Raumfahrer auf Raumstation in dem Key Art von X4: Foundations

Egosoft, die Entwickler von X4: Foundations, sind Veteranen der Weltraum-Simulation. Und wer die deutsche Spieleschmiede aus Würselen kennt, weiß, dass ein frisch veröffentlichtes X-Spiel nicht fertig ist.

Es ist eine zweifelhafte Tradition, doch mit den Jahren haben die Fans sie (zähneknirschend) akzeptiert. Denn sie wissen: Stimmt allein die Basis eines neuen X, dann wird daraus irgendwann eines der besten Spiele seiner Zunft.

Für Egosoft-Verhältnisse hatte die vierte Auflage der, so könnte man sagen, Weltall-Lebenssimulation einen guten Start. Zwar »glitchten« Raumer und Gleiter zunächst ungebremst durch die Hangarböden, die KI-Piloten verirrten sich, der Autopilot sowieso.

Aber es war da, das zuvor von X: Rebirth geschaffene, solide Fundament. Und das Update 4.0 soll nun den nächsten Qualitätssprung bringen.

Wir waren neugierig und haben vorab schon einmal die Beta 4.0-5 ausgekundschaftet. Nachfolgend unser Eindruck zu den wichtigsten Neuerungen der Erweiterung sowie zum aktuellen Gesamtzustand des Spiels.

Interessanteres All dank volumetrischem Nebel

Wer sein persönliches Schiff zuletzt in einem nebligen Sektor wie Argon Prime geparkt hat, der wird spätestens beim Ausfliegen aus der Station große Augen machen. Nicht nur, um besser durch die intensiveren Nebelwände hindurchsehen zu können, sondern auch wegen deren deutlich höherer Plastizität.

Diese kommt durch den Einsatz von volumetrischem Nebel zustande. Bislang werden die Nebelschwaden vom Shader auf Objektoberflächen berechnet, wodurch sie vergleichsweise zweidimensional erscheinen. Jetzt, bei der volumetrischen Methode, berechnet das Programm den Nebel intervallisch im leeren Raum direkt vor der Kamera – unabhängig von Objektoberflächen.

Auf diese Weise will Egosoft den Weltraum zum einen hübscher (der volumetrische Nebel interagiert optisch eindrucksvoll mit dem Licht) und zum anderen interessanter machen. So sollen die weicheren und dichteren Nebelwolken Piloten verstärkt dazu einladen, die dahinter verborgenen Areale zu erkunden.

Da wir während unseres Testflugs nicht widerstehen konnten, unser Schiff in die eine oder andere Nebelbank hinein zu manövrieren, denken wir, dass Egosofts Rechnung aufgehen wird. Für wie lange, hängt natürlich ganz davon ab, ob sich das neue Erkundungselement als lohnenswert herausstellen wird.

Fürs Erste haben wir uns die Sinne von den optischen Aufwertungen des 4.0-Updates vernebeln lassen, zumal sie das All ein gutes Stück dreidimensionaler erscheinen lassen. Demnächst aber hoffen wir in den Nebelschwaden auch auf einige Überraschungen zu treffen.

Verbesserte Flottenkämpfe

Großangelegte Flottenkämpfe sind in X4 mehr als ein optisches Schmankerl, denn sie sind (schon jetzt) interessant zu verfolgen. Nichtsdestotrotz wurden einige wichtige Änderungen am KI-Skript vorgenommen, die unter anderem das Steuerverhalten der Schiffe verbessern sollen.

Zudem können von der Version 4.0 an Ordnungsparameter definiert werden:

  • »Flottenaggressivität« nimmt Einfluss auf die Anfangspositionen sämtlicher Schiffe wie auch auf einzelne Formationsangriffe – und bestimmt generell die Kampfaggressivität einer Flotte.
  • »Schwächere Ziele zuerst« lässt Flotten nähere, schwächere Ziele vor allen größeren und stärkeren attackieren.
  • »Versammlungspunkte ignorieren« erlaubt es Schiffen, die neuen »Sync-Punkte« auszulassen. Das Sync-Punkt-System ermöglicht der KI, Befehle an Schiffe zu synchronisieren.

Sync-Punkte stehen in Verbindung zu der neuen Flotten-Option »Angriff koordinieren«. Dieser Befehl kann dem Flottenadmiral gegeben werden, sobald eine Zielflotte ausgewählt wurde. Daraufhin gibt der Admiral seinen Schiffsgruppen spezifische Bewegungs-, Begleit- und Angriffsordern, schaut euch hierzu auch das eingebettete Demo-Video an. Die erwähnte Sync-Punkt-Funktion wird aktiviert, sobald sämtliche Schiffe die jeweiligen Zielpositionen erreicht haben.

Diese Features machen die Raumschlachten von X4 noch komplexer, für eingefleischte Taktiker dürften die neuen Möglichkeiten jedoch ein Segen sein. Sollte Egosoft damit beabsichtigen, ein paar zusätzliche 4X-Fans ins X-Universum zu locken, dann geschähe das unter guten Vorzeichen.

Ob auch wir künftig von allen neuen taktischen Möglichkeiten Gebrauch machen werden, steht auf einem anderen Blatt. Denn wie immer ist Komplexität nicht der Weisheit letzter Schluss – vor allem dann nicht, wenn auch die Bulldozer-Methode (Stichwort: Argon Colossus) vortrefflich funktioniert.

Terraforming kommt

Halt! Stopp! Bitte noch nicht jubeln. Es ist nämlich nicht so, dass ihr gleich nach der Erhöhung der Versionsnummer damit beginnen könnt, Planeten nach eurem persönlichen Gusto zu formen. Nein, das Terraforming funktioniert in X4 ganz anders als in Star Trek und Konsorten.

