Govee Immersion Kit

Sicherlich habt ihr schon mal von »Ambilight« gehört, einer von Philips entwickelten Technologie, die das TV-Erlebnis erweitert, indem es farbige Lichtimpulse passend zum Bildgeschehen generiert. Die LEDs sind an den Gehäuserändern auf der Rückseite angebracht und sollen für ein heftiges Mittendringefühl sorgen – so als würde man eine mit dem Bildschirminhalt synchronisierte Lightshow veranstalten.

Was, wenn man Ambilight nutzen, aber keinen Philips-TV kaufen möchte? Simple Antwort: Dann hat man Pech gehabt, schließlich ist es ein patentiertes Feature. Allerdings sind diverse Alternativen zum Nachrüsten erhältlich und wir haben in den vergangenen Jahren so einige ausprobiert, die uns aber nicht wirklich überzeugen konnten. Die meisten Ambilight-Klone werden per HDMI in den Signalweg zwischen TV und Bildquelle eingeklinkt, doch Govee nutzt eine Kamera, um das Bild zu analysieren.

Funktionsweise von HDMI-Lösungen: Ihr verbindet etwa eine Spielkonsole per HDMI mit dem Beleuchtungssystem, das wiederum am TV angeschlossen ist. Das bringt zwei Nachteile mit sich: Erstens unterstützen die meisten dieser Systeme maximal 4K/60 Hz und zweitens funktionieren sie nicht mit Apps (z. B. Netflix), die auf dem Smart-TV installiert sind. Das Bildsignal muss extern per HDMI zugeführt werden, ansonsten gibt es keine Lightshow.

Funktionsweise von Govee Immersion Kit: Eine mitgelieferte Kamera wird am Bildschirmrand platziert, damit das TV-Bild analysiert und in passende Lichtimpulse umgewandelt werden kann. Der offensichtliche Vorteil ist, dass Quelle, Auflösung und Bildwiederholrate völlig egal sind. Allerdings funktioniert das Ganze nicht so präzise, wie bei Konkurrenzprodukten, die den Bildinhalt über das HDMI-Signal analysieren.

Zum Lieferumfang des 140 € teuren Govee Immersion Kit gehören selbstklebende LED-Streifen, zwei Smart LED-Light Bars, eine Kamera und eine kleine Steuerungsbox. Neben einem Netzteil liegen der Verpackung außerdem Reinigungstücher und diverse Klebe-Clips bei, um die TV-Rückseite zu reinigen und die LED-Streifen sicher anzubringen.

Die LED-Streifen sind groß genug für TVs mit einer Bildschirmdiagonale von 55 bis 65 Zoll. Laut Hersteller wird in Kürze eine Variante für noch größere TVs veröffentlicht.

Die Installation

Eigentlich ist die Installation kinderleicht, denn alles Nötige findet sich in der Verpackung. Es ist also kein Werkzeug nötig und dank der Anleitung kommen auch Laien gut zurecht. Bevor ihr startet, solltet ihr aber die Govee-Home-App (Android & iOS) auf dem Smartphone installieren.

Mit den Reinigungstüchern entfernt ihr Staub und Schmutz, anschließend löst ihr die Schutzfolie von den LED-Streifen und klebt diese auf die Ränder der TV-Rückseite. Für zusätzliche Sicherheit sorgen Klebe-Clips, die wir in der Mitte und an den Enden der LED-Streifen platziert haben.

Inhalt (Govee Immersion Kit)

Die zwei LED-Lightbars wurden übrigens links und rechts unter dem TV-Möbel untergebracht und anschließend alle Kabel mit der Steuerungsbox verbunden.

Kommen wir zum kniffligen Part: Die Kamera-Positionierung. Sie muss am oberen oder unteren Bildschirmrand befestigt werden und ist für diesen Zweck ebenfalls mit Klebeflächen ausgestattet. Das Problem ist, dass etwa OLED-Displays viel zu dünn sind, um die Kamera sicher zu befestigen.

Wir haben deshalb eine kleine SD-Karten-Hülle auf die Klebefläche der Kamera gepresst, um der Sache mehr Halt zu verleihen. Diese DIY-Lösung hält seit nunmehr zwei Wochen ohne Probleme, aber eine verstellbare Halterung für unterschiedlich dicke Bildschirme wäre uns trotzdem lieber gewesen.

