Inside Games Cover Art (Endling – Extinction is forever)

Zum Autor: Bernhard Richter ist PR-Manager bei HandyGames.

Computerspiele machen Spaß! Na ja, wenn man mal von diesem einen scheinbar endlosen, sich wiederholenden Bosskampf in diesem einen Spiel absieht … Man kriegt ihn einfach nicht klein. Frustrierend. Abgesehen davon aber machen sie Spaß.

Computerspiele sind mittlerweile ein wichtiger Teil unserer audiovisuellen Kultur. Mit ihren immer besseren Grafiken dank stetig stärker werdender Hardware (man denke nur an die Rechenleistung eines gewöhnlichen Smartphones) haben sie sich eine feste Position als erzählerisches Mittel erarbeitet. Sie sind dadurch in der Lage, Aufmerksamkeit zu generieren, uns zu inspirieren, ja unsere eigene Realität zu verändern.

Die Welt der Computerspiele hat darüber hinaus noch den Vorteil, dass sie interaktiv sein kann. Gamer treffen also Entscheidungen, die gravierende Konsequenzen für die Spielwelt haben. Wer will nicht zu den »Guten« gehören und die Welt retten?

Ist das euer Ernst?

Doch nicht immer sind Spiele leichte Unterhaltung. »Serious Games« – ernste Spiele – sind per Definition Spiele, die nicht notwendigerweise unterhalten. Sie können uns dennoch motivieren, unser Verhalten beeinflussen, uns lehren.

Mensch (Endling – Extinction is forever)

Ein Beispiel dafür ist das Spiel Through the Darkest of Times des deutschen Indie-Entwicklers Paintbucket Games. Ein Strategiespiel, in dem man eine Widerstandsgruppe in Berlin zur Zeit der Nazi-Herrschaft spielt.

Kein wirklich lustiges Spielthema, aber immens wichtig, um über historische Ereignisse und deren Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft aufzuklären. Eine wichtige Lektion, die man heute mehr denn je wahrnehmen sollte, da Geschichte dazu neigt, sich zu wiederholen.

Computerspiele mit einem Fokus auf Umweltverschmutzung oder Naturschutz können ein Subgenre von Serious Games sein, bei denen Gamer Spielelemente manipulieren, um ihre Umgebung oder die Bedingungen im Spiel zu verändern und zu beeinflussen.

Mit 2,5 Milliarden Gamern auf der ganzen Welt gibt es das Potenzial, einen Wandel herbeizuführen.

Im Kern ihres Designs, ihrer Mechanik und ihrer Ästhetik aber sollen sie das ökologische Bewusstsein fördern. Sie setzen auf Neugier, Einfallsreichtum, Instinkt und Wissensdurst als Hauptmotivation.

Da sich Spiele zu einer durchaus akzeptierten Form des Medienkonsums entwickelt haben – ähnlich wie das Kino in seinen Anfängen – wird die Vielfalt der behandelten Themen immer größer.

Die Zeiten, in denen Computerspiele nur als Grund gesehen wurden, Massenmörder zu werden, sind glücklicherweise vorbei. Abgesehen von diesem einen ewig-gestrigen Ex-Politiker, der ab und an unter seinem Stein vorkriecht und Computerspielen die Schuld gibt.

Serious Games sind also auch Spiele, deren Hauptzweck über die Unterhaltung hinausgeht. Sie schaffen starke emotionale Erlebnisse und verwandeln komplexe Konzepte in Erfahrungen aus erster Hand. Und mit 2,5 Milliarden Gamern auf der ganzen Welt gibt es hier in der Tat das Potenzial, einen Wandel herbeizuführen.

Die Vereinten Nationen greifen ein

Um die Öffentlichkeit über Umweltfragen aufzuklären, sind neue und kreative Methoden erforderlich. Daher wurde während des Klimagipfels im UN-Hauptquartier in New York vom United Nations Environmental Programme (UNEP) die »Playing for the Planet Alliance« ins Leben gerufen.

