Key Art (Call of Duty: Black Ops Cold War)

Ich freue mich tierisch, dass sich meine Befürchtungen dieses Mal nicht bestätigen – zumindest nicht ganz. Das neue Call of Duty: Black Ops Cold War ist immerhin keine Vollkatastrophe. Das war der schlimmstmögliche Ausgang, den ich nach der Beta befürchtete.

Zum Full Release finde ich ein spaßiges und für die kurze Entwicklungszeit weitgehend rundes Shooter-Gesamtpaket vor. Einige Baustellen und Unzulänglichkeiten gibt es aber doch. Etwa werden einige Spieler mit den derzeit gebotenen Inhalten glücklich, andere dagegen eher weniger. Auch technisch braucht dieses Spiel dringend Feinschliff! In diesem Test erkläre ich, auf was ihr euch bei CoD: Cold War gefasst machen müsst.

Eine grandiose Kampagne

Meine größte Überraschung bei Call of Duty 2020 ist die Story-Kampagne. Entwickler Treyarch traut sich richtig was mit der Agentengeschichte, die mich quer durch den Kalten Krieg der 70er und 80er Jahre schickt.

Persönlichkeiten (Call of Duty: Black Ops Cold War)

Als Teil einer CIA-Truppe rund um den knallharten Agenten Adler jage ich den KGB-Spion Perseus, eine historische Figur, deren Existenz letztlich nie öffentlich bestätigt wurde. In CoD: Black Ops Cold War ist sie aber sehr real – wenn auch schwer zu fassen.

Dass ich Perseus schnappe, ist existenziell. Schließlich sind Nuklearwaffen im Spiel – und die Bedrohung der westlichen Welt förmlich greifbar. Nicht nur der Ausgangpunkt der Geschichte ist spannend, auch die Inszenierung ist großartig umgesetzt. Ich sags einfach: Die Kampagne ist sogar die beste Story, die ich bislang in einem Call of Duty gespielt habe. Nach fünf bis sieben Stunden ist man durch, ich hätte aber gerne und ohne Weiteres noch zehn Stunden drangehängt.

Dass ich mich so wohl fühle, dafür sorgen bildhübsche Umgebungen, wie verrauchte Kneipen in Ost-Berlin, malerische Dörfer in der hügeligen Landschaft Vietnams oder auch die riesige Zentrale des sowjetischen Geheimdienstes KGB. Mit gut implementierten Raytracing-Features und DLSS bestechen die Umgebungen mit atmosphärischer Beleuchtung und Reflexionen sowie knackscharfen Texturen, entsprechende Hardware vorausgesetzt. Aber auch schwächere Rechner dürften dank umfangreicher Einstellungsmöglichkeiten keine großen Probleme mit der Performance bekommen.

Kampfhubschrauber (Call of Duty: Black Ops Cold War)

CoD wagt endlich mal wieder ein paar Neuerungen! Neben den klassischen brachialen Ballereinlagen ist nämlich sogar mein Grips gefordert, wenn ich in meiner Heimatbasis Beweismittel auswerte, um in optionalen Nebenmissionen diverse Tunichtgute dingfest zu machen. Außerdem erfrischt die Kampagne mit der Möglichkeit, zahlreiche Abschnitte mit heimlicher Schleicharbeit zu lösen. Wer CoD wegen der filmreifen Einzelspielererfahrung feiert, sollte Black Ops Cold War unbedingt spielen. Die Story ist nämlich (für ein brachiales Ballerspiel) exzellent erzählt, strotzt nur so vor intensiven Momenten und wird von interessanten Charakteren und deren Dynamiken untereinander getragen.

Ein spaßiger Multiplayer – mit Abstrichen

Viele Spieler sehen den Multiplayer-Modus als Kernstück von Call of Duty. Fans von Treyarch-Titeln werden hier rein spielerisch nicht enttäuscht. Sie bekommen klassisches Blops-Gameplay, sprich flüssige Bewegung, sattes Gunplay – und auf genau das zurechtgeschneiderte Maps. Das ist etwas, das Einigen beim Vorgänger gefehlt hat.

Zwar bemängele ich im direkten Vergleich mit CoD: MW von 2019 durchaus einen Rückschritt. Schließlich fehlen Bewegungs-Features wie der taktische Sprint, der eine sinnvolle Erweiterung des Gameplays darstellte. Allerdings ist Black Ops kein Modern Warfare und will es auch nicht sein. Stattdessen konzentriert sich Treyarch auf den Kern der eigenen Marke – lockeres Geballer, viel »Run&Gun«, wenig taktischer Schnickschnack. Und dieses Konzept geht auf. Der Multiplayer spielt sich meistens flüssig und macht einen Heidenspaß!

Atmosphärisch (Call of Duty: Black Ops Cold War)

Hin und wieder traten bei mir aber technische Probleme auf. Abstürze, mysteriöse Lags und diverse Bugs machen sich bei CoD: Cold War auf Dauer bemerkbar und verderben mir auch schon mal den Spaß. Auch bleibt gelegentlich das Gefühl, dass die Trefferregistrierung nicht sonderlich präzise ist. Hoffentlich adressieren die Entwickler diese Probleme schnell, da sie bei einem Multiplayer-Shooter sonst zügig die Spieler in die Flucht treiben könnten.