Kritisch: Die Kalibrierung der Kamera

Ist die Kamera angebracht, führt die Govee-App durch die Kalibrierung. Auf dem Smartphone-Display wird die Kameraaufnahme angezeigt und nun könnt ihr mit dem Finger Markierungen setzen sowie verschieben, um den zu analysierenden Bildbereich zu bestimmen. Hier stoßen viele Nutzer auf das erste große Problem, denn wenn das Display nicht entspiegelt ist und der TV neben einem Fenster steht, wird das Ergebnis durch die Lichtreflexionen verfälscht.

Tagsüber mussten wir beim Test des Govee Immersion Kit immer die Jalousien herunterlassen, um eine fehlerfreie Performance zu erhalten. Spiegelt sich nur etwas Licht auf dem Bildschirm, werden die Farben verfälscht dargestellt. Fairerweise muss man aber erwähnen, dass kein normaler Mensch so ein System bei hellem Tageslicht verwenden würde.

Kamera (Govee Immersion Kit)

Ist die Kalibrierung abgeschlossen, könnt ihr in der App ein paar interessante Einstellungen vornehmen. Ihr bestimmt mit wenigen Klicks, wie die externen Lightbars das Bildgeschehen unterstützen und ob die Lightshow auch vom Sound beeinflusst wird. Dank integriertem Mikrofon lässt sich bei Filmen oder Spielen mit treibendem Soundtrack ein wahres Effektfeuerwerk entfachen.

Ebenso schön finden wir, dass sich das Govee Immersion Kit auch unabhängig verwenden lässt, zum Beispiel als indirekte Wohnzimmerbeleuchtung. Die App hält hierfür zahlreiche Programme mit unterschiedlichen Lichtstimmungen bereit. Sprachsteuerung per Amazon Alexa oder Google Assistent wird ebenfalls unterstützt.

Eine echte Bereicherung

Natürlich kann das Govee Immersion Kit nicht mit der »echten« Philips-Ambilight-Erfahrung mithalten. Beim Original werden die Farben und ihre Verläufe einfach präziser und feiner nachgebildet. Beispiel: Sind in der oberen rechten Bildschirmecke kleine rote und blaue Punkte zu sehen, leuchten die Ambilight-LEDs an den passenden Stellen in denselben Farben. Das Govee-Kamerasystem ist weniger genau und übersieht Farben, wenn die entsprechenden Objekte auf dem Screen zu winzig oder filigran sind.

Es kann auch mal vorkommen, dass ein orangefarbener Sonnenuntergang von einem gelben Lichteffekt begleitet wird. Trotzdem betrachten wir das Nachrüstsystem als große Bereicherung, da es die Atmosphäre stets auf eindrucksvolle Weise intensiviert. Es ist wie Surround-Sound für die Augen und macht gerade in dunklen Räumen richtig Laune, ganz gleich, ob man einen düsteren Horrorfilm oder ein effektgeladenes Videospiel genießt.

Leider nicht erweiterbar

Apropos Surround: Wie geil wäre es, das Govee Immersion Kit mit zusätzlichen LED-Streifen und Light Bars zu erweitern, um den gesamten Raum passend zum Bildgeschehen dynamisch zu beleuchten? Dummerweise funktioniert das nicht.

Zwar kann man in der App zusätzliche Govee-LED-Produkte hinzufügen und steuern, aber sie lassen sich nicht mit dem Immersion Kit synchronisieren. Das ist ziemlich enttäuschend und auch völlig unverständlich.

Ja, das Ambilight von Philips ist besser, aber trotzdem möchten wir auf unser Govee Immersion Kit nicht mehr verzichten.

Mal sehen, ob Govee irgendwann ein Erweiterungs-Set auf den Markt bringt. Wir würden es sofort kaufen, um beim Gaming- und Filmgenuss in Licht zu baden.

Fazit: Ja, das Ambilight von Philips ist besser, aber trotzdem möchten wir auf unser Govee Immersion Kit nicht mehr verzichten. 140 € kann man deutlich schlechter anlegen, zumal andere Nachrüstsysteme in der Regel kostspieliger sind und trotzdem keine bessere Leistung bieten.

HDMI-gestützte Lösungen arbeiten zwar präziser, dafür sind sie auf externe Zuspieler angewiesen und können (noch) kein 4K/120 Hz. Vom Kauf abraten würden wir nur, wenn der TV in einem Raum mit suboptimalen Lichtverhältnissen steht.