Die Mitglieder verpflichten sich, naturschutzrelevante Aktivitäten in Spiele zu integrieren, ihre eigenen Emissionen zu reduzieren und die globale Umweltagenda durch Initiativen zu unterstützen, die von Baumpflanzungen bis hin zur Reduzierung von Plastik in ihren Produkten reichen kann.

Mehr als 25 Game-Studios auf der ganzen Welt – mit einer kollektiven Spielerschaft von mehr als einer Milliarde Menschen – arbeiten hier zusammen und machen es sich zur Aufgabe, »grüne« Aktivitäten innerhalb und außerhalb des Spiels zu implementieren, wie z. B. neue Modi, Karten, thematische Ereignisse, Handlungsstränge und Botschaften. Das Leitmotiv ist die Erhaltung und Wiederherstellung der Wälder und Ozeane.

Key Art (Endling – Extinction is forever)

Endling – Extinction is forever des spanischen Indie-Entwicklers Herobeat ist ein Paradebeispiel für ein ernsthaftes Spiel mit einem starken Fokus auf das Umweltbewusstsein:

Die Menschheit hat eine der anpassungsfähigsten Kreaturen des Tierreichs – den Fuchs – zum Aussterben gebracht. Als letzter Fuchs auf der Erde kämpfen Gamer ums Überleben auf der Suche nach der wenigen Nahrung, die in dieser sterbenden digitalen Welt noch übrig ist.

Aber nicht nur für sich selbst – hilflose Fuchsbabys warten in der Sicherheit des Fuchsbaus sehnsüchtig auf die Rückkehr der Mutter. Bis zu dem Tag, an dem einen der schlafenden Jungfüchse etwas aufweckt …

Der Verlust eines Jungtieres ist als herzzerreißender, erschütternder Moment programmiert. Aber solange es noch Hoffnung gibt, wird die Füchsin alles versuchen, um ihr Kleines zurückzubekommen. Es ist die Aufgabe der Gamer, ihre verletzlichen Jungtiere sicher durch die dystopische Zukunft eines ausgebeuteten Planeten zu führen.

Tauchfahrt in die menschliche Psyche

Der Kerngedanke hinter einem Serious Game ist seine Fähigkeit, den Gamern etwas beizubringen, indem es ihnen neues Wissen vermittelt und das Bewusstsein auf besondere Weise schärft.

Wald (Endling – Extinction is forever)

Bei Endling wird man mit einer steten Umweltveränderung konfrontiert, die Teil der Erzählung sind. Niemand ist sicher – und die Menschheit trägt die Schuld daran.

Das Spiel hat das Potenzial, das persönliche Umweltbewusstsein zu stärken und zu erweitern, indem es die Auswirkungen auf die Umwelt auf eine innovative Weise visualisiert. Endling bringt abstrakte, natürliche Zusammenhänge nahe und kann eine Transferleistung von der digitalen in die reale Welt auslösen. Denn Nachhaltigkeit und Beständigkeit sind grundsätzlich tief in der menschlichen Psyche verankert.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Endling kein »schönes Spiel« ist – sicherlich, die Grafik ist niedlich und ansprechend, die Story emotional und mitreißend, der Soundtrack (unter anderem mit der bekannten Hans-Zimmer-Cellistin Tina Guo) ist phänomenal und stimmig, aber es macht keinen »Spaß«.

Und das soll es auch gar nicht. Das Ende der Welt ist auch nicht »spaßig«. Und das will uns Endling sagen: Mach dir Sorgen! Um deine Welpen. Und um die Welt.

Endling – Extinction is forever ist ein gesellschaftskritisches 3D-Sidescrolling Stealth-Survival-Abenteuer des unterfränkischen Publishers HandyGames. Die Veröffentlichung ist für den Sommer 2022 auf PC, Xbox One, PlayStation 4 und Nintendo Switch geplant.