Und ein weiterer Kritikpunkt ist nicht zu übersehen: Die Menge der Inhalte. Lediglich zehn Level, wovon zwei exklusiv im neuen »Fireteam«-Modus laufen, sind verglichen mit anderen CoDs das schmalste Launch-Paket bislang.

Fireteam lässt mich in einer Art Mini-Battle-Royale mit anderen Spieler-Teams um Atombomben kämpfen, was irre chaotisch, aber auch sehr unterhaltsam ist. Der neue 12v12-Modus »Verbundene Waffen« dagegen erweitert das bekannte Gameplay je nach Map um Fahrzeuge wie Panzer, Schneemobile und Kanonenboote, was ebenfalls gut funktioniert und viel Spaß macht. Trotzdem fehlt dem klassischen 6v6 eine größere Kartenauswahl.

Verbundene Waffen (Call of Duty: Black Ops Cold War)

Klar, die Roadmap verspricht wie beim Vorgänger bald Nachschub – zum Release hätten aber mindestens zwei weitere klassische 6v6-Maps dem Spielerlebnis gutgetan.

Außerdem nicht so geil: Bei den Animationen der Spielfiguren wurde sichtlich gespart. Wenige Animationsstufen lassen die Bewegung unnatürlich und aufgesetzt wirken. Das bildet einen starken Kontrast zur ansonsten schönen Präsentation. Hier merkt man die um ein Jahr reduzierte Entwicklungszeit deutlich.

Insgesamt werden CoD-Fans dank des motivierenden Rang- und Waffenfortschritts-Systems vermutlich lange genug mit Black Ops Cold War beschäftigt sein, bis im Dezember mit der ersten Season der geplante stetige Zufluss von neuen Inhalten beginnt.

Zombie-Modus (Call of Duty: Black Ops Cold War)

Zombies fetzt – wortwörtlich

Als jemand, der den Z-Mode bislang eher links liegen ließ, schnalze ich diesmal mit der Zunge. Das Paket ist zwar vom Umfang her überschaubar, dafür aber richtig spaßig umgesetzt. Die Geschichte dreht sich um Nazi-Zombies als mysteriöses wissenschaftliches Experiment, das letztlich Dimensionsreisen möglich macht.

So metzele ich mich mit bis zu vier Spielern im Koop durch eine einzelne Map, auf der ich neben dem Kampf gegen immer stärkere Wellen von Untoten auch Rätsel lösen und versperrte Wege öffnen muss. Ziel ist es, immer weiter zu kommen, die eigenen Waffen mit abgedrehten Mods mächtig aufzurüsten und so Welle um Welle von Beißern, Höllenhunden und ekligen Boss-Zombies zu überleben. Das macht richtig Laune, auch weil das satte, direkte Gunplay samt fies spratzendem Trefferfeedback so grotesk-unterhaltsam ist.

Sehr gut gefällt mir auch, dass der Zombie-Modus zum mehrmaligen Spielen motiviert. Mit durch Gameplay gesammelter Spezialwährung schalte ich nämlich neue Items und Manöver frei, um den Untoten so richtig aufs Maul zu geben. Aber eine Map ist trotzdem recht mager. Um es mal wie ein hungriger Zombie auszudrücken: Weitere Maps würden dieses leckere Häppchen zu einer richtigen Mahlzeit machen.

Gewaltgrad (Call of Duty: Black Ops Cold War)

»Warzone« ist auf dem Weg

Zum Start der ersten Season von Call of Duty: Black Ops Cold War am 16. Dezember beginnt auch die Warzone-Integration. Dann übernimmt Treyarch beim Battle Royale das Ruder und Inhalte von Cold War werden in Warzone integriert, wobei alle Waffen und Operator aus CoD: MW erhalten bleiben.

Und meine dringende Empfehlung an alle Multiplayer-Fans: Verpasst auf keinen Fall die Kampagne!

Fazit: Treyarch, Raven und Co. haben das Kunststück geschafft, dieses Call of Duty trotz verkürzter Entwicklungszeit und Corona-Pandemie in einigermaßen gutem Zustand abzuliefern. Obgleich man den Zeitdruck an offenbar eingesparten Elementen merkt. Flüssige Animationen und mehr Multiplayer-Maps hätten aus diesen ansonsten sauber umgesetzten CoD einen Volltreffer gemacht. Auch technisch braucht CoD 2020 dringend Verbesserungen.

Wie nach dem durchschlagenden Erfolg von CoD: MW vermutet, bleibt Publisher Activision dem Season-Modell aus Modern Warfare treu und setzt auf kostenlosen Zusatzinhalt für alle Spieler. Dafür ein Sternchen von mir!

So kann sich Treyarch im Nachgang die Zeit nehmen, um aus dieser stabilen Grundlage ein Rundum-Wohlfühlpaket für Black-Ops-Freunde zu machen. Vorausgesetzt, die kritisierten Baustellen werden schnell adressiert. Ich bin da zwar zuversichtlich. Aber in dieser schnelllebigen Zeit wandern genervte Spieler auch rasch ab, weshalb wirklich Eile geboten ist.

Und meine dringende Empfehlung an alle Multiplayer-Fans: Verpasst auf keinen Fall die Kampagne! Mir bleiben einige Entscheidungen und die daraus resultierenden Szenen noch lange im Gedächtnis – und das ist etwas, das bei einer Haudrauf-Marke wie CoD besondere Anerkennung verdient.

Call of Duty: Black Ops Cold War ist für PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One und Xbox Series X|S erhältlich.