Artwork; Metro (Cyberpunk 2077)

Die schlechte Nachricht zuerst: Offiziellen Informationen zufolge wird Cyberpunks Multiplayer erst 2022 erscheinen und Verzögerungen sind nicht auszuschließen, denn CD Projekt Red kann sich nach dem letzten Shitstorm nicht erlauben, ein halb gares Stück Software abzuliefern.

Für das polnische Studio ist die Mehrspieler-Komponente von Cyberpunk 2077 mindestens so wichtig wie die Single-Player-Kampagne, denn ein erfolgreicher Online-Modus stellt die langfristige Kalkulierbarkeit von Erlösströmen sicher.

Nicht umsonst verdient Rockstar Games fast acht Jahre nach Erstveröffentlichung von GTA 5 immer noch ein Vermögen mit GTA Online. Mikrotransaktionen spülen regelmäßig Millionen in die Kassen und es wäre geradezu fahrlässig von CD Projekt Red, sich diese krasse Erfolgsgeschichte nicht zum Vorbild zu nehmen.

»Es sind keine Modi. Es ist eine eigenständige, sehr große Produktion.«

Dass die Online-Komponente unabhängig vom Hauptspiel entwickelt wird, klingt absolut logisch und in einer Telefonkonferenz mit Investoren traf CD Projekt-Präsident Adam Kicinski folgende Aussage dazu:

»Es sind keine Modi. Es ist eine eigenständige, sehr große Produktion. Wir sehen es als ein eigenständiges Produkt. Natürlich ist es nicht völlig eigenständig, da es aus dem ›Cyberpunk‹-Universum kommt und sehr stark mit dem Konzept des Einzelspieler-›Cyberpunks‹ verbunden ist … aber wir betrachten es als unabhängiges Produkt eines unabhängigen Teams.«

Wir dürfen somit von einer umfassenden Online-Erfahrung im Stil von GTA Online oder Red Dead Online ausgehen – mit eigener Infrastruktur sowie Mikrotransaktionen für Kleidung, Ausrüstung, Fahrzeuge und so weiter. »Es wird tolle Sachen zu kaufen geben. Unser Ziel ist es, die Monetarisierung so zu gestalten, dass die Leute Spaß haben, wenn sie Geld ausgeben«, so Adam Kicinski.

Artwork; Kitsch (Cyberpunk 2077)

Spannende Personalie

In den entsprechenden Stellenausschreibungen verzichtete CDPR auf Bezeichnungen wie »Online-Modus« oder »MP-Modus«. Stattdessen war immer von einem »Onlinespiel« die Rede und auch das ist ein untrügliches Indiz für eine komplett unabhängige Mehrspieler-Erfahrung.

Für die freie Stelle des MP-Designchefs gab es ein klares Pflichtkriterium: 10 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von AAA-Titeln, bevorzugt Online-Games. Der Job ging an Gabe Amatangelo, der eine spannende Erwerbsbiografie vorweisen kann.

Nach seinem Studium hat er für New Line Cinema und Tribeca Productions gearbeitet, anschließend gründete er eine Produktionsfirma, die unter anderem für MTV, G4 und VH1 tätig war. Danach ging es in die Spielebranche, wo er bei Mythic an den Online-Spielen Dark Age of Camelot sowie Warhammer Online: Age of Reckoning mitfeilen durfte.

Unterschiedlichen Quellen zufolge existieren bereits spielbare MP-Inhalte.

2012 dann der Wechsel zu BioWare, um an Star Wars: The Old Republic und Dragon Age: Inquisition zu arbeiten. 2015 folgte die Gründung von QC Games und die Entwicklung eines Dungeon-Crawler-MMOs namens Breach. 2019 wurde das vielversprechende Projekt eingestellt und nun steht Gabe bei CD Projekt Red unter Vertrag.

Da CDPR kaum Erfahrung mit MMOs und Online-Gaming hat, lässt sich das Unternehmen von Digital Scapes Studios Ltd unter die Arme greifen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Industrieveteranen, die an der Entwicklung von Titeln wie Dying Light, Company of Heroes, Dead Rising, Mass Effect und Prototype beteiligt waren.

Die Zusammenarbeit wurde im Oktober 2018 per Pressemitteilung bekannt gegeben, wobei die Aufgaben von Digital Scapes recht vage formuliert sind:

»Das kanadische Partnerstudio wird eng mit CD Projekt Red zusammenarbeiten, um für die Entwicklung von ›Cyberpunk 2077‹ technische Lösungen zu erstellen und zu optimieren.«

Wann die Entwicklung des Mehrspieler-Modus begonnen hat? Das lässt sich nicht so einfach beantworten, aber unterschiedlichen Quellen zufolge existieren bereits spielbare MP-Inhalte.

