Microsoft und Activision Blizzard

Infolge des Missbrauchsskandals im Hause Activision Blizzard fielen die Aktienkurse des US-Unternehmens um annähernd 30 Prozent. Diese Gelegenheit nutzte nun Microsoft, um den Hersteller von World of Warcraft und Diablo in den Einkaufswagen zu legen. Der Kostenpunkt: 68,7 Milliarden US-Dollar. Die Fusion soll im Geschäftsjahr 2023 abgeschlossen sein – bis dahin werden die Parteien unabhängig voneinander agieren.

In einem offiziellen Statement hieß der Microsoft-Gaming-CEO Phil Spencer die »unglaublichen Teams« von Activision Blizzard in der Unternehmensfamilie willkommen. Seine Firma strebe an, »so viele Activision-Blizzard-Spiele wie möglich« im Xbox Game Pass und PC Game Pass anzubieten. Die Übernahme werde außerdem Microsofts Pläne in Bezug aufs Cloud Gaming beschleunigen. Bereits jetzt können mittels der Xbox App Spiele aus dem Game Pass auf Office PCs ohne dedizierte Grafikkarte gespielt werden.

Der Kauf Activision Blizzards stellt für Microsoft nicht nur die bislang größte Investition im Gaming-Bereich dar. Am zweitteuersten kam den Tech-Konzern die Akquise des Berufsnetzwerks LinkedIn (26,2 Milliarden Dollar). Es folgen Skype mit einem Kaufpreis von 8,5 Milliarden Dollar sowie ZeniMax Media (Bethesda Softworks) für 7,5 Milliarden Dollar. Auch der Handyhersteller Nokia und die Entwicklungsplattform GitHub befinden sich im Besitz der Windows-Schmiede.

Weiterhin verändert der Deal Microsofts Gesamtstellung in der Games-Branche. Nach Angaben des IT-Riesen mache ihn die Transaktion weltweit zum drittstärksten Spielekonzern gemessen am Umsatz. Davor lägen demnach die Tencent Holdings aus China sowie PlayStation-Hersteller Sony.

Tencent unterhält mit WeGame eine große nationale Spiele-Distributionsplattform, die sich mit Steam vergleichen lässt. Ein weiterer Vorstoß Tencents in den Westen gilt als vorstellbar. Schon länger investiert die Aktiengesellschaft in europäische Entwicklerstudios.

Seit Juli letzten Jahres hat es im Hause Activision Blizzard einigen Personalwechsel gegeben. Wie das Wall Street Journal berichtete, seien seit Juli 2021 insgesamt 37 Beschäftigte entlassen worden, die in Verbindung zu den Missbrauchsvorwürfen stehen. Gegen weitere 44 Mitarbeiter seien disziplinarische Maßnahmen verhängt worden, die bislang jedoch nicht umgesetzt worden seien.

Nach dem Abschluss des Kaufdeals mit Microsoft wird wohl auch CEO Bobby Kotick seinen Stuhl räumen müssen. Entsprechend einem Tweet des Journalisten Alex Calvin würde Kotick gemäß einer Vertragsklausel eine Abfindung in Höhe von circa 250 Millionen US-Dollar kassieren.