Ihr werdet demnach nicht auf Planeten landen, Algen auslegen oder Vergleichbares tun. Stattdessen muss die Atmosphäre von Himmelskörpern langfristig durch wirtschaftliche Investitionen verändert werden – und dafür wird es in der Tradition von X sicherlich einer Menge Credits bedürfen.

Terraforming (X4: Foundations)

Das mag ziemlich langweilig klingen, doch es gibt einen gewissen Trost. Euer Tun wird nämlich vom All aus sichtbar sein, etwa durch neue Wettereffekte. Laut Egosofts Managing Director Bernd Lehahn soll das Terraforming ferner die Story des bevorstehenden DLCs Wiege der Menschheit (mehr dazu unten) beeinflussen. In welcher Weise, lässt der Würseler offen.

Entwicklerangaben nach ist die Terraforming-Option bereits in der von uns beäugten Beta 4.0-5 enthalten. Allerdings ist es uns innerhalb der veranschlagten Testzeit nicht gelungen, greifbare Effekte auf den Planeten zu erzielen.

Kleinvieh macht auch Mist

Neben den genannten »großen« Features wird X4 4.0 noch zahlreiche kleinere Neuerungen enthalten, deren Nennung nun den Rahmen sprengen würde. Eine komplette Übersicht über die in dem Update enthaltenen Funktionen und Fixes findet ihr hier.

In der Kategorie der kleinen Verbesserungen fielen uns während unseres Streifzugs zwei Dinge besonders ins Auge. Und zwar einerseits das Nachrichtensystem für wichtige NPC-Kommunikation, das bei einem Ereignis am rechten unteren Bildschirmrand ein Übertragungsfenster öffnet.

Nachrichtensystem (X4: Foundations)

Ein solches Ereignis kann der Fund eines potenziell interessanten Gegenstands sein, wobei ihr dem meldenden Crewmitglied Order geben müsst, wie damit verfahren soll.

Beim Handeln mit einer Station entdeckten wir außerdem das um einen Graphen erweiterte, neue Transaktionslog. Diese Übersicht gibt detailliert Auskunft über eure Einnahmen und Ausgaben inklusive Zeitstempeln. Was das Log unserer Meinung nach vermissen lässt, sind Angaben zu den Transaktionsorten. Auf diese Weise ließen sich schnell Einzelheiten betreffs Waren oder auch eines bestimmten Sektors ins Gedächtnis rufen.

Neues TransaktionsLogbuch (X4: Foundations)

Story-Erweiterung »Wiege der Menschheit«

Zusammen mit dem kostenlosen 4.0-Update wird im ersten Quartal 2021 die zweite kostenpflichtige Erweiterung für X4Wiege der Menschheit – veröffentlicht.

Genau wie das erste Add-on Split Vendetta vergrößert auch Wiege der Menschheit das Universum (unter anderem übrigens um unser Sonnensystem) und bringt zusätzlich zwei terranische Fraktionen samt zugehöriger Wirtschaft, Schiffe, Waffen und Stationen zurück.

Darüber hinaus sollen die in dem DLC enthaltenen, ineinandergreifenden Story-Missionen Klarheit darüber verschaffen, was mit der Erde seit der Abschaltung der Sprungtore passiert ist.

Last but not least soll es ein Wiedersehen mit alten Bekannten – gemeint ist eine gewisse Piratenfraktion – geben. Fans der X-Reihe sei diese bekannt, verrät Egosoft. Könnte es sich demnach vielleicht um die Yaki aus handeln?

Ein Grund zurückzukehren?

Wer dem vierten Abkömmling der X-Serie einstweilen den Rücken gekehrt hat, dem liefert das Update 4.0 gute Argumente für eine Rückkehr. Besonders lohnt sich die gegenwärtig etwa ein Gigabyte große Aktualisierung für diejenigen, die vor der Version 3.0 – also vor März 2020 – wieder auf der Erde gelandet sind.

Wer einen schwächeren Rechner sein Eigen nennt, der darf sich im Hinblick auf die Optik über den Gewinn einer ganzen Qualitätsstufe freuen. Zwar hat der volumetrische Nebel spürbare Auswirkungen auf die Performance, diese liegen aber im Bereich des Tolerierbaren.

Auch hat Egosoft die Einsteigerfreundlichkeit beziehungsweise Zugänglichkeit mittels dienlicher Kontextmenüs sowie ausblendbarer Tutorialhinweise verbessert. Die anfänglichen Überforderungsmomente (nicht nur) bei Serienneulingen dürften damit weitgehend ausgeräumt sein.

Wer dem vierten Abkömmling der X-Serie einstweilen den Rücken gekehrt hat, dem liefert das Update 4.0 gute Argumente für eine Rückkehr.

Für manche wird sich X4 jedoch auch in der Version 4.0 nur zusammen mit den Story-Add-ons Split Vedetta und Wiege der Menschheit lohnen. Denn bei dem Hauptspiel handelt es sich nach wie vor um eine nahezu storybefreite Weltraum-Sandbox für Einzelspieler.

Zwar befindet sich der Multiplayer-Modus seit Längerem in der Betaphase, das Update soll auch hier Fortschritte bringen. Wann genau es allerdings für Online-Zocker so weit sein wird, steht noch nicht fest.

X4: Foundations ist seit dem 30. November 2018 für PC erhältlich. Das Update 4.0 soll zusammen mit der zweiten Story-Erweiterung X4: Wiege der Menschheit am 16. März 2021 erscheinen.