Key Art (The Callisto Protocol)

Der Frachterpilot Jacob (gespielt von Josh Duhamel) versteht die Welt nicht mehr, nachdem Terroristen sein Schiff entern und zum Absturz bringen. Die Gesetzeshüter stecken ihn zusammen mit den Terroristen in die Black-Iron-Gefängniskolonie und werfen den Schlüssel weg. Zu allem Überfluss bricht dort auch noch eine Seuche aus, die alles ins Chaos stürzt.

Die gute Nachricht: Jacob kann aus seiner Zelle entkommen.

Die schlechte Nachricht: Er ist von blutrünstigen Mutanten umzingelt.

Jacob muss schleunigst abhauen. Glücklicherweise macht er schon früh die Bekanntschaft eines Mitgefangenen, der die Gefängniskolonie wie seine Westentasche zu kennen scheint. Elias möchte Jacob dabei helfen, die Sicherheitsmechanismen auszuhebeln und die schnellste Route zum Landeplatz zu finden. Ihre einzige Hoffnung ist, dass es dort noch flugfähige Schiffe gibt, mit denen sie Kallisto verlassen können.

Schicker Ekelhorror

Was beim Spielstart sofort ins Auge sticht, ist die filmreife Präsentation. Die Überlebenden und natürlich auch die schaurig schönen Monster wurden detailliert und lebensecht in Szene gesetzt. Wenn ihr von einem der sogenannten Biophagen gepackt werdet und versucht, seiner potenziell tödlichen Umarmung zu entfliehen, könnt ihr die schleimigen, mit Beulen übersäten Ekelpakete besonders gut unter die Lupe nehmen.

Monster (The Callisto Protocol)

Ihr seid der Bedrohung aber nicht hilflos ausgeliefert, denn Jacob setzt sich mit diversen Hieb- und Schusswaffen zur Wehr. Dabei verlieren die Mutanten nicht nur Gliedmaßen und Tentakel, sondern manchmal auch ihren Kopf. Das hält sie jedoch nicht davon ab, weiter anzugreifen und selbst wenn ihr eure Waffen an einem der verstreuten Terminals voll aufbrezelt, bleiben die angriffslustigen Schleimer eine Herausforderung.

Wer nicht auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad spielt, lernt schnell, dass es mehr ums Überleben als ums Besiegen aller Feinde geht. Manchmal kann das auch bedeuten, die Beine in die Hand zu nehmen. Wer zu viel Munition an Otto-Normal-Gegner verschwendet, steht womöglich mit heruntergelassener Hose da, wenn plötzlich ein dicker Brummer auftaucht.

Pull & Push

Für den besonderen Kick sorgt (im wahrsten Sinne des Wortes) ein Telekinese-Handschuh, der es Jacob gestattet, Gegner und Objekte heranzuziehen, um sie z. B. in Riesenzahnräder, Stachelwände oder Rotorblätter zu schleudern. Das macht zwar Laune und fühlt sich angenehm wuchtig an, aber weil das Handling sehr träge und das Kampfsystem nicht präzise genug ist, entsteht gerade in Situationen mit mehreren Gegnern ziemlicher Frust.

Wenn ihr auf einen Biophagen einprügelt, seinen Angriffen mit dem linken Analogstick ausweicht und plötzlich weitere Mutanten auftauchen, beginnen die Probleme. So kann es passieren, dass man die Spielfigur leicht nach links drehen möchte, um sich auf einen Feind zu fokussieren und stattdessen ungewollt dem Angriff eines Feindes ausweicht.

Person (The Callisto Protocol)

Die Kamera dreht sich von der Hauptbedrohung weg, man verliert die Orientierung und zack, ist Jacob tot. Es mag zwar innovativ erscheinen, sowohl die Bewegung des Charakters als auch das Ausweichen vor gegnerischen Angriffen auf den linken Stick zu legen, aber leider funktioniert das nicht halb so gut wie erhofft.

Ruckeldiezuckel

Besonders nervig ist das bei der PC-Version, die unter konstanten Rucklern leidet und es quasi unmöglich macht, präzise zu zielen, um feindliche Schwachstelle aufs Korn zu nehmen. Deaktiviert man das Raytracing und schaltet von DX12 zu DX11, wird das Geruckel reduziert, aber von einer flüssigen Framerate ist The Callisto Protocol dann immer noch meilenweit entfernt. Wir sind gespannt, ob sich das Problem per Patch in den Griff bekommen lässt. Nachtrag: Die Entwickler haben mittlerweile einen Patch veröffentlicht, der die Performance-Probleme deutlich entschärft.

Monotonie im All

Neben der unpräzisen Steuerung hat uns vor allem das eintönige Gameplay gestört. Nach etwa fünf Stunden geht The Callisto Protocol trotz zahlreicher Schreckmomente und blutiger Szenen langsam die Puste aus. Wir hätten uns mehr Abwechslung bei der Gegnerauswahl und ein paar echte Rätsel gewünscht.

Immer wieder dieselben Schlabberheinis zu Klump zu hauen, wird auf Dauer langweilig und dass sich Jacobs Todesanimationen nicht abbrechen lassen, strapaziert unser Nervenkostüm ebenfalls. Vielleicht sollten wir uns doch den kostenpflichtigen Season Pass kaufen, der 13 zusätzliche Todesanimationen bereithält?

B2 (The Callisto Protocol)

Am schlimmsten sind aber die Momente, in denen sich Jacob in Zeitlupe durch enge Spalten hindurch oder an Rohren vorbeiquetschen muss. Normalerweise nutzen Entwickler dieses »Hindurchzwängen«, um Ladezeiten zu kaschieren, wenn die Spielfigur von einem Abschnitt zum nächsten wechselt. In The Callisto Protocol wird man jedoch so oft damit konfrontiert, dass man sich als Spieler fast verarscht fühlt.

Nach etwa fünf Stunden geht The Callisto Protocol trotz zahlreicher Schreckmomente und blutiger Szenen langsam die Puste aus.

Woran erinnert uns das?

Telekinese, Stampfattacken und Glibbermonster im All kommen euch bekannt vor? Kein Wunder, denn hinter The Callisto Protocol stehen dieselben Entwickler, die auch für die Dead Space-Serie verantwortlich waren. Immer wieder fühlt man sich an den Horrorklassiker erinnert, auch wenn die Klasse von Dead Space 1 und 2 nie erreicht wird. Besser als das missglückte Dead Space 3 ist The Callisto Protocol definitiv, aber trotzdem hatten wir uns spielerisch mehr erhofft.

Fazit: Hartgesottene Spieler, die blutigen SciFi-Horror lieben, dürfen trotz der genannten Mängel gerne zugreifen. Grafik und Atmosphäre sind top, die vielen Zwischensequenzen kinoreif und das Gameplay … na ja, auf Dauer eher mittelprächtig. Das Gesamtpaket bleibt aber ansprechend genug, um die Schwächen einigermaßen zu kompensieren.

The Callisto Protocol ist seit 2. Dezember für PC, PlayStation und Xbox erhältlich.