Key Art (Ratchet & Clank: Rift Apart)

Ehrlich gesagt, war ich nie ein großer Ratchet & Clank-Fan. Zwar habe ich fast alle Teile gespielt, aber nach ein oder zwei Stunden hatte ich meistens genug vom familienfreundlichen Premium-Gehopse. Es hat bei mir einfach nie »Klick« gemacht – zumindest bis jetzt, denn das exklusiv für PlayStation 5 veröffentlichte Rift Apart hat mich förmlich mit dem Controller verschmelzen und die Zeit vergessen lassen.

Man versinkt förmlich in der verschwenderischen Opulenz des hier gebotenen. Das Spiel liefert erstklassige Blockbuster-Unterhaltung, die Einsteiger und Profis gleichermaßen fordert. Vorbildlich: Steuerung und Schwierigkeitsgrad lassen sich ausführlich den eigenen Fähigkeiten anpassen. Selbst ein Unsterblichkeitsmodus für Menschen mit geringer Frustresistenz ist am Start.

Ratchet & Clank: Rift Apart beginnt mit einer prächtig inszenierten Parade zu Ehren des Helden-Duos. Das ist smart gelöst, denn der Einstieg funktioniert wie ein Tutorial, das euch nicht nur die Steuerung erklärt, sondern auch die vergangenen Leistungen der beiden ins Gedächtnis ruft.

Die Festlichkeiten enden allerdings abrupt, als Dr. Nefarious mit seinen Schergen angreift. Dabei gelangt der trottelige Bösewicht in den Besitz einer Kanone, die Portale zwischen unterschiedlichen Dimensionen öffnet.

Für mich ist Ratchet & Clank: Rift Apart das erste Spiel der neuen Konsolengeneration, welches das Prädikat »Next Level Gaming« wirklich verdient.

Diese Dimensionsrisse wurden von den Entwicklern ja bereits im Vorfeld als wichtiges Alleinstellungsmerkmal und tragendes Gameplay-Element angepriesen. Letztlich bedeutet es aber nur, dass Ratchet & Clank: Rift Apart praktisch ohne Ladepausen auskommt und das ist ja auch was Feines.

Grunthor (Ratchet & Clank: Rift Apart)

Audiovisuelles Feuerwerk

Storytechnisch wirken sich die Portale deutlich gravierender aus, denn die Truppe landet in einem Paralleluniversum, das von einem ziemlich fiesen Imperator unterdrückt wird und mehr möchten wir an dieser Stelle nicht verraten. Die Geschichte punktet mit Witz, Spannung und Überraschungen auf Popcorn-Kino-Niveau.

Es ist so, als würde man die Hauptrolle in einem Pixar-Animationsfilm spielen. Apropos: Was mich selbst nach 15 Stunden immer wieder aus den Socken haut, ist die unglaubliche Optik. Dieses Spiel bietet eine visuelle Qualität, die andere Genrevertreter nur in vorgerenderten Zwischensequenzen erreichen.

Es treibt meinem Gaming-PC, der mit modernsten Komponenten und einer GeForce RTX 3090 ausgestattet ist, die Schamröte ins Gesicht. Für mich ist Ratchet & Clank: Rift Apart das erste Spiel der neuen Konsolengeneration, welches das Prädikat »Next Level Gaming« wirklich verdient.

Zumal die Stärken des DualSense-Controllers voll ausgekostet werden. Die adaptiven Trigger sowie der eingebaute Lautsprecher unterstreichen die Einzigartigkeit jeder Waffe. Das haptische Feedback der Schultertasten ermöglicht sehr nuancierte Eingaben und die fein abgestuften Vibrationen machen die Umgebung geradezu spürbar.

Klassisch und dennoch modern

Im Grunde ist Rift Apart ein ziemlich traditioneller Action-Plattformer. Zwar sorgen immer wieder kurzweilige Challenges für Abwechslung, aber die meiste Zeit verbringt ihr nach wie vor mit Hüpfen, Ballern und Erkunden.