Artwork; Kitsch Exteriors (Cyberpunk 2077)

Aktivitäten, Klassen und Fraktionen

Man muss kein Orakel sein, um sich auszumalen, welche Aktivitäten uns im Online-Teil von Cyberpunk 2077 erwarten. Beispielsweise stehen euch in der Einzelspieler-Kampagne zahlreiche Nebenjobs unterschiedlicher Fraktionen zu Verfügung. Computer wollen gehackt, Geiseln befreit, Autos geklaut und Ziele ausgeschaltet werden. Diese Aufgaben wären auch für Koop-Spieler spannend, vor allem im Rahmen eines Free-Roam-Modus, der es gestattet, Night City gemeinsam zu erkunden.

Während ihr den Singleplayer-Modus nur als Nomade, Street Kid oder Corpo zocken dürft, erwarten wir vom MP-Modus mehr Auswahl. Laut der Seite DSOGaming stießen Dataminer kürzlich in der Exe-Datei von Cyberpunk 2077 auf entsprechende Hinweise. Explizit werden Klassen wie »Assassin«, »Netrunner« und »Techie« erwähnt, außerdem »Deathmatch« sowie ein »Heist«-Modus.

Im Einzelspieler-Modus kommen bestimmte Aktivitäten zu kurz, da man nur an ihrer Oberfläche kratzen darf.

Es ist also davon auszugehen, dass wir uns im Online-Spiel spezialisieren können, um klassenspezifische Skills im Rahmen von Raubzügen (Heists) und Versus-Matches einzusetzen. Darüber hinaus wünschen wir uns ein ordentliches Fraktionssystem mit Fraktions-Outfits, täglichen Fraktions-Quests und fraktionsspezifischen Locations.

Im Einzelspieler-Modus kommen bestimmte Aktivitäten zu kurz, da man nur an ihrer Oberfläche kratzen darf. Beispiel: Die mehrteilige Neben-Quest »Beat on the Brat«, in der ihr mehrere Box-Champions herausfordern und besiegen müsst. Unser Traum wäre eine dauerhafte Martial-Arts-Competition, die es uns gestattet, gegen andere Online-Spieler in den virtuellen Ring zu steigen. Mit knackigen 1-vs.-1- oder 2-vs.-2-Prügeleien in kleinen Arenen, die mit Sprengfallen und anderen Gemeinheiten gespickt sind.

Auch die Straßenrennen mit Waffeneinsatz wirken in der Solo-Kampagne nur halbherzig implementiert, vor allem, weil die KI-gesteuerten Beifahrer eher lustlos auf gegnerische Vehikel ballern. Im Mehrspieler-Modus könnte ein Spieler das Fahrzeug steuern, während der Koop-Partner die Feinde aufs Korn nimmt. Mehrklassige Championships mit konfigurierbaren Fahrzeugen würden uns besonders glücklich machen.

Kybernetisches Upgrade (Cyberpunk 2077)

Spielmechanik perfekt für Multiplayer

Aber vergessen wir mal die unterschiedlichen Modi und Spielvarianten. Konzentrieren wir uns lieber auf jene Elemente der Spielmechanik, welche Cyberpunk 2077 wirklich einzigartig machen: die kybernetischen Upgrades! Sie erlauben es der Spielfigur, höher zu springen, schneller zu rennen, Schaden zu widerstehen, Kameras, Computer und sogar Feinde zu hacken.

Das Ganze birgt enormes Potenzial für spielerisch anspruchsvolle Online-Herausforderungen. Stellt euch Mehrspieler-Raubzüge vor, in denen ein Netrunner das Hacking der Sicherheitssysteme übernimmt, damit der Techie unbemerkt Türschlösser knacken und den Weg für das restliche Team ebnen kann. Die unterschiedlichen Fähigkeiten der Spielfiguren kämen wirklich zum Tragen und könnten der Garant für eine einzigartige Multiplayer-Erfahrung sein.

Laut CDPR-Präsident Adam Kicinski ist geplant, im ersten Quartal 2021 handfeste Informationen zu Cyberpunk Online zu veröffentlichen. Wir sind extrem gespannt und hoffen, dass wir nicht nur eine Pressemitteilung, sondern auch Gameplay-Videos zu Gesicht bekommen.

Der Mehrspielermodus von Cyberpunk 2077 soll frühestens 2022 erscheinen.

Quelle: seekingalpha.com