Mal geradeaus gefragt: Was genau ist Computervisualistik und warum sollte ich das studieren?

Prof. Stefan Müller: Computervisualistik (CV) ist ein Informatik-Studiengang, der die Informatik und das Visuelle verbindet. Das Themenspektrum ist breiter als bei einem klassischen IT-Studium und es geht nicht nur um Programmiersprachen oder Datenbanken.

Wir behandeln unter anderem Grafik und Bildverarbeitung, medizinische Visualisierung, aber auch interdisziplinäre Anteile aus der Kunst. Die digitale Bilderzeugung, Bildgestaltung sowie Bildverarbeitung kommen schließlich in den unterschiedlichsten Branchen zum Einsatz und deshalb eröffnet unser Studiengang vielseitige berufliche Perspektiven.

Und ganz wichtig: Wir bringen unseren Studenten bei, nicht nur an Soft- oder Hardware, sondern auch an die Nutzer zu denken.

Was unterscheidet Computervisualistik von anderen Studiengängen mit IT-Bezug?

Prof. Müller: Der größte Unterschied ist, dass wir im visuellen Bereich viel mehr Tiefe vermitteln. Die interdisziplinären Bereiche Medien und Kunst sind ebenfalls wichtig, denn als Computervisualist ist man überall dort zu Hause, wo Bilder digital verarbeitet, Daten und Sachverhalte visuell dargestellt werden. Und ganz wichtig: Wir bringen unseren Studenten bei, nicht nur an Soft- oder Hardware, sondern auch an die Nutzer zu denken.

Prof. Stefan Müller (Universität Koblenz · Landau)
© Uni Koblenz-Landau

Welche Berufszweige stehen dir nach dem Studium offen?

Prof. Müller: Viele unserer Studenten gehen in die Spieleentwicklung, aber auch die Roboterprogrammierung und der Animationsbereich sind beliebt. Aktuell widmen sich viele Absolventen den Bereichen AR (Augmented Reality) und VR (Virtual Reality) und auch hier geht es in die unterschiedlichsten Richtungen und Branchen. Zum Beispiel Maschinenbau, KI-Forschung oder Medizin. Das Studium der Computervisualistik bildet die perfekte Basis für Karrieren in all diesen Bereichen.

Handelt es sich eher um eine Männerdomäne?

Prof. Müller: Ganz und gar nicht. Gut ein Drittel sind Studentinnen und damit liegen wir im Bereich Informatik, auch was die Frauenquote betrifft, sehr weit vorne.

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?

Prof. Müller: Leidenschaft für die bereits genannten Themen wäre auf jeden Fall begrüßenswert und da es sich um ein Informatikstudium handelt, sollte man ein gewisses Interesse für Programmierung und Mathematik mitbringen. Hauptvoraussetzung ist natürlich das Abitur.

Tatsächlich gibt es mehr freie Stellen, als wir mit unseren Absolventen bedienen können.

Es gibt einen sogenannten CV-Tag. Wann findet dieser statt?

Prof. Müller: Dieser findet jährlich am ersten Freitag im Juli statt, 2020 natürlich nur in Form einer Online-Veranstaltung. Am CV-Tag können die Studierenden ihre aktuellen Arbeiten präsentieren und sogar einen Preis für das beste Projekt gewinnen.

Das Ganze ist eine tolle Gelegenheit für alle Interessierten, um mit unseren Studenten in einen Dialog zu treten und sich von deren Leidenschaft anstecken zu lassen. Das Event vermittelt sehr gut, worum es bei diesem Studium geht. Schön finde ich auch, dass stets Unternehmen vor Ort sind, die um die Gunst unserer Studenten werben. Es können also Kontakte zu unterschiedlichsten Branchen geknüpft werden. Tatsächlich gibt es mehr freie Stellen, als wir mit unseren Absolventen bedienen können.

Was haben die automatische AR-Küchenplanung, neuronale Netzwerke sowie die Visualisierung von Blutfluss in der Karotis zur Schlaganfallprävention gemein?

Prof. Müller: Klingt alles total unterschiedlich, aber es sind allesamt Themen für Abschlussarbeiten von CV-Studierenden. Küchenplaner greifen heute genauso auf künstliche Intelligenz und virtuelle Modelle zu wie medizinische Forscher. Unsere Studenten entwickeln immer neue Visualisierungsmethoden, die in unzähligen Bereichen zum Einsatz kommen.

Wie wird sich der Studiengang im Laufe der Jahre verändern, bzw. wie stark wirkt sich der technische Wandel auf das Studium aus?

Prof. Müller: Daten zu visualisieren und dadurch »greifbarer« zu machen, ist ja nichts Neues. Was sich aber laufend verändert, sind Methodik und Qualität – also die Art und Weise wie wir Dinge visualisieren oder analysieren.

Vor 40 Jahren war es eine Sensation, ein animiertes Gesicht als kantiges Low-Poly-Modell auf einem niedrig aufgelösten CRT-Monitor abzubilden. Gestern haben wir in unserem Rechenzentrum die Geburt eines Sternes simuliert und davon hätte man früher nicht einmal zu träumen gewagt. Morgen ist das Ganze wahrscheinlich ein alter Hut, weil wir uns längst neuen Herausforderungen stellen. Im Studiengang Computervisualistik erleben wir den technischen Wandel nicht nur, sondern wir sind ein aktiver Bestandteil davon.

Weitere Informationen und Links zum Studium der Computervisualistik findet ihr unter folgender Adresse: bit.ly/Computervisualistik.