Key Art (World of Warcraft: Shadowlands)

Obwohl WoW: Battle for Azeroth bei den Fans eher mittelmäßig ankam, brach der Nachfolger Shadowlands die Vorbesteller-Rekorde und sorgte bei Publisher Activision Blizzard für klingelnde Kassen. Aber wird der Ausflug ins Jenseits von Azeroth dem großen Hype gerecht? Was taugen die neuen Features der Erweiterung? Wie gut ist das Endgame? Unsere Autorin Sara Petzold hat sich die Schattenlande genauer angeschaut und verrät euch in diesem Artikel erste Antworten auf diese Fragen.

Eine Story wie jede andere?

Eine uralte böse Macht bedroht alles, was euch lieb und teuer ist, und ihr seid die einzigen Helden, die die Welt retten können – so oder so ähnlich lässt sich die Story jeder WoW-Erweiterung zusammenfassen, und Shadowlands bildet da keine Ausnahme.

Ich muss zugeben, dass ich mich vor der Ankündigung von Shadowlands und eigentlich schon vor Battle for Azeroth gefragt habe, wie Blizzard nach der Geißel, Todesschwinge, der Brennenden Legion und den Alten Göttern noch eins obendrauf setzen will.

Aber die Entwickler beweisen mit Shadowlands, dass es immer eine noch größere, gefährlichere Bedrohung geben kann. Dass die ausgerechnet im Jenseits auf uns wartet, mutet schon fast philosophisch an – und dementsprechend düster fällt die Geschichte aus, die wir in den Schattenlanden erleben.

Revendreth; Desiccation (World of Warcraft: Shadowlands)

Ich will an dieser Stelle gar keine großen Details zur Story von Shadowlands verraten, denn die erlebt ihr lieber selbst. Trotz der etwas generischen Grundprämisse hält die Geschichte der neuesten WoW-Erweiterung nämlich durchaus ein paar Überraschungen parat und steckt voller emotionaler Momente.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass wir in den Schattenlanden diversen alten Bekannten begegnen, die in den Schattenlanden ihr Leben nach dem Tod führen. Insbesondere WoW-Veteranen und Kenner der Lore werden hier einige besondere Highlights und tolle Easter Eggs entdecken und erfahren, wie es ihren geliebten Helden vergangener Tage im Nachleben ergangen ist.

Verbesserungen an (fast) allen Fronten

Als die WoW-Entwickler auf der BlizzCon die Shadowlands-Erweiterung erstmals angekündigt haben, war ich ziemlich enttäuscht. Keine neue Klasse, kein neues Volk, kein Feature, das mich richtig umgehauen hätte. Aber meine bisherigen Erfahrungen in den Schattenlanden haben mich schnell eines Besseren belehrt.

Die Neuerungen, die Shadowlands der gewohnten WoW-Formel hinzufügt, wirken allesamt wie sehr gute Verbesserungen bestehender Systeme, die das Spielerlebnis viel runder wirken lassen als in Battle for Azeroth.

Shadowlands beinhaltet im Wesentlichen drei neue Endgame-Features: die Pakte, die Abenteuer und den Endlos-Dungeon Torghast. Die Pakte erinnern ein wenig an die Ordenshallen aus Legion, allerdings gibt es nur vier Verschiedene und wir können uns ihnen unabhängig von unserer Klasse anschließen.

Jeder Pakt verfügt über eine eigene Kampagne, ein einzigartiges Feature sowie zwei Fähigkeiten, die nur die Pakt-Angehörigen nutzen können. Jeder der vier Pakte spielt sich dadurch anders als die übrigen, wodurch für jeden Helden die passende Kombination aus Lore, Belohnungen und Boni dabei sein sollte.

Weil die Pakte sich sehr unterschiedlich spielen und das Belohnungssystem ungemein motiviert, fühlt sich auch das Farmen von Ruf und das Abklappern der täglichen und wöchentlichen Quests deutlich besser an als noch in Battle for Azeroth.

Ardenwald (World of Warcraft: Shadowlands)

Der bereits aus Warlords of Draenor bekannte Missionstisch existiert auch in Shadowlands, allerdings haben die Entwickler ihn etwas erweitert. Wir schicken unsere Anhänger, die jetzt Seelenbande heißen und die wir deutlich umfangreicher als zuvor aufwerten können, auf sogenannte Abenteuer.

