Nachdem erst kürzlich die Nachricht kursierte, dass WarnerMedia offenbar darüber nachdenkt, den für 2021 geplanten Film Godzilla vs. Kong direkt zum Kinostart auch als Stream zur Verfügung zu stellen, verkündete das Unternehmen jetzt offiziell: Alle Kinoproduktionen, die im kommenden Jahr erscheinen, werden parallel zum Release auf dem Streaming-Dienst HBO Max veröffentlicht.

WarnerMedia folgt damit dem Beispiel von Wonder Woman 1984 und bringt Filme wie The Suicide Squad, The Matrix 4, Dune, Godzilla vs. Kong, Space Jam: A New Legacy und andere direkt auf heimische Bildschirme – zumindest in den USA. Denn HBO Max gibt es derzeit nur dort, weshalb der Streaming-Release vorerst auch nur für das nordamerikanische Land geplant ist. Warners Kinofilme werden dementsprechend im Rest der Welt wie geplant erst einmal ausschließlich im Kino laufen.

Kinobetreiber reagierten auf die Ankündigung seitens WarnerMedias erwartungsgemäß wenig begeistert. Der CEO der weltgrößten Kinokette AMC Entertainment, Adam Aron, äußerte gegenüber der Redaktion von The Hollywood Reporter sein Unverständnis über die Entscheidung:

»WarnerMedia will ganz offensichtlich einen wesentlichen Anteil der Profitabilität ihrer Filmproduktionsabteilung opfern, und zwar die der eigenen Produktionspartner und Filmemacher, um sein HBO Max zu subventionieren. Wir bei AMC werden alles in unserer Macht stehende tun, um sicherzustellen, dass Warner das nicht auf unsere Kosten tut. Wir werden nach wirtschaftlichen Maßstäben handeln, die unser Geschäft erhalten.«

Aron betonte außerdem die baldige Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen COVID-19, die seiner Hoffnung nach dafür sorgen werde, dass »Kinogänger in Kürze wieder in der Lage sein werden, sorglos unsere Kinos besuchen zu können«.

Ann Sarnoff, CEO von Warner Bros., rechtfertigte die Entscheidung für den Streaming-Release mit der Bedeutung eines anhaltenden Filmnachschubs und dessen finanziellen Kosten:

»Niemand möchte Filme mehr auf der großen Leinwand wiedersehen als wir. Wir wissen, dass neue Inhalte das Lebenselixier der Kinos sind, aber wir müssen das mit der Realität abwägen, dass die meisten Kinos in den USA höchstwahrscheinlich im