Samsung Galaxy Z Fold3

Das wichtigste zum Einstieg: Wer faltbare Smartphones für überteuerten Schnickschnack hält, kann sich diesen Artikel sparen. Ich halte Foldables nämlich für den heißesten Scheiß, seit Steve Jobs 2007 das erste iPhone vorgestellt hat. Die aktuell erhältliche Generation leidet immer noch unter Kinderkrankheiten, aber ich bin mir sicher, dass Geräte mit faltbaren oder rollbaren Displays in Zukunft eine große Rolle spielen werden.

Es sei denn, die Miniaturisierung der Augmented-Reality-Technologie schreitet noch schneller voran, denn unauffällige AR-Brillen mit schlankem Formfaktor wären definitiv noch geiler.

Machbarkeitsstudie in Serie

Das erste Galaxy Fold hat mich 2019 wirklich aus den Socken gehauen, trotz seiner gravierenden Mängel. Das Foldable wirkte eher wie ein Prototyp als ein serienreifes Produkt. Darüber konnte ich als Technik-Nerd hinwegsehen, denn das Aufklappen fühlte sich jedes Mal wie Zauberei an.

Ein Jahr später kam das Galaxy Z Fold2 mit einer Vielzahl von Verbesserungen, allen voran das deutlich größere Außendisplay. Außerdem war es deutlich stabiler, eleganter und ausgefeilter. Es fühlte sich wie ein Gerät aus der Zukunft an.

Nun sitze ich hier mit meinem neuen Galaxy Z Fold3 und meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Hätte ich die Vorgänger nie besessen, wäre ich sicher beeindruckt – daran herrscht kein Zweifel. Als Fold-Fan der ersten Stunde hatte ich jedoch gehofft, mehr Verbesserungen und Innovationen zu sehen. Ich bin tatsächlich enttäuscht und daran kann auch der (im Vergleich zu den Vorgängern) günstigere Preis nichts ändern.

Farben (Samsung Galaxy Z Fold3)

Weniger empfindlich

Das Z Fold3 hat sich optisch kaum verändert. Die Rückseite ist jetzt matt und das Kamera-Modul schmaler. Voller Stolz verkündete Samsung, dass es leichter und dünner als der Vorgänger sei, aber wir sprechen hier über mickrige elf Gramm und 0,5 Millimeter. Ich hätte den Unterschied ohne Samsungs Hinweis niemals bemerkt.

Bleiben wir beim Äußeren: Samsung setzt auf das widerstandsfähige Gorilla Glass Victus und einen zehn Prozent stärkeren Rahmen aus »Armor Aluminium«. Ein IPX8-Rating bescheinigt dem Z Fold3 Wasserdichtigkeit und das faltbare Innendisplay soll dank einer neuen Schutzschicht sogar 80 % robuster sein.

Mein »altes« Z Fold2 ist nach einem Jahr ohne Schutzhülle in tadellosem Zustand, was bedeutet, dass das neue Modell ziemlich kratzfest sein muss. Für potenzielle Käufer, die wegen der empfindlichen Display-Technologie bisher nicht zuschlagen wollten, sind das gute Nachrichten.

Nette Gimmicks, statt Top-Ausstattung

Das kratzfestere Falt-Display gestattet endlich die Verwendung eines S Pen, womit das Z Fold3 eigentlich das Zeug zum Galaxy-Note-Killer hätte. Der Stift gehört aber nicht zum Lieferumfang, außerdem bietet das Gehäuse keine Möglichkeit, diesen zu verstauen.

Samsung verkauft das sogenannte »Flip Cover with S Pen« mit angeflanschtem Stifthalter für knapp 80 Kröten, aber die Hülle wirkt billig und macht das Gerät extrem unhandlich. Somit ist der S-Pen-Support in meinen Augen ziemlich nutzlos und dasselbe gilt für die brandneue Under-Display-Kamera des Faltbildschirms. Diese ist zwar deutlich unauffälliger als bisherige Punchhole-Cams, aber dafür macht sie mittelmäßige Fotos.

Außendisplay (Samsung Galaxy Z Fold3)

Die restliche Kameraausstattung wurde vom Vorgänger übernommen. Samsung verwendet also drei Kameras mit 12-Megapixel-Sensoren auf der Rückseite, eine Selfie-Punchhole-Kamera (10 MP) im Außendisplay sowie die bereits erwähnte Unter-Display-Kamera im Innern. Was die Qualität der Schnappschüsse betrifft, liegt das Galaxy Z Fold3 im oberen Mittelfeld und kann mit iPhone 12, Galaxy S21 Ultra oder Xiaomi Mi 11 Ultra nicht annähernd mithalten. Beim Z Fold2 konnte ich mit dem Cam-Setup gut leben, aber von einem Nachfolger sollte man eine signifikante Steigerung erwarten dürfen.

