Key Art (Everspace 2)

Handgebaute Sektoren im Weltall, enge Korridore auf Planetenoberflächen, jede Menge Items, Action und eine sehenswerte Grafik erwarten euch bereits in der Early-Access-Version des Space-Shooters. Ob sich der Kauf bereits jetzt lohnt und was alles noch hinzukommen wird, klären wir in unserem Test.

Gehört ihr auch zu diesen alten Wing Commander-Fans, die sogar die Bücher gelesen haben und den Kinofilm nur halb so schrecklich fanden? Anhänger von Weltraum-Actiontiteln geht es ganz ähnlich wie Fans der Echtzeit-Strategie, okay die bekommen wenigstens Remaster, also eigentlich geht es denen noch gut im Vergleich zu uns. Aber wechseln wir das Thema zu einer (für meine Nachfahren) positiven Anekdote.

Da stand ich also vor Jahren, staunend blickte ich auf den ersten Trailer zu Star Citizen und natürlich habe ich als Gläubiger der Chris-Roberts-Kirche mal eben kräftig in die Kickstarter-Kampagne investiert.

Während meine Kinder sich sicher über die erste Beta-Fassung der Singleplayer-Kampagne Squadron 42 freuen können, muss ich wohl nach einem anderen Ersatz für Wing Commander suchen. PS: Können Kickstarter-Unterstützungen oder Star Citizen-Accounts vererbt werden?

Die Rebellen aus Hamburg

Bevor ich euch aus dem Kapitel »Alter Mann denkt an bessere Zeiten« entlasse, noch eine letzte Geschichte. Hinter Everspace 2 steckt im Kern ein kleines Entwicklerteam, dass bereits seit vielen Jahren Weltraum-Abenteuer entwickelt. Der Name des Studios hat sich über die Zeit zwar geändert, die Art Games zu entwerfen aber kaum.

Cockpit (Everspace 2)

Bereits zu den Tagen von frühen Games auf alten Handys, noch vor App Stores und Touch-Eingaben, waren die Jungs aus Hamburg im Genre aktiv. Galaxy on Fire war nur eines der beeindruckenden 3D-Games, die das Team erschaffen hat. Eine Reihe, welche später sogar den Weg auf den PC fand.

Nun veröffentlicht das Studio Rockfish Games die Fortsetzung von Everspace im Early Access auf Steam. Aus einem Roguelike wurde klassische Weltraum-Action mit Game-Over-Bildschirm, handgebauten Sektoren im teils gar nicht so düsteren All und einer Story-Kampagne samt Rätseln, Geheimnissen und Nebenquests.

Wer schon mal einen Shooter gespielt hat, wird schnell mit der Steuerung klar kommen, die selbst mit Maus und Tastatur bestens funktioniert, vielleicht sogar am besten.

Sammelfieber im Weltall

In Everspace 2 dreht sich alles um das Sammeln von immer besseren Waffen- und Raumschiffsystemen. Neue Schiffe können auch gekauft und ausgerüstet werden. Die Itemspirale soll an Diablo angelehnt sein, der Suchtfaktor ist in dem Werk aus Hamburg dann aber doch etwas geringer.

Dennoch findet man im Verlauf des Spiels zahlreiche Items, die eine individuelle Spielweise ermöglichen. Der Fokus liegt dabei stets auf der Action und ein wenig auf dem Rätsel lösen, eine Handelssimulation oder tiefgreifende Weltraum-Simulation à la Star Citizen oder Elite Dangerous sollte man daher nicht erwarten.

Photo Mode (Everspace 2)

Die aktuelle Early-Access-Fassung bietet bereits über 10 Stunden an Spielzeit, geführt von einer Story-Kampagne und unterfüttert von Nebenmissionen sowie dem Erkunden unbekannter Signale, welche man auf der Reise durchs All aufschnappt. Alle Gebiete sind von Hand gebaut und nicht zufallsgeneriert.

Gegenüber dem Vorgänger sind auch die Planetenoberflächen neu hinzugekommen. Mit unserem Jäger können wir daher jetzt auch Gefechte nur knapp oberhalb von sandigen Dünen ausfechten, inklusive eher gemächlichen Passagen in abgestürzten Frachtern oder Stationen. Dann erinnert der Titel stark an das alte Descent, auch wegen seiner Shooter mäßigen Steuerung.

Grafisch erwartet euch einiges und wenn unser Raumschiff in Bewegung ist, macht das Weltall ordentlich etwas her, stehen wir still, wirkt alles aber eher statisch. Die Kämpfe sind dafür alles andere als bewegungslos. Zahlreiche Effekte von Schilden und Lasern erleuchten farbenfroh den Bildschirm.

Spezialwaffen an unserem Jäger helfen, die in der Anzahl übermächtigen Feinde zu besiegen, sei es durch Raketen, temporäre Boosts oder auch elektrische Ladungen, welche nahe Gegner kurzzeitig komplett lahmlegen. Die Space-Action macht Spaß und unterhält für viele Stunden, die Geschichte ist nett erzählt, fesselt aber nicht wirklich an den Bildschirm. Sie reicht aber als kleiner Motivationsschub, um dennoch am Ball zu bleiben.

Der wirkliche Spaß liegt im Sammeln von immer neuen Waffen und dem Erkunden von teils verlassenen Wracks im All sowie der individuellen Ausrüstung des eigenen Schiffs.

Wie geht die Entwicklung weiter?

Everspace 2 soll 12 bis 18 Monate im Early-Access-Status verbleiben, ein vollständiger Release ist also wohl erst 2022 möglich. Neben weiteren Sektoren, Story-Missionen und Alienrassen warten auch noch mehr Phänomene im All, Raumschiffe, Endgame-Content und Handelsverbesserungen auf euch.

Das ist zumindest das Versprechen der Entwickler, basierend auf der aktuellen Fassung und dem guten Zustand klingt das auch durchaus realistisch.

Fazit: Bereits in der frühen Early-Access-Fassung hinterlässt, das mit knapp 40 Euro nicht ganz so günstige, Everspace 2 einen hervorragenden Eindruck. Es gibt nur wenige Bugs, die bereits vorhandenen Inhalte funktionieren größtenteils tadellos und unterhalten euch für mehr als 10 Stunden.

Wer auf der Suche nach unkomplizierter Weltraum-Action ist und sein Schiff dabei immer weiter optimieren und verbessern will, der kann bereits jetzt mit Everspace 2 nichts verkehrt machen.

Bereits in der frühen Early-Access-Fassung hinterlässt Everspace 2 einen hervorragenden Eindruck.

Lediglich die teils etwas hakeligen Rätsel und instanziierten Gebiete mit Ladeunterbrechungen haben uns immer wieder etwas aus dem Spielfluss geworfen. Vielleicht finden die Entwickler noch eine Möglichkeit, um die Reisen zwischen den Sektoren etwas spannender und weniger »unterbrechend« zu gestalten, auch wenn man hier neue Areale entdecken kann.

Everspace 2 ist im Early Access für PC erhältlich.