Diese Abenteuer finden auf einem Spielbrett statt, auf dem wir selbst unsere Kämpfer und unterstützende Trupps positionieren können. Das erhöht unseren Einfluss auf den Ausgang eines Abenteuers. Als Belohnungen winken wie gewohnt Erfahrungspunkte für unsere Seelenbande, Ausrüstung, Ruf und mehr. Die Abenteuer wirken insgesamt wie eine sehr gelungene Weiterentwicklung und machen deutlich mehr Spaß als das simple Missionssystem aus Battle for Azeroth und Legion.

Ein absolutes Highlight von Shadowlands ist das Endgame-Feature Torghast: Dieser Turm besteht aus mehreren Flügeln, von denen wöchentlich immer zwei Stück öffnen. Jeder Flügel besitzt wiederum mehrere Ebenen, die wir allein oder als Gruppe angehen können und in denen wir es mit diversen Gegnern und Fallen aufnehmen müssen. Als Belohnung erhalten wir unter anderem Seelenasche, die wir für die Herstellung legendärer Gegenstände benötigen.

Da wir Torghast auch alleine angehen dürfen, kommen hier auch Solisten zum Zug und können sich problemlos ihre Legendarys freischalten. Weil die Entwickler im Gegensatz zu den Verstörenden Visionen aus Battle for Azeroth außerdem auf ein Zeitlimit verzichten, spielen sich die Flure im Turm deutlich entspannter – auch wenn die Kämpfe auf den oberen Ebenen einiges an Geschick verlangen. Mir persönlich macht Torghast bisher sehr viel Spaß, was unter anderem daran liegt, dass ich im Solo-Modus alleine für meinen Erfolg oder Misserfolg verantwortlich bin.

Außerdem schließt das Belohnungssystem auch die Spieler nicht aus, die vielleicht gerade erst mit WoW angefangen haben: Je nachdem, wie hoch ihr in einem Flügel von Torghast vorankommt, erhaltet ihr eine gewisse Menge Seelenasche. Die meiste Seelenasche bekommt ihr, wenn ihr in einer Woche alle Ebenen abschließt. Allerdings gibt es auf den höheren Leveln weniger Seelenasche, sodass auch Spieler, die nur die niedrigen Ebenen schaffen, nicht vollkommen abgehängt werden.

Ihr könnt also auch mit den niedrigen Ebenen ausreichend Seelenasche für eure Legendarys sammeln – es dauert dann nur etwas länger, bis ihr ein legendäres Item herstellen könnt.

Fazit: Es ist zugegebenermaßen nicht ganz fair, die Erweiterung eines Online-Rollenspiels zu bewerten, nachdem gerade einmal der erste Raid seine Pforten geöffnet hat. Weil ich Shadowlands aber schon in der Beta testen konnte und ich denjenigen, die vielleicht mit dem Kauf des Spiels oder dem (Wieder-)Einstieg in World of Warcraft bisher noch gewartet haben, die Entscheidung für oder gegen Shadowlands erleichtern möchte, gibt es an dieser Stelle trotzdem ein erstes Fazit. Und das lautet: Ich bin begeistert!

Die Verschiebung von Shadowlands um einen Monat hat sich definitiv gelohnt, denn die Erweiterung läuft absolut rund, von ein paar minimalen Bugs abgesehen – die haben die Entwickler aber schnell per Hotfix ausgebügelt.

Ich bin begeistert!

Shadowlands macht auf mich in seiner Gesamtheit den Eindruck, den ich schon mit Legion hatte: Die Entwickler haben Konzepte und Ideen der jeweils vorangegangenen Erweiterung konsequent weiterentwickelt. Die Pakte fühlen sich jeder auf seine Weise einzigartig an und hier ist wirklich für jeden Spieler das Passende dabei. Sowohl die Level- als auch die Endgame-Kampagne machen viel Spaß und sorgen bei mir regelmäßig für den »Nur noch die eine Quest«-Sog.

Die Abenteuer erweitern das Missionssystem um eine coole taktische Komponente und Torghast stellt eine in praktisch jeder Hinsicht verbesserte Version der Verstörenden Vision da.

Ich habe mit Shadowlands bislang jede Menge Spaß – und gehe davon aus, dass das auch noch lange so bleiben wird. Wer sich nach einer Erweiterung gesehnt hat, die die Stärken von World of Warcraft mit sinnvollen Neuerungen verbindet und auf den Punkt bringt, kommt mit Shadowlands voll auf seine Kosten.

Die Erweiterung World of Warcraft: Shadowlands ist am 23. November 2020 erschienen.