der Suppe. Ganz gleich, ob man eine Pfütze mit einer Autobatterie in einen Untotengrill verwandelt oder eine Gruppe zu einer großen Öllache lockt, um ein kleines Grillfest zu veranstalten.

Schaurig schönes Schadensmodel

Kloppt ihr einem Zombie mit dem Vorschlaghammer auf die Rübe, lockern sich schon mal die Augäpfel oder der Unterkiefer. Gliedmaßen lassen sich gezielt entfernen, etwa, um schnellere Zombies in Kriecher zu verwandeln.

Jeder Angriff hinterlässt sichtbare Spuren, und vor allem die verschiedenen Finishing-Moves verdienen das Prädikat »Mega-Splatter-Fest«. Es ist definitiv keine Übertreibung, wenn wir sagen, dass man Zombies in keinem anderen Spiel so detailliert und vielseitig zerlegen kann.

Und weil das Gemetzel nichts für Zartbesaitete ist, wurde die deutsche Version minimal entschärft: Tote Gegner können nicht mehr zerlegt werden. Es ist natürlich seltsam, dass man nur »lebende Untote« zerstückeln kann, aber das allein wäre noch verschmerzbar.

Co-Op (Dead Island 2)

Schlimmer finden wir, dass Besitzer der deutschen Version bei Koop-Sessions untereinander bleiben. Spielt einer eurer Freunde die ungeschnittene Version, kann er nicht teilnehmen. Wir haben jedenfalls alle Möglichkeiten ausprobiert und keinen Weg gefunden, Spieler der zensierten und unzensierten Version zusammenzubringen.

Nicht spannend, aber witzig

Wenn man allein in LA unterwegs ist, spürt man schnell erste Ermüdungserscheinungen und offen gesagt waren wir erleichtert, als nach etwa 18 Stunden alles vorbei war. Die Story ist relativ belanglos, erheitert aber durch witzige Charaktere und Dialoge.

Es wird viel mit Klischees gespielt, und neben der Scheinwelt Hollywoods wird auch die Heuchelei der Influencer auf die Schippe genommen. Weil sich das Spiel nicht so ernst nimmt und eher wie eine Persiflage anmutet, wirkt der hohe Gewaltgrad weniger geschmacklos. Hier ist einfach alles auf Anschlag gedreht.

Ihr dürft zu Beginn eine von sechs spielbaren Figuren auswählen, die sich in puncto Stärke, Verteidigung, Tempo und so weiter unterscheiden. Im Laufe der Geschichte, die sich zwischen luxuriösen Villen in Beverly Hills, Hollywood-Filmsets und albtraumhaften Stränden abspielt, verdient ihr Skill-Karten, mit denen sich die Fähigkeiten erweitern und Buffs hinzufügen lassen. Dead Island 2 bietet somit keinen typischen Talentbaum, sondern ein Kartendeck, das ihr immer weiter ausbaut.

Die bereits erwähnten Karten erlauben es unter anderem, bei jedem erfolgreichen Konter ein Stück Gesundheit zu erlangen oder eurem Dropkick eine kleine Explosion hinzuzufügen. Es gibt über 70 verschiedene Karten, was bedeutet, dass sich die Fähigkeiten ziemlich gut an den eigenen Spielstil anpassen lassen.

Die Tatsache, dass man nicht alle Fähigkeiten kombinieren kann, ist ärgerlich, besonders bei den Karten »Blocken« und »Ausweichen«. Warum kann man nicht wie in vielen anderen Spielen ausweichen UND blocken? Warum nur das eine oder das andere?

Monarch (Dead Island 2)

Unterhaltsame Rätselkost

Immer wieder stolpert man über verschlossene Türen, Kisten und abgesicherte Bereiche, die bestimmte Schlüssel, Sicherungen, Batterien oder die Lösung eines Umgebungsrätsels erfordern. Diese sind zwar unkomplizierter Natur, aber zumindest eine willkommene Abwechslung vom Dauergemetzel.

Ansonsten verbringt ihr eure Zeit damit, Waffen aufzusammeln und diese an Werkbänken mit gesammelten Schrottteilen zu modifizieren, um die Zombieschar noch effektiver zu vermöbeln. Nein, Dead Island 2 ist nicht gerade das abwechslungsreichste Spiel.

Am falschen Ende gespart?

Deep Silver hat im Laufe der Jahre eine Menge Geld in das Spiel gesteckt und es ist verwunderlich, dass sie nicht noch ein paar Euro in deutsche Synchronsprecher investiert haben. Ihr müsst euch also mit englischer Sprachausgabe und deutschen Untertiteln begnügen.

Dass man den Schwierigkeitsgrad nicht einstellen kann, trübt den Gesamteindruck ebenfalls. Unserer Meinung nach ist Dead Island 2 ein wenig zu einfach, andererseits sind die Spieler experimentierfreudiger, wenn Fehltritte nicht sofort zum »Game Over« führen. Wir haben uns im Koop-Modus mit anderen Spielern ausgetauscht und die meisten halten das Spiel für zu leicht, vor allem, wenn bereits einige Stunden investiert und bestimmte Fähigkeiten freigeschaltet wurden.

Gerade mit menschlichen Mitspielern entpuppt sich das Nonstop-Blutbad als Guilty Pleasure vom Allerfeinsten.

Fazit: Auch wenn wir uns in der Einzelspieler-Kampagne schnell gelangweilt haben, sind wir sicher, dass wir dank der super-duper Koop-Action noch viele unterhaltsame Stunden mit Dead Island 2 erleben werden. Ob man Spaß hat, hängt aber ganz von den eigenen Erwartungen ab.

Wer sich ein anspruchsvolles Action-Adventure mit spannender Story und abwechslungsreichem Gameplay erhofft, wird gnadenlos enttäuscht. Wenn ihr aber (vorzugsweise mit Freunden) einfach nur Zombies perforieren, filetieren, elektrifizieren, zermatschen oder in Brand setzen wollt und auf schnörkellose Old-School-Action und Gewalt steht, dann seid ihr bei Dead Island 2 genau richtig.

Ebenso verdient die Technik ein Lob, denn das Spiel bietet zumindest auf PC, PS5 und Xbox Series X einen guten Kompromiss zwischen ansprechender Grafik und flüssiger Performance.

Dead Island 2 ist seit dem 21. April 2023 für PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One und Xbox X|S erhältlich.