Artwork (Age of Empires 4)

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, in dem ich erfuhr, dass Relic Entertainment an Age of Empires 4 arbeitet. »Endlich«, dachte ich mir damals, gleich gefolgt von »Ob das gut werden kann?« Seither sind einige Monate ins Land gegangen und die Entwickler haben diverse Infos, Trailer und Gameplay-Szenen zu ihrem Spiel veröffentlicht.

Das erlaubt mir, meine Erwartungen an den vierten Teil der Strategie-Serie zu konkretisieren – und zu klären, welche Hürden das Team bei Relic Entertainment überwinden muss, damit AoE 4 der Heilsbringer für die Echtzeitstrategie wird, den sich die Fans erhoffen.

»AoE II« war ein Meilenstein, …

Age of Empires hat in meiner Gaming-Karriere schon immer eine zentrale Rolle gespielt. Teil 1 war einer der wenigen Titel, die in meiner Jugend noch auf dem alten 486er meiner Eltern liefen. Als ich mir einen eigenen PC leisten konnte, kaufte ich mir direkt Teil 2, den ich zuvor nur bei dem Sohn unserer Nachbarn im Netzwerk gesuchtet hatte.

Age of Empires 2 machte damals (fast) alles richtig – und die Erweiterung The Conquerors setzte noch einen obendrauf. Bedienbarkeit, KI, Balancing, all das war damals ein riesengroßer Wurf und fesselte mich über Jahre hinweg an den Rechner. Das führte auch dazu, dass ich einen Großteil meiner Geschichtskenntnisse in der achten Klasse den Kampagnen von AoE 2 zu verdanken hatte.

… der Nachfolger eher weniger

Im Gegensatz dazu wurde ich mit Age of Empires 3 nie wirklich warm, obwohl mir das Setting durchaus zusagte. Ich spielte den dritten Serienteil immer mal wieder an, nur um ziemlich schnell wieder zu AoE 2 zurückzukehren. Dass Relic Entertainment mit Age of Empires 4 an die Stärken von AoE 2 anknüpfen will, macht mir also durchaus Hoffnung.

Artwork (Age of Empires 4)

Erster Eindruck macht Hoffnung

Die Gameplay-Trailer und das, was das Team bislang an Material zu Age of Empires 4 gezeigt hat, bestätigen zumindest, dass die Entwickler es mit diesem Versprechen ernst meinen: Wer AoE 2 gespielt hat, entdeckt in den Videos und auf Screenshots sofort die Parallelen wie die Getreidefelder oder auch die Einheitenformationen.

Freilich gibt es auch ein paar Neuerungen, wie etwa das Schadensmodell der Gebäude und Befestigungsmauern oder zusätzliche Völker wie die Mongolen. Letztere können ihr Lager zusammenpacken und an einen anderen Ort ziehen, um ihre Siedlung dort wieder aufzubauen. Das verspricht insbesondere im Mehrspieler-Modus interessante Dynamiken.

Zusammen mit der neuen Grafik, die dem AoE-Stil angenehm treu bleibt, könnten diese Details dem neuesten Serienteil genau das Maß an Frischluft spendieren, die es für einen Strategie-Dauerbrenner braucht. Ich bin also durchaus optimistisch, was AoE 4 anbelangt.

Trotzdem will ich meine Erwartungen nicht allzu hoch schrauben. Klar, ich freue mich riesig, dass eines meiner absoluten Lieblingsspiele endlich einen (hoffentlich) würdigen Nachfolger bekommt. Aber wie will man ein Spiel, das schon so nahe an der Perfektion liegt, noch besser machen? Mir fällt kein Spiel ein, das das bislang wirklich geschafft hätte – und deshalb wird es vielleicht auch niemals ein Warcraft 4 geben.

Damit Age of Empires 4 an die Glanztage von AoE 2 anknüpfen kann, muss Relic Entertainment sich also ordentlich ins Zeug legen und meiner Meinung nach drei Dinge erfüllen:

Title (Age of Empires 4)

Ich wünsche mir dafür erstens eine starke Gegner-KI – und in diesem Zusammenhang haben die Entwickler bereits mit der Definitive Edition von AoE 2 bewiesen, dass sie diesen Wunsch erfüllen können.

Zweitens möchte ich mich in AoE 4 insofern wie zu Hause fühlen, dass ich Spielweisen und Taktiken aus AoE 2 direkt wieder anwenden kann: Ich will mich einmauern können; ich will meine Siedlung in aller Ruhe aufbauen; ich will mich einigeln und dann mit einer riesigen Armee vor den Toren des Gegners auftauchen, um alles auf einen Schlag platt zu walzen.

Drittens könnte Relic Entertainment mit einem besonderen Feature wieder echtes AoE 2-Feeling bei mir aufkommen lassen, nämlich mit offiziellen Cheat-Codes. Ich würde zu gerne im Singleplayer-Modus mit Mönchsarmeen im God-Mode herumblödeln und alles bekehren, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Ich will mit dem Einheitenlimit meinen Schabernack treiben und in Matches gegen die KI so viel Blödsinn anstellen, wie es die Engine zulässt.

Auch wenn ich nicht glaube, dass es solche Mogeleien tatsächlich geben wird, wäre ich mit den beiden ersten Punkten schon glücklich.

Mein Fazit lautet deshalb: AoE 4 muss das Rad gar nicht neu erfinden. Wenn die Entwickler ein AoE 2 mit verbesserter Grafik, neuen Einheiten und neuen Völkern abliefern, bin ich rundum zufrieden – und danach sieht es derzeit ganz aus.

Age of Empires 4 soll im Herbst 2021 für PC und Xbox erscheinen.