Uncharted 4: A Thief’s End

Natürlich: Mit den Original-Charakteren ist es auch in der Spielewelt so eine Sache. Dem gut rasierten Rebellen Nathan Drake wird oft nachgesagt, er sei ein Abziehbild der Tomb Raider-Legende Lara Croft. Die wiederum galt in ihren Anfängen als weibliche Klonfigur des früher sehr populären Dr. Indiana Jones, dem leider nur wenige gute Versoftungen gewidmet wurden.

So oder so: Am Ende feierten und feiern sowohl Lara als auch Nathan beachtliche Erfolge. Irgendwann schaffte es der von Nolan North porträtierte Wagehals sogar, die Lara der zweiten Generation bei den Verkäufen zu überflügeln.

Aber wie viel Budget stand eigentlich hinter den Uncharted-Spielen? Und war der Aufstieg des Nathan Drake eher mit einer Achterbahnfahrt zu vergleichen, oder war es einfach nur eine Frage der Zeit, bis der Kletterheld aus dem Schatten der Eidos-Ikone hervortreten würde? Wir haben die entsprechenden Daten recherchiert und miteinander verglichen.

#4

Drake’s Fortune (2007): 4,8 Mio. verkaufte Exemplare

Ja, das kommerziell »erfolgloseste« Spiel der Uncharted-Reihe ist tatsächlich Nathans Debüt. Jedoch sprechen wir hier über ein Ergebnis, von dem einige Tomb Raider-Ausgaben – insbesondere das viel kritisierte Angel of Darkness, aber auch manch früherer Hauptteil – nur träumen konnten.

Der Fairness halber muss erwähnt werden, dass Uncharted: Drake’s Fortune mit 20 Millionen US-Dollar finanziert wurde.

Uncharted: Drake’s Fortune

Entwickelt wurde Drake’s Fortune über zwei Jahre, belohnt wurde der Einsatz mit 2,6 Millionen verkauften Kopien etwa anderthalb Jahre nach Release. Stand 2015 hatte sich der Big-Budget-Erstling mehr als 4,8 Millionen Mal verkauft.

Das erste Uncharted fuhr den niedrigsten Metascore der Serie bei den Pressewertungen ein, doch das ist angesichts der 88 von 100 möglichen Punkten auf der PS3 kaum eine Fußnote wert.

#3

Among Thieves (2009): 6,5 Mio. verkaufte Exemplare

Als ein Spiel, das in Tony Motts Buch »1001 Video Games You Must Play Before You Die« Erwähnung findet, kann Uncharted 2: Among Thieves schon mal nicht schlecht sein.

Tatsächlich passt die lange Latte an Preisen, die Naughty Dog für dieses Werk einheimste, selbst in kleiner Schriftgröße nur auf zwei Bildschirme. Entsprechend hoch liegt hier der Metascore, der mit 96 von 100 Punkten (PS3) den Serienhöhepunkt markiert.

Uncharted 2: Among Thieves

Der finanzielle Hintergrund blieb indes derselbe, und so »verprasste« Naughty Dog laut Co-Präsident Evan Wells auch für das Sequel satte 20 Millionen US-Dollar. Ebenfalls kein Unterschied ergab sich bei der Entwicklungszeit des Action-Adventures, das genau wie der Serien-Einstand nach zwei Jahren die Händlerregale zierte.

Und wie schaut es bei den Verkäufen aus? Among Thieves übertraf Drake’s Fortune deutlich, es steigerte die Verkäufe noch mal um 1,7 Millionen Einheiten auf 6,5 Millionen im März 2015. Bereits an diesem Punkt stellte die Reihe Etappenrekorde auf, mit 537.000 verkauften Exemplaren binnen der ersten zwei Wochen.

#2

Drake’s Deception (2011): 6,6 Mio. verkaufte Exemplare

Auch auf die Gefahr hin, die Titel der Uncharted-Reihe chronologisch zu ordnen: Aus wirtschaftlicher Sicht folgt auf dem zweiten Platz der dritte Teil, Drake’s Deception.

