Key Art (Stray)

Eben noch genießt ihr das unkomplizierte Leben als Mitglied einer umherziehenden Bande von Samtpfoten, und einen unvorsichtigen Sprung später findet ihr euch plötzlich in einer fremden Cyberpunk-Welt wieder, die von Robotern bevölkert wird. Damit wären wir auch schon bei der großen Stärke von Stray, denn den Entwicklern ist es gelungen, eine rätselhafte Atmosphäre zu erschaffen, die euch ständig animiert, mehr über die Hintergründe zu erfahren.

Eigentlich ist die Spielmechanik anspruchslos, doch die Neugierde hält euch bis zum Schluss bei der Stange, weil ihr alle Geheimnisse lüften und einen Weg aus den futuristischen Slums finden möchtet. Deshalb wäre es auch töricht, euch Details zur Story zu verraten, die sich im Laufe des relativ kurzen Abenteuers ganz spielerisch vor euren Katzenaugen entfaltet.

Wir waren etwa sieben Stunden lang beschäftigt, haben uns aber auch die Zeit genommen, die entschleunigende Wirkung der einzigartigen Atmosphäre zu genießen und jeden Winkel zu erkunden. Wer sich stur an die Hauptquest hält, dürfte Stray in weniger als fünf Stunden knacken.

Das Besondere an der Erkundung der verwinkelten Umgebung: Ihr könnt nicht nach Lust und Laune durch die Gegend hüpfen, sondern nur Objekte erklimmen, wenn darüber ein »A-Symbol« eingeblendet wird. Drückt ihr die entsprechende Taste, wechselt die Katze elegant die Position.

Gasse (Stray)

Um mehrere »Etagen« unterbrechungsfrei zu überwinden, haltet ihr den A-Button gedrückt. Auch wenn sich das Spiel manchmal weigert, euch auf bestimmte Fässer und Kisten springen zu lassen, weil diese nicht Teil der »Route« sind, entpuppt sich diese Einschränkung als smarter Kniff, um die unverwechselbare Katzenillusion aufrechtzuerhalten.

Zwar beschreibt Stray in erster Linie eure spannende Flucht aus dem Ghetto, doch ganz nebenbei klärt ihr auch das Schicksal einer ausgestorbenen Spezies. Allerdings wird die Welt nicht nur von den bereits erwähnten Androiden, sondern auch von schrecklichen Kreaturen bevölkert, die als Zurks bekannt sind.

Sie ähneln den Baby-Headcrabs aus der Half-Life-Serie und ihre einzige Aufgabe scheint die Auslöschung allen Lebens zu sein. Das Fiese ist, dass die Zurk immer genau dann auftauchen, wenn man sich in einem meditativen Flow befindet und vergisst, dass die verschlafene Welt alles andere als friedlich ist.

Praktischer Robo-Partner

Glücklicherweise ist eure Katzenheldin nicht auf sich allein gestellt, denn ein schwebender Mini-Roboter dient als Taschenlampe, Stichwortgeber, Übersetzer und verlängerter Arm. Der kleine Helfer scannt Objekte, knackt Schlösser und hilft euch beim Lösen vieler Rätsel, die nicht besonders herausfordernd, aber stets unterhaltsam sind.

Billard (Stray)

Uns ist der niedliche Sidekick jedenfalls schnell ans Herz gewachsen, zumal das ungewöhnliche Duo hinsichtlich der Fähigkeiten perfekt aufeinander abgestimmt wurde. So habt ihr immer das Gefühl, eine stinknormale Katze zu steuern, die miauen, Teppiche zerkratzen und Gegenstände von Tischkanten fegen kann.

Dass ihr eine Fellnase und keinen typischen Videospielhelden steuert, verpasst der düsteren Stimmung eine unbeschwerte Note, die einen ganz eigenen Reiz hat. Euer Blechkumpel erweitert euren Aktionsspielraum und macht die Spielmechanik abwechslungsreicher, ohne aufgesetzt zu wirken.

Hüpfen, entdecken und flüchten

Spielerisch erwarten euch viele »Wie komme ich da bloß rüber?«-Momente, simple Rätsel und auch dramatische Szenen, in denen euch nur die Flucht bleibt. Dabei werdet ihr ständig mit Situationen konfrontiert, in denen ihr euch zu einer bestimmten Position durchschlagen müsst.

Ihr nutzt Eimer als Gondeln, werft Bretter um oder blockiert Rotorblätter von Lüftungsanlagen, um in Gebäude zu gelangen. Wenn ihr den ekelhaften Zurks begegnet, bleibt euch zunächst nur die Flucht, aber mit der Zeit entwickelt ihr Strategien, um die kleinen Fressmaschinen für eure Zwecke zu missbrauchen.

Straße (Stray)

Ihr könnt sie beispielsweise mit einem beherzten »Miau« auf eine falsche Fährte locken. Es gibt auch Stealth-Szenen und sogar Momente, in denen ihr den Zurks nicht ganz wehrlos gegenübersteht.

Wer keine Katzenallergie hat, sollte dieser kleinen Perle deshalb unbedingt eine Chance geben.

Fazit: Die Tatsache, dass Stray ein eher kurzes Spiel ist, hat einen triftigen Grund: Ohne zig Wiederholungen könnte eine 20-stündige Kampagne nicht mit den verfügbaren Gameplay-Elementen gefüllt werden. Dennoch würde ich das feline Abenteuer nicht als Häppchen bezeichnen, denn was ihr in den fünf bis sieben Stunden erlebt, ist intensiv, charmant und eindrucksvoll.

Stray ist eine liebenswerte Erfahrung und erfrischend anders, ohne abgehoben zu wirken. Wer keine Katzenallergie hat, sollte dieser kleinen Perle deshalb unbedingt eine Chance geben.

Stray ist seit dem 19. Juli für für PC, PlayStation 4 und PlayStation 5 erhältlich.