Key Art (Outriders)

Square Enix hat den neuen Loot-Shooter Outriders passenderweise am 1. April veröffentlicht und damit einen ziemlich langen Aprilscherz gezündet. Heute ist nämlich bereits der 2. April und ich habe es immer noch nicht ins Spiel geschafft.

Warum? Weil die Server nicht richtig funktionieren. Vor etwa einer Stunde wurde via Twitter verlautbart, dass man diese komplett aus- und anschließend wieder anschalten wird, in der Hoffnung, das Problem zu lösen. Klingt sehr vertrauenerweckend, deshalb nutze ich jetzt die Geld-zurück-Garantie und hol mir das Ding in ein paar Monaten für einen Zwanni aus der Grabbelkiste.

Ich fand bereits die Demo abschreckend, darum habe ich diese nach etwa zwei Stunden wieder deinstalliert. Das Geballer ist definitiv unterhaltsam, aber in puncto Design und Grafik wirkt das Spiel geradezu lächerlich. Story, Sprachausgabe und Zwischensequenzen rangieren irgendwo zwischen maximaler Belanglosigkeit und unfreiwilliger Komik.

Die meisten Figuren scheinen der Fantasie eines Kindes entsprungen, das ausschließlich B-Movies der 90er konsumiert. Allerdings haben mir eine Menge Leute versichert, dass Outriders sein wahres Potenzial erst nach mehreren Stunden entfaltet und deshalb habe ich wider besseres Wissen 60 € investiert, um dem Spiel eine zweite Chance zu geben.

Was tun gegen Online-Zwang?

Was mir besonders auf den Senkel geht: Ich bin eingefleischter Solo-Spieler und habe gar nicht vor, Outriders mit anderen Leuten zu zocken. Warum also muss ich mich dennoch diesem Online-Zwang unterwerfen? Wieso können es Solisten nicht offline spielen? Der Online-Zwang nervt, weil man ohne Server-Verbindung nicht ins Spiel kommt, aber auch, weil er die Lade-/Wartezeiten verlängert.

Verbindungsfehler (Outriders)

Die Spiele-Publisher berufen sich hier immer wieder auf den Schutz gegen Cheater. Ohne Online-Zwang könne man nicht verhindern, dass Aim-Bots und Wall-Hacks eingesetzt oder kritische Parameter verändert werden.

Allerdings behaupten Hersteller von Anti-Cheat-Lösungen (z. B. Denuvo), dass ihre Technologie sowohl online als auch offline funktioniert. Welche Aussage stimmt denn nun? Lassen sich Spieldaten und Savegames wirklich nur mit Online-Verbindung vor Manipulation schützen?

Ich bin ein alter Sack und zocke seit 40 Jahren, aber ich habe noch kein Spiel erlebt, das durch Online-Zwang besser wurde.

Ich persönlich hätte auch kein Problem damit, wenn Outriders die Spielstände für Offline- und Online-Modus strikt voneinander trennen würde. Dann gibt es eben eine Offline- und eine Online-Karriere.

Man könnte gewissermaßen aus der Not eine Tugend machen und beiden Modi coole Alleinstellungsmerkmale oder spezifische Ausrüstungsgegenstände verpassen. Wer auf die Nummer keinen Bock hat, ignoriert den Offline-Modus und spielt das Ganze wie gehabt.

Der Gesetzgeber ist gefordert

Gerade erst wurde das neue Jugendschutzgesetz verabschiedet, welches die Kids unter anderem vor Lootboxen schützen soll. Mir wäre ein Gesetz lieber, das Spiele mit Online-Zwang verbietet und Entwicklern vorschreibt, Anti-Cheat-Mechanismen zu integrieren, die auch offline funktionieren.

Schließlich ist Outriders nicht der einzige Titel, der uns damit auf den Senkel geht. Auch bei Destiny 2 oder The Division 2 ist der Ofen aus, sobald die Server offline sind.

Damit wären wir schon beim nächsten Problem, denn irgendwann werden die Server für immer abgeschaltet. Wenn das passiert, dürft ihr euer Lieblingsspiel, das euch viel Zeit und Geld gekostet hat, nie mehr zocken. Ein Offline-Modus würde zumindest einen Teil der Spielerfahrung für die Ewigkeit bewahren.

Ich bin ein alter Sack und zocke seit 40 Jahren, aber ich habe noch kein Spiel erlebt, das durch Online-Zwang besser wurde. Bei einer reinen Multiplayer-Erfahrung kann ich das Ganze noch tolerieren, wobei man selbst in diesen Fällen einen Offline-Modus für LAN-Player und Splitscreen-Zocker implementieren könnte.

Ich erinnere mich noch mit Schrecken an SimCity 5, das im März 2013 veröffentlicht wurde und aufgrund von Server-Problemen wochenlang nicht spielbar war. Ähnlich katastrophal verlief der Verkaufsstart von Diablo 3, denn auch hier gab es über einen längeren Zeitraum massive Log-In-Probleme.

Erinnert ihr euch noch an den Hacker-Angriff, der im Dezember 2014 sowohl das PlayStation Network als auch Xbox Live komplett lahmlegte? Sämtliche Titel, die eine dauerhafte Internet-Verbindung voraussetzen, waren tagelang nicht spielbar.

In vielen Online-Foren machten sich Raubkopierer über ehrliche Käufer lustig, denn die illegalen Kopien ließen sich auch offline zocken. Nicht, dass es heute anders wäre. Besitzer einer gecrackten DOOM Eternal-Version können das Spiel ganz ohne Online-Verbindung genießen und von kürzeren Ladezeiten profitieren. Warum erhalten ehrliche Käufer diese Möglichkeit nicht?