Seite (PlayStation VR2)

Machen wir uns nichts vor: Das Interesse an VR-Spielen hat deutlich nachgelassen. Vor rund drei Jahren sorgte das grandiose Half-Life: Alyx für Schlagzeilen, aber seitdem ist nix Weltbewegendes passiert.

Sony gebührt große Anerkennung dafür, weiterhin in VR investiert zu haben, obwohl es sich nur noch um einen Nischenmarkt handelt. Die Japaner haben ihrem neuen System eine Fülle fortschrittlicher Features spendiert, aber auch einige Kompromisse in Kauf genommen, um den Preis einigermaßen erschwinglich zu halten.

Ein überraschendes Highlight ist die Vibrationsfunktion des Headsets. Was auf dem Papier wie ein Gimmick klingt, sorgt in der Praxis tatsächlich für eine noch dichtere Atmosphäre.

Wenn etwa in Horizon: Call of the Mountain ein großes Maschinenmonster an euch vorbeistapft, hört ihr nicht nur die Schritte, die von links nach rechts donnern, sondern ihr spürt auch die entsprechenden Vibrationen. Das haptische Feedback des Headsets intensiviert das Gesamterlebnis ungemein, und wir sind gespannt, wie dieses Feature in zukünftigen Titeln zur Anwendung kommt.

Seite (PlayStation VR2)

Das Headset

Bei der Erstinstallation wird die Umgebung gescannt, um euren Spielbereich festzulegen. Das PSVR2-System erkennt Hindernisse dabei automatisch und in unserem Fall war kein manuelles Nachbessern notwendig.

Das Inside-Out-Tracking ist dank vier integrierter Kameras sehr präzise, die Controller arbeiten zuverlässig und werden auch in hektischen Situationen fehlerfrei erkannt. Bei anderen VR-Systemen mit Inside-Out-Tracking gibt es manchmal Probleme, wenn man die Controller zu weit nach links oder rechts und somit aus dem Sichtfeld der Kameras bewegt.

Problematisch wird die Sache nur in etwas dunkleren Räumen. Während etwa Samsungs HMD Odyssey+ in unserem Testraum einwandfrei funktioniert, mussten wir für den reibungslosen Betrieb von Sonys PSVR2-System eine weitere Lichtquelle installieren.

Im Headset verrichten zwei HDR-OLED-Displays ihren Dienst. Die Auflösung beträgt 2.000 × 2.040 Bildpunkte pro Auge und das Sichtfeld umfasst 110 Grad. Mit einer Bildwiederholfrequenz von 90 Hz oder 120 Hz ist eine flüssige Darstellung garantiert.

Leider setzt Sony auf Fresnel-Linsen, was bedeutet, dass gerade in kontrastreichen Szenen immer wieder unschöne Lichtreflexionen entstehen. Da Pancake-Linsen teurer in der Herstellung sind und aufgrund ihrer geringeren Lichtausbeute besonders helle Displays voraussetzen, hat sich Sony vermutlich aus Kostengründen dagegen entschieden.

Controller (PlayStation VR2)

Auf gleichmäßig hellen Flächen ist außerdem eine feine Struktur erkennbar, die nicht so störend ist wie der starke Fliegengittereffekt älterer VR-Headsets, aber dennoch auffällig. Ein Kollege hat es treffend beschrieben: »So sieht es auch aus, wenn man ein Baumwollbettlaken als Projektionsfläche für den Beamer verwendet.«

Auch wenn die Bildqualität im Vergleich zum Vorgänger deutlich besser ist und für ein Gerät dieser Preisklasse überzeugt, kann sie nicht ansatzweise mit normalen TVs oder Computermonitoren mithalten. Das gilt aber auch für die Konkurrenz und es dürften noch Jahre vergehen, bis erschwingliche VR-Systeme eine tadellose visuelle Klarheit liefern.

Endlich: Eyetracking!

