Key Art (Marvel’s Guardians of the Galaxy)

Dieses Spiel steckt voller Widersprüche. Es gibt keine offene Spielwelt und das Level-Design ist ziemlich schlauchig, aber trotzdem fühlt man sich nie eingeengt. Die Chaoten-Truppe ist ständig am Labern, dennoch nerven die andauernden Monologe und Dialoge nicht.

Das Third-Person-Actionspiel zeigt der Konkurrenz, wie gutes Storytelling aussehen muss.

Ich gehöre zu den Spielern, die Zwischensequenzen normalerweise abbrechen, weil sie mich aus dem Spielgeschehen reißen, doch Marvel’s Guardians of the Galaxy gibt mir keinen Anlass dazu. Die geschliffenen Dialoge sind nicht nur witzig, sondern sie kommentieren und bereichern das Gameplay. Die gleichnamigen Comics und Filme interessieren mich nicht die Bohne, aber im Spiel sind mir die sympathischen Antihelden echt ans Herz gewachsen.

Das Third-Person-Actionspiel zeigt der Konkurrenz, wie gutes Storytelling aussehen muss. Natürlich treffen nicht alle Gags ins Schwarze, aber die Geschichte wird einfach gut erzählt und enthält spannende Wendungen, die den Spieler bis zum Schluss an den Bildschirm fesseln.

Ihr schlüpft in die Lederjacke von Peter Quill, auch bekannt als Star-Lord, der von den 80er-Jahren besessen ist und eine bunt zusammengewürfelte Truppe anführt. Zwar könnt ihr Groot, Rocket, Gamora und Drax nicht direkt steuern, ihnen aber per Schultertaste diverse Befehle erteilen.

Während der Kämpfe befehlt ihr Groot etwa, Gegnergruppen mit seinen Wurzeln zu »fesseln«, damit ihnen Rocket anschließend ein explosives Ende bereiten kann. Im Laufe des Abenteuers lassen sich die Fähigkeiten eurer Mitstreiter erweitern, wodurch die Auseinandersetzungen spannend und abwechslungsreich bleiben.

Sprung (Marvel’s Guardians of the Galaxy)

Auch bei der Erkundung der Levels nehmt ihr die Skills eures Teams in Anspruch. Gamora kann mit ihrer Klinge Befestigungen durchtrennen, während Drax schwere Objekte durch die Gegend transportiert.

Rocket hackt sich wiederum in unterschiedlichste Gerätschaften und Groots Wurzeln bilden auf Wunsch eine stabile Brücke. Häufig müsst ihr diese Fähigkeiten kombinieren, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen oder geheime Passagen zu entdecken.

Interaktives Blockbuster-Kino

Ich möchte Spoiler vermeiden, darum gibts hier nur einen kurzen Abriss der Story: Die Guardians stecken in der Klemme, weil sie völlig pleite sind und bei der Weltraumpolizei Nova Corps eine saftige Geldstrafe begleichen müssen. Sie stolpern von einer Katastrophe zur nächsten und haben es schon bald mit einem Schlamassel galaktischen Ausmaßes zu tun.

Das Coole ist, dass sich die Story nicht an Disneys Filmen orientiert, sondern die Spieler mit einer völlig neuen Situation konfrontiert. Beispielsweise hat Drax bereits den Oberfiesling Thanos zur Strecke gebracht und Gamora ist erst seit kurzem Mitglied des Teams.

Auch für Fans, die mit den Comics und Filmen bestens vertraut sind, fühlt sich die Geschichte frisch an. Schön ist auch, dass euch im Laufe des Abenteuers diverse alte Bekannten aus den Filmen und Comics begegnen.

Ihr besucht also verschiedene Planeten auf der Suche nach Reichtümern und versucht dabei, am Leben zu bleiben. Der gewählte Schwierigkeitsgrad entscheidet darüber, ob ihr euch dabei ins Zeug legen müsst oder entspannt zurücklehnen könnt.