Angetrieben wird das Foldable vom Qualcomm Snapdragon 888 und in Verbindung mit 12 GB RAM liefert es eine erstklassige Performance. Bei der Prozessor-Power wurde glücklicherweise nicht gespart, allerdings ist der 4400-mAh-Akku etwas schwächer als beim Vorgänger. Gleichzeitig ist das neue Falt-Display rund 20 Prozent heller. Kurz: Die Laufzeit des Galaxy Z Fold3 ist nicht die beste.

Während beim Z Fold2 nach einem normalen Tag um die 20 % Saft übrig blieben, sind es beim neuen Modell nur etwa 5–10 Prozent. Allerdings habe ich das Gerät schon vor dem offiziellen Verkaufsstart getestet und Day-One-Patches sind auch bei Hardware-Herstellern beliebt. Es würde mich also nicht wundern, wenn in den nächsten Tagen ein Firmware-Update erscheint, welches den Akku-Verbrauch optimiert.

Das Display ist der Star

Wie bereits erwähnt, ist das 7,6-Zoll-Falt-Display spürbar heller, allerdings blieben Refresh-Rate (120 Hz) und Auflösung (2208 x 1768p) identisch. Nach wie vor erstreckt sich in der Mitte ein senkrechte »Knickfalte« über den Screen, die man aber nach einigen Minuten nicht mehr wahrnimmt.

Display (Samsung Galaxy Z Fold3)

Die Qualität des Displays ist einfach hervorragend und jedes Bild wirkt wie gedruckt. Der Screen sieht top aus und fühlt sich noch besser an, denn die Beschichtung wurde ebenfalls optimiert. Tatsächlich hat das Z Fold3 sogar meinen eBook-Reader Kindle Oasis ersetzt. Okay, der schmale Außenbildschirm hat immer noch diesen seltsamen Formfaktor, dafür gibts auch hier eine adaptive Bildwiederholfrequenz von 120 Hz.

Obwohl ich seit 2019 Falt-Handys benutze, freue ich mich beim Aufklappen immer noch wie ein Kind beim Auspacken seiner Weihnachtsgeschenke.

Was mich absolut positiv überrascht, sind die hervorragenden Stereo-Lautsprecher. Sie sind laut, liefern ein räumliches Klangbild und eine Tiefe, die ich von einem Smartphone nicht erwartet hätte. Zum Test lief eine alte Jazz-Nummer von Ziad Rahbani, mit eher subtilen Bässen, und selbst diese wurden klar und sauber abgebildet. Natürlich klingt das Ganze mit einem externen Bluetooth-Lautsprecher deutlich satter und knackiger, aber für Built-in Speaker ist die Performance wirklich klasse.

Fazit: Obwohl ich seit 2019 Falt-Handys benutze, freue ich mich beim Aufklappen immer noch wie ein Kind beim Auspacken seiner Weihnachtsgeschenke. Kein anderes Smartphone bietet diesen besonderen Wow-Faktor und deshalb wird das Galaxy Z Fold3 mein Alltagsbegleiter, bis im Sommer 2022 das Z Fold4 erscheint.

Der halbherzige S-Pen-Support, ein kleinerer Akku und die lieblose Kameraausstattung dämpfen meine Freude aber deutlich. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass dieses Gerät 1800 € kostet und trotzdem kein Ladegerät beiliegt? Letztlich handelt es sich hier »nur« um ein Mittelklasse-Smartphone mit Falt-Display.

Samsung hätte zusätzlich ein Galaxy Z Fold3 Pro veröffentlichen sollen, mit High-End-Kamerasystem, 5000-mAh-Akku und S-Pen-Slot. Gerne auch etwas breiter, damit der Außenbildschirm ein normales Seitenverhältnis erhält und das Innen-Display noch fetter wird. Als finanziell unverantwortlicher Early-Adopter-Idiot wäre ich gerne bereit, für so ein Pro-Modell 200–300 € mehr auf den Tisch zu blättern.

Das Samsung Galaxy Z Fold3 5G ist seit dem 28. August 2021 für 1799 Euro (12 GB RAM/256 GB) und 1899 Euro (12 GB RAM/512 GB) erhältlich.