Store in Maple Grove, Minnesota (GameStop)
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Am Donnerstag hat der Broker Trade Republic bei bestimmten Aktien die Kaufoption ausgesetzt. Damit reagierte er auf einen künstlich herbeigeführten Sprunganstieg mehrerer Aktien von angeschlagenen Unternehmen, darunter die des amerikanischen Software-Einzelhändlers GameStop. Nun jedoch hat Trade Republic seinen Nutzern via E-Mail mitgeteilt, die entsprechende Blockade aufgehoben zu haben.

GameStops Wertpapiere hatten zeitweise um 600 Prozent an Wert gewonnen; weitere Anstiege verzeichneten die Kinoketten AMC und Cineworld, das deutsche Unternehmen Evotech sowie der britische Fachverlag Pearson.

Die Angelegenheit erregte Aufmerksamkeit bis ins Weiße Haus in Washington. Kürzlich gab dessen Sprecherin, Jen Psaki, bekannt, das US-Wirtschaftsteam, einschließlich der Finanzministerin Janet Yellen, beobachte die Situation. Psaki sagte weiter:

»Allerdings ist dies eine gute Erinnerung daran, dass die Börse nicht die einzige Maßeinheit für die Gesundheit unserer Wirtschaft ist«.

Ausgelöst wurden die ungewöhnlichen Kursanstiege durch Internetuser, die sich in Foren dazu verabredet hatten, die entsprechenden Anteile in großen Mengen zu kaufen. Dabei spielte das Subreddit-Forum WallStreetBets (WSB) eine gewichtige Rolle: die Diskutanten um Gründer Jaime Rogozinski hatten verstärkt GameStop-Aktien gekauft.

Unterstützt wurde WSB auch von Tesla-Chef Elon Musk, der auf Twitter einen Link zu dem Subreddit postete. US-Medien gehen davon aus, dass zudem der Investor Ryan Cohen – ehemaliger CEO des E-Commerce-Unternehmens Chewy – für den Kursanstieg der GameStop-Aktie verantwortlich ist.

Mit WallStreetBets folgt Gründer Rogozinski laut eigenen Angaben dem Beispiel der kapitalismuskritischen Bewegung Occupy Wall Street, eine nordamerikanische Protestformation, die infolge der Finanzkrise 2011 entstand. Das Ziel von WSB ist es, sogenannte Leerverkäufer – professionelle Investoren – zu verdrängen, die auf fallende Kurse spekulieren.

Bei letzterer Praktik leiht sich ein Investor von einem Broker Aktien, von denen der Investor annimmt, dass sie binnen kurzer Zeit an Wert verlieren werden. Die Papiere verkauft er unmittelbar nach Erhalt am Markt, um sie nach dem erwarteten Wertverlust billiger zurückzukaufen. Danach führt er die Anteile – zusammen mit einer am Aktienwert gemessen geringen Leihgebühr – an den Broker zurück. Für den Anleger entsteht so ein nennenswerter bis beträchtlicher Gewinn.