Star-Lord (Marvel’s Guardians of the Galaxy)

Die Kämpfe sind auf dem niedrigsten Level selbst gegen mächtige Gegner keine Herausforderung, darum habe ich mich für den mittleren Schwierigkeitsgrad entschieden. Hier müsst ihr mit Bedacht vorgehen und die Fähigkeiten eurer Mitstreiter bestmöglich mit den Stärken und Schwächen der Feindesschar abstimmen, um nicht ins Gras zu beißen.

Es dauert eine Weile, sich an die etwas komplizierte Steuerung zu gewöhnen. Gerade zu Beginn hatte ich Probleme, im Eifer des Gefechts, den richtigen Befehl zu erteilen und den Combo-Zähler in die Höhe zu treiben. Wenn sich viele Gegner auf dem Schlachtfeld tummeln, sind alle Sinne gefordert und da sich manche Spezialfähigkeiten nach ihrem Einsatz erst wieder aufladen müssen, kann ein falsch gesetzter Befehl empfindliche Auswirkungen haben.

Die Kämpfe sind unterhaltsam, aber viel motivierender empfand ich das Drumherum. Was dieses Abenteuer so unvergesslich macht, sind die Erkundung der hübsch gestalteten Levels und vor allem die Beziehungen, die sich zwischen den einzelnen Mitgliedern der Truppe entwickeln.

Immer wieder müsst ihr Entscheidungen treffen, die mehr als nur den Gesprächsverlauf beeinflussen. So steht ihr gleich in den ersten Spielminuten vor der Wahl, ob ihr eine Kiste mit Rockets Spielsachen oder ein Space-Lama versteckt, bevor Nova-Corps-Schergen euer Raumschiff durchsuchen. Eure Entscheidung wirkt sich nicht nur auf die Höhe der zu zahlenden Strafe aus, sondern sie könnte sich auch für einen der folgenden Kämpfe als kleiner Vorteil entpuppen.

Apropos Raumschiff: Die Milano ist die fliegende Heimat der Guardians. Zwischen euren Ausflügen könnt ihr dort Zeit verbringen, einzelne Räume erkunden und eure Mitstreiter in Gespräche verwickeln.

Außerdem gibt es auch Flugpassagen, in denen ihr das Raumschiff steuert, Hindernissen ausweicht und so weiter. Eine willkommene Abwechslung, die stellenweise an Nintendos Space-Shooter Starfox erinnert.

Erstklassige Präsentation

Ein besonderes Lob verdient die hervorragende Präsentation. Die Schauplätze und Figuren sind äußerst detailreich gestaltet und gerade in den Kämpfen erwartet euch ein wahres Effektfeuerwerk. Die komplett eingedeutschten Dialoge sind erstklassig, emotionsgeladen und tragen sehr viel zur tollen Gesamtatmosphäre bei.

Hier und da könnte das Ganze aber etwas mehr Feinschliff vertragen. So kommt es bei der Erkundung der Umgebung vor, dass die Sprachausgabe einfach abgeschnitten wird, wenn man ein neues Ereignis triggert. Manchmal blieb unsere Spielfigur auch in der Umgebung stecken, sodass wir den Spielstand neu laden mussten.

Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt.

Fazit: Marvel’s Guardians Of The Galaxy ist eine wunderbare Abwechslung zu den Open-World-Szenarien, die wir zuletzt in Far Cry 6 oder Deathloop vorgesetzt bekamen. Das Spiel fühlt sich einerseits herrlich »oldschoolig« an, bietet aber genug Neues, um nicht altbacken zu wirken. Die Kämpfe sind etwas chaotisch und an die ausufernde Steuerung musste ich mich auch erst gewöhnen, aber ich habe mich keine Sekunde gelangweilt.

Als nach etwa 19 Stunden der Abspann über den Screen flimmerte, war ich tatsächlich traurig. Ich vermisste die Sticheleien zwischen meinen Mitstreitern und die witzigen Gespräche mit ihnen. Deshalb starte ich jetzt ein »New Game+« und bin gespannt, wie sich meine neuen Entscheidungen auf den zweiten Durchgang auswirken.

Marvel’s Guardians Of The Galaxy ist am 26. Oktober 2021 für PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series X|S sowie per Cloud für die Switch erschienen.