Heroes (Ratchet & Clank: Rift Apart)

Weil das Waffenarsenal so abwechslungsreich und durchgeknallt ist, bleiben auch längere Kampfpassagen unterhaltsam. Beispielsweise gibt es eine Wumme, welche die Bitrate der Gegner reduziert. Bei einem Treffer wird der Feind zu einem Pixelhaufen komprimiert, der wiederum zu kleinen Klötzen zerfällt.

Ebenso spaßig ist der sogenannte Formschnitt-Sprinkler, der eure Feinde in unbewegliche Pflanzenskulpturen verwandelt. Gegen große Gruppen haben sich die Buzz-Klingen als sehr wirksam erwiesen, da sie von Hindernissen und Feinden abprallen. Mr. Fungi tanzt etwas aus der Reihe, da es sich um eine pilzförmige Drohne handelt, die Gegner angreift und deren Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Außerdem gibt es Raketenwerfer, Mini-Guns, Granaten, Sniper-, Kälte- und Elektroschockwaffen. Alle Plattmacher lassen sich über ein Menü aufrüsten und manche von ihnen entfalten erst nach einiger Zeit ihr wahres Potenzial. Während ich mich in vielen Spielen auf zwei bis drei Lieblingswaffen beschränke, macht es in Ratchet & Clank: Rift Apart mehr Spaß, mit dem gesamten Arsenal zu experimentieren.

Eine schöne Gegend

Obwohl viele Trailer im Web ein Nonstop-Action-Feuerwerk vermuten lassen, kommt die Erkundung der Spielwelt nicht zu kurz. Jedes der liebevoll gestalteten Level ist mit geheimen Abschnitten, versteckten Schätzen und Dimensionsportalen ausgestattet.

Habt ihr die anwesenden Feinde eliminiert, könnt ihr eure Umgebung in Ruhe unter die Lupe nehmen, um etwa nach Goldschrauben und Rüstungsteilen Ausschau zu halten. Das geht nicht nur zu Fuß, denn neben praktischen Reit- und Flugtieren, stehen euch später auch Raketenstiefel zur Verfügung.

Darüber hinaus wird das Ganze immer wieder von kleinen Challenges aufgelockert, die unterschiedliche Fertigkeiten erfordern. Das Gameplay wird nie langweilig, weil immer zur rechten Zeit ein Wechsel der Spielmechanik stattfindet. Mal seid ihr als Spinnen-Roboter unterwegs, um Viren zu eliminieren, dann werdet ihr mit Rätselräumen konfrontiert, die eure grauen Zellen beanspruchen und die Hüpf-Herausforderungen sind auch nicht ohne.

Wenn euch das Gameplay nicht umhaut, wird es die Grafik tun, denn was hier auf dem Screen abgeht, spottet jeder Beschreibung.

Fazit: PS5-Besitzer, die mit der Ratchet & Clank-Serie bisher nichts anfangen konnten, sollten Rift Apart trotzdem eine Chance geben. Es bietet interaktive Unterhaltung auf höchstem Niveau, und zwar auf fast allen Ebenen.

Wenn euch das Gameplay nicht umhaut, wird es die Grafik tun, denn was hier auf dem Screen abgeht, spottet jeder Beschreibung. Alle Texturen sind knackscharf, die Effekte atemberaubend und der Detailreichtum beispiellos.

Ist es ein innovatives Spiel? Definitiv nicht. Vielmehr handelt es sich um ein verschwenderisch inszeniertes Singleplayer-Abenteuer der alten Schule. Gestört hat mich eigentlich nur die Kamera, die etwas störrisch reagiert, wenn man sich in direkter Nähe zu einer Wand befindet.

Ratchet & Clank: Rift Apart ist am 11. Juni 2021 für PlayStation 5 erschienen.