Kommen wir zum sogenannten »Dynamic Foveated Rendering«. Dabei werden nur die Teile einer Szene gerendert, auf die der Spieler gerade blickt, während die umliegenden Bereiche unscharf dargestellt werden. Das spart Rechenleistung und wird durch eine ausgeklügelte Eye-Tracking-Technologie ermöglicht.

Ohne diesen Kniff wären grafische Leckerbissen mit hohen Bildwiederholraten auf der PS5 wohl deutlich schwerer realisierbar. Ferner ist es möglich, Spiele durch die Bewegung der Pupillen zu steuern, was beispielsweise in Rez Infinite den Spielspaß deutlich in die Höhe treibt.

Leider hat das Ganze auch einen Nachteil: Der Sweet Spot, also der Punkt, an dem das Bild scharf erscheint, ist relativ klein. Wenn das Headset in hektischen Szenen leicht verrutscht, ist eine leichte Unschärfe die Folge. Deshalb mussten wir etwa beim Spielen von Resident Evil: Village gelegentlich das Visier zurechtrücken.

PlayStation VR2

Komfortabel und sicher

Dafür trägt sich das Headset angenehm und verursacht auch bei längerer Nutzung kein unbequemes Druckgefühl. Ein praktischer Knopf an der Oberseite des Headsets ermöglicht es, den Abstand zwischen Visier und Kopf zu ändern, während ein Drehregler auf der Rückseite die Passform reguliert. Im Test hatten selbst großköpfige Brillenträger mit PSVR2 keine Probleme. Ebenfalls schön: Auf Knopfdruck lässt sich jederzeit ein Schwarz-Weiß-Bild der realen Umgebung einblenden.

Einerseits finden wir schade, dass PSVR2 keinen Wireless-Modus bietet, andererseits genügt ein einziges Kabel, das direkt mit einem der USB-C-Anschlüsse der Konsole verbunden wird. Es ist 4,5 Meter lang und macht die Spielerfahrung deutlich angenehmer als die umständliche Verkabelung des Vorgängers.

Übrigens lässt sich dank 3,5-mm-Anschluss jeder handelsübliche Kopfhörer anschließen, falls ihr mit den mitgelieferten Earbuds nicht zufrieden seid.

Die PSVR2-Controller

Das haptische Feedback der schicken Eingabewerkzeuge steht dem der »normalen« DualSense-Controller in nichts nach. Ihr spürt also in den Fingerspitzen, wie sich die Sehne des Bogens in Horizon: Call of the Mountain spannt und auch das Abfeuern von Schusswaffen wirkt dadurch realistischer.

Oben (PlayStation VR2)

Auf echtes Finger-Tracking wird verzichtet, aber zumindest erkennt der Controller, ob die Finger anliegen oder nicht. Für Spieler mit großen Händen sind die Controller etwas unterdimensioniert, sodass die Daumenknöchel beim Spielen gegen die Innenseite des Rings drücken. Das kann bei längeren Sessions nerven, genau wie die Akkuleistung, denn nach drei bis vier Stunden geht den Controllern der Saft aus.

Für uns rechtfertigt bereits Polyphony Digitals Rennsimulation den Kauf des Systems. Es gibt aktuell kein cooleres VR-Racing-Erlebnis!

Fazit: Wir haben während unserer mehrtägigen Testsession Gran Turismo 7 VR, Horizon: Call of the Mountain, Resident Evil 8 Village, Rez Infinite, Moss 2, Kayak VR: Mirage und die Enhanced Edition von Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge gespielt.

Für uns rechtfertigt bereits Polyphony Digitals Rennsimulation den Kauf des Systems. Es gibt aktuell kein cooleres VR-Racing-Erlebnis!

Wenn wir PlayStation VR2 mit anderen Systemen wie Meta Quest 2, Pico 4 und Valve Index vergleichen, landet Sonys neues System an der Spitze. Allerdings ist die Spieleauswahl relativ überschaubar, sodass wir nur hoffen können, dass sich genügend Käufer für PSVR2 entscheiden, damit die Plattform für Entwickler langfristig interessant bleibt.

PlayStation VR2 (599,99 €) ist seit dem 22. Februar für PS5 erhältlich.