Anleitung (Super Dungeon Explorer)

Am vergangenen Wochenende stand meinem Mann und mir wieder einmal der Sinn nach einem Brettspielabend zu zweit. Bewusst entschieden wir uns dafür, ein neues, noch ungespieltes Exemplar aus dem Regal zu ziehen. Doch die Lust auf das Spiel verging, als uns das 35-seitige Regelwerk entgegensprang.

Also schoben wir Cerebria – The Inside World von Mindclash Games zurück ins Regal und spielten uns bereits bekannte Spiele. Übrigens solche mit überschaubaren Anleitungen. Warum müssen manche Spiele scheinbar so kompliziert sein?

Da fragt man sich schon, ob nicht sogar das Lesen das eigentliche Spiel ist.

Wenn sich die Komplexität als Augenwischerei entpuppt

Der hier springende Punkt ist das Wort scheinbar. Denn zahlreiche Spiele – und dazu gehören nicht nur Eurogames (die dafür bekannt sind, mit einem Wust an Regeln und Spielmaterial aufzuwarten) – haben eine komplexe Anleitung, sind im Kern dann aber doch ganz einfach gestrickt.

So ein Beispiel wäre Super Dungeon Explorer von Ninja Division. Die Anleitung könnte als Gute-Nacht-Lektüre genauso gut herhalten wie als Sitzplatzerhöhung für ein Kleinkind. Das Dumme hierbei ist, dass der Spielablauf schlussendlich recht simpel gehalten ist. Da fragt man sich schon, ob nicht sogar das Lesen das eigentliche Spiel ist.

Die (un)lustige Welt der Eurogames

Eurogames stehen im Ruf, vor allem auf die Mechanik und weniger auf das Spielthema zu setzen. Meistens geht es darum, möglichst viele Siegpunkte durch Aufbau und Erwirtschaftung zu erlangen. Die Krux dabei ist, dass eine Interaktion mit Mitspieler*innen so gut wie nicht möglich ist und es immer nur darum geht, Ressourcen zu sammeln und richtig auszuspielen.

Die Geschichte bleibt dabei meistens auf der Strecke. Diese Materialschlacht führt oft dazu, dass die Anleitungen zum Teil daumendick sind, denn jedes noch so kleine Aktions- und Ressourcen-Plättchen benötigt eine Erklärung. Das geht zwar auch anders und temporeicher, wie es beispielsweise Little Town aus dem Hause iello beweist, die Regel ist es aber leider nicht.

Gute Spiele dürfen auch komplex sein

Natürlich dürfen Spiele auch komplex sein, aber dann bitte mit Sinn und Zweck. Für Spiele wie Great Western Trail von eggertspiele oder Eclipse – Das zweite galaktische Zeitalter von Lautapelit, klemmt man sich auch mal gerne hinter die Anleitung, aber auch hier schauen sich viele Brettspieler lieber entsprechende Erklärvideos an. Ich nehme mich da nicht aus.

Schließlich scharrt man mit den Füßen, um die Spiele endlich spielen zu können und sich nicht stundenlang mit der Beschreibung aufhalten zu müssen. Gerade deswegen ist es wohl so, dass bei uns häufig kleinere, schnellere und gewieftere Spiele rausgekramt werden, deren Mechanik nicht übermäßig komplex ist und bei denen man die Regeln noch von der vorangegangenen Spielrunde im Kopf hat.

Machts doch nicht so kompliziert!

Natürlich dürfen Kenner- und Expertenspiele kompliziert und komplex sein – sonst wäre ja der Name verfehlt. Aber man muss es nicht übertreiben. Wenn das Lesen der Anleitung und das Erklären des Spielablaufs für Mitspieler*innen allerdings länger dauert als das eigentliche Spiel, ist für mich der Sinn und die Freude definitiv verfehlt.

Gerade, wenn ich beim erneuten Spielen, in der Regel ein paar Wochen später, direkt von vorne anfangen kann. Deswegen mein Appell: Machts doch nicht so kompliziert! Also zumindest nicht so, dass mir schon beim Öffnen der Schachtel und dem Anblick der Anleitung in Telefonbuchstärke die Lust vergeht.