
Vor über 20 Jahren startete meine Redakteurskarriere beim altehrwürdigen Print-Magazin N-Zone. Eine Zeitschrift, die sich ausschließlich Nintendo-Produkten widmet und tatsächlich noch existiert. Damals durfte ich außerdem das offizielle Club-Nintendo-Magazin mit Inhalten füllen.
Ich hatte also schon immer ein besonderes Verhältnis zu Spielen aus dem Hause Nintendo, wobei es mir im Laufe der Jahre immer schwerer fiel, dem japanischen Traditionshersteller die Treue zu halten. Kein anderes Unternehmen wäre so schamlos, für ein minimal verbessertes Remaster wie The Legend of Zelda: Skyward Sword HD stolze 60 Euro zu verlangen und die Schnellreisefunktion im Spiel an eine Amiibo-Figur zu koppeln, die zusätzliche 24,99 Euro kostet.
Durch die rosa Brille betrachtet, könnte man es als Fan-Service bezeichnen, dass der Wii-Klassiker endlich für Switch veröffentlicht wurde, auch wenn es nicht der beste Teil der Serie ist. Letztlich haben wir es mit einem künstlich in die Länge gezogenen Fantasy-Abenteuer mit mittelprächtiger Origins-Story und einer suboptimalen Steuerung zu tun.
Die raffiniert designten Dungeons sind aber dermaßen geil, dass die negativen Aspekte weniger stark ins Gewicht fallen. Dazu kommen wir aber später, denn erst einmal möchte ich kurz die Geschichte anreißen, die viele Jahre vor anderen Zelda-Games angesiedelt ist.
Kein anderes Unternehmen wäre so schamlos, für ein minimal verbessertes Remaster wie The Legend of Zelda: Skyward Sword HD stolze 60 Euro zu verlangen.
Schwache Origins-Story
Alles beginnt im sogenannten Wolkenhort, einem beschaulichen Städtchen in luftiger Höhe. Als Prinzessin Zelda von einer Art Wirbelsturm ins Erdland befördert wird, muss Link die unbekannte Welt unter der Wolkendecke erkunden und die blaublütige Schönheit retten.

Das serientypische »Damsel in Distress«-Thema bietet nicht viel Neues, aber dafür erfahren wir etwas über die Ursprünge des Master Sword und den Bösewicht Ganon(dorf). Wenn man bedenkt, dass es sich hier um den Startpunkt der sagenumwobenen Zelda-Saga handelt, wirkt die eher unspektakuläre Erzählung zweifellos wie eine vertane Chance.
Das HD-Remaster bietet einige Quality-of-Life-Verbesserungen, die das Abenteuer weniger umständlich machen, doch grafisch sieht Skyward Sword HD immer noch wie ein Spiel der vorletzten Generation aus. Auf dem kleinen Switch-Display mag das in Ordnung gehen, aber auf dem TV-Schirm geben sich die Matschtexturen praktisch die Klinke in die Hand.
Ich habe das Remaster deshalb komplett im Handheld-Modus gezockt, weil ich die Optik sonst nicht ertragen hätte. Es ist schade, dass ein offizielles Remaster nicht so geil aussieht, wie die Dolphin-Emulator-Version, welche von ein paar Fans aus dem Boden gestampft wurde.
Die Neuerungen
Dass man die vielen Dialoge in Textform vorspulen und Zwischensequenzen sowie Tutorials einfach überspringen darf, finde ich gut. Noch glücklicher bin ich über die Implementierung einer Auto-Save-Funktion, aber am meisten hat mich gefreut, dass sich der Geist des Master-Schwerts (Phai) jetzt nicht mehr alle zehn Sekunden mit nutzlosen Tipps und Ratschlägen zu Wort meldet.

Das Spiel läuft größtenteils mit superflüssigen 60 fps und wie bereits erwähnt, ist Skyward Sword HD nicht gerade das hübscheste Spiel. Creepy: Der heldenhafte Link sieht ein wenig aus wie Michael Jackson nach der zwanzigsten Schönheits-OP.
Mich hat die Wii-Fassung damals (2011) in den Wahnsinn getrieben, weil die Schwertkämpfe zwar spaßig waren, aber die Fuchtelsteuerung in anderen Bereichen eher hinderlich. Das HD-Remaster bietet eine optionale »Knöpfchensteuerung«, die leider auch nicht das Gelbe vom Ei ist. So müsst ihr erst die L-Taste halten, um mit dem rechten Stick die Kamera zu steuern. Alles wirkt hakelig und umständlich.
Der R-Stick wird hauptsächlich genutzt, um das Schwert zu schwingen und auch das ist ziemlich fummelig. Letztlich wechsle ich in der Switch-Version unentschlossen zwischen Fuchtelsteuerung und Knöpfchensteuerung hin und her, ohne eine befriedigende Lösung zu finden. Ehrlich gesagt, weiß ich auch nach 30 Stunden nicht wirklich, welche mir besser gefällt. Sagen wir einfach, dass beide Varianten ihre Vor- und Nachteile haben.
Dungeon-Master
Während es im grandiosen Breath of the Wild auch in der »Oberwelt« eine Menge zu tun gibt, ist das Himmelsreich in Skyward Sword HD eher langweilig. Ihr könnt auf dem Rücken eines Vogels durch die Gegend fliegen, kleine Inseln erkunden und Mini-Spiele absolvieren. Die wirklich geilen Momente erwarten euch unter der Wolkendecke, vor allem in Dungeons und Tempeln.
Ich möchte nicht zu viel verraten, aber für mich gehören der Tempel des Erdlandes und der Tempel des Himmelblicks zu den besten Videospiel-Dungeons überhaupt. Smartes Rätsel-Design und der Einsatz cooler Spezial-Ausrüstung erzeugen fesselnde Momente am laufenden Band.




Ich liebe die Käfer, mit denen man Schalter auslösen und Seile zerschneiden oder Objekte aufheben sowie transportieren kann. Ich hoffe wirklich, dass wir in einem zukünftigen Zelda-Abenteuer deren Rückkehr erleben, denn sie bereichern die Spielerfahrung total. Sehr interessant ist auch der magische Krug (The Minish Cap anyone?), der für einen starken Luftstrom sorgt, um Staub und Sand wegzublasen oder Propeller anzutreiben.
Für mich gehören der Tempel des Erdlandes und der Tempel des Himmelblicks zu den besten Videospiel-Dungeons überhaupt.
Fazit: Die Wii-Version habe ich nie ganz durchgespielt, weil mir das Wiimote-Gefuchtel irgendwann auf die Nerven ging. Dass Skyward Sword HD auch ohne Motion-Steuerung funktioniert, ist also eine tolle Sache. Zwar finde ich keine der angebotenen Kontrollvarianten optimal, aber zumindest konnte ich das Remaster problemlos durchspielen.
Wobei ich zwischendurch echt mehrmals geflucht habe, denn manchen Bossen und Zwischenbossen begegnet ihr mehr als nur einmal. Dasselbe gilt für einige Gebiete, die ihr mehrmals erkunden müsst. Dass die Spielzeit außerdem mit langweiligen Fetch- & Sammel-Quests gestreckt wurde, hat einen fast schon schäbigen Charakter.
Nintendo hätte uns das Backtracking und Boss-Recycling ersparen und stattdessen ein knackiges 20 Stunden-Abenteuer veröffentlichen sollen. Gerettet wird The Skyward Sword HD von seinen Dungeons und Tempeln, die ein schwaches Action-Adventure in ein spannendes Abenteuer verwandeln.
The Legend of Zelda: Skyward Sword HD ist am 16. Juli 2021 für Nintendo Switch erschienen.