Artwork; Hand (Cyberpunk 2077)

Der Release von Cyberpunk 2077 lief für die Entwickler bei CD Projekt Red alles andere als ideal – und zwar gleich an mehreren Fronten. Denn während vor allem Käufer der Konsolenfassungen für PS4 und Xbox One enttäuscht und wütend auf den desolaten technischen Zustand des Spiels reagieren, brach der Aktienkurs von CD Projekt zweimal nach dem Erscheinen von Cyberpunk 2077 um zunächst 25 Prozent und dann noch einmal um weitere 16 Prozent ein.

Die Aktionäre des Entwicklerstudios sind von diesem Kursabsturz jedenfalls wenig begeistert. Das wiederum wird für CD Projekt zunehmen zum Problem: Erst kürzlich reichte ein Investor vor einem US-amerikanischen Bundesgericht in Los Angeles Klage ein, weil er sich von CD Projekt in die Irre geführt fühlt.

Mittlerweile bereitet eine weitere Anwaltskanzlei eine zusätzliche Sammelklage gegen die Cyberpunk-Entwickler vor und sucht nach Investoren sowie Anteilseignern, die infolge der Veröffentlichung des AAA-Rollenspiels große Mengen an Geld verloren haben.

Das Argument der Kläger basiert auf der Annahme, dass CD Projekt vor dem Release von Cyberpunk 2077 die Investoren angelogen und mit falschen Informationen über den Zustand des Spiels versorgt habe. Der Vorwurf an das Entwicklerstudio lautet also, dass es seine Aktionäre betrogen habe, indem es durch bewusste Irreführung den Preis der Aktie nach oben getrieben habe.

Ob die Investoren mit ihren Sammelklagen erfolgreich sein werden, bleibt abzuwarten. Sie müssten dazu vor Gericht beweisen, dass die Verantwortlichen bei CD Projekt wissentlich falsche Behauptungen zum Zustand des Spiels abgegeben haben.

Dabei berufen sich die Kläger unter anderem darauf, dass CD Projekt im Januar 2020 die Verschiebung des Spiels damit begründete, dass die vollständige und spielbare Version von Cyberpunk 2077 zusätzliche Tests, Bugfixes und Polishing benötige. Aussagen, dass die Entwickler glaubten, das Spiel werde auf allen Plattformen großartig laufen, tauchen ebenfalls in der Klageschrift als irreführende Behauptungen auf.

Trotzdem dürfte es für die Kläger schwierig werden, eindeutig zu beweisen, dass CD Projekt seine Investoren bewusst angelogen hat. Die Entwickler haben selbst längst zugegeben, dass sie das Ausmaß der Fehler und technischen Probleme von Cyberpunk 2077 deutlich unterschätzt haben – und das könnte sich langfristig als deutlich glaubwürdiger herausstellen als die Theorie eines groß angelegten Betrugs.

Schließlich wiegen die Folgen der Rufschädigung von CD Projekt und der Verkaufsstop im PlayStation Store für die Entwickler sehr schwer. CD Projekt selbst kündigte dementsprechend wenig verwunderlich an, dass sich das Unternehmen »energisch« gegen jede Form derartiger Vorwürfe und Klagen zur Wehr setzen werde.

Cyberpunk 2077 ist seit dem 10. Dezember 2020 für PC, PlayStation 4 und Xbox One erhältlich. Das Upgrade für PlayStation 5 und Xbox Series X|S folgt dieses Jahr.