Auf einen Zweijahrestakt konnte sich Naughty Dog bei Uncharted nicht einschießen, und so erschien die fesselnde Geschichte um die verlorene Stadt Hiram erst drei Jahre nach Among Thieves.

Uncharted 3: Drake’s Deception

Auch Drake’s Deception bekam sehr gute Pressekritiken und brachte es auf einen Metascore von 92 Punkten auf der PS3. Das ist – so viel sei vorweggenommen – nur die dritthöchste Wertung der Serie, während sich das Budget gegenüber den anderen Teilen wahrscheinlich marginal erhöhte. Eine offizielle Zahl hierzu existiert nicht.

Sony gab 2011 an, am Release-Tag weltweit 3,8 Millionen Einheiten des Spiels ausgeliefert zu haben. Etwas aussagekräftiger sind die offiziellen Zahlen vom März 2015, wonach sich das dritte Uncharted 6,6 Millionen Mal verkaufen konnte. Damit schlug es Among Thieves nur hauchdünn um hunderttausend Einheiten, dafür hagelte es aber erneut hübsche Auszeichnungen, darunter mehrere »Game of the Year«.

#1

A Thief’s End (2016): 15 Mio. verkaufte Exemplare

Kenner des Franchise wird der Spitzenreiter beim kommerziellen Erfolg wenig überraschen: Es ist »natürlich« Uncharted 4: A Thief’s End. Die Inszenierung von Nathan’s (Un-)Ruhestand hatte sich der amerikanische Entwickler geschätzt einiges kosten lassen – amtliche Angaben gibt es wie schon bei Uncharted 3 nicht.

Als Orientierung diente uns Eidos-Montreal mit Shadow of the Tomb Raider, das als vergleichbares Spiel mit ähnlicher Mannstärke geschaffen wurde. Mit 75 bis 100 Millionen Dollar hatte letzteres eines der höchsten Videospiel-Budgets überhaupt; in einer Liste der am teuersten zu entwickelnden Spiele belegt es momentan Rang sieben.

Sprung (Uncharted 4: A Thief’s End)

Bei den verkauften Einheiten zog Uncharted 4 nun am direkten Konkurrenten Tomb Raider vorbei. Schon während der ersten Woche konnten 2,7 Millionen Kopien von A Thief’s End abgesetzt werden, zwischen Mai und Dezember 2016 wuchs diese Zahl auf 8,7 Millionen.

Letzten Verlautbarungen nach eroberte der PS4-Hit mehr als 15 Millionen Konsolen (Stand Mai 2019), demgegenüber steht das bislang meist verkaufte Tomb Raider (Rise of the Tomb Raider) mit respektablen 11,8 Millionen Verkäufen im Jahr 2021. Auch die Pressestimmen, wen wundert es noch, sangen gemeinsam ein Loblied, das in einem Metascore von 93 Punkten mündete.

So schön und interessant die Vergleiche mit der Profi-Grabschnüfflerin Lara Croft auch sind, sie lassen sich am Ende des Tages nur schwer zu ziehen. Denn Miss Croft erleichterte die antike Prominenz schon 1996 um ihre Habseligkeiten – und damit zu Zeiten, als Videospiele nicht annähernd so populär waren wie heute.

Aus demselben Grund gestaltet sich auch eine Rangordnung bei den Titeln der Uncharted-Reihe schwierig. Nicht jeder Uncharted 4-Fan greift überdies zwangsläufig zum ersten Teil aus dem Jahr 2007, obgleich dieser inzwischen als Remaster vorliegt.

Klar ist aber, dass einer der erfolgreichsten und beliebtesten Videospiel-Protagonisten Nathan Drake heißt. Und deshalb sollte er sich unbedingt auch auf der PlayStation 5 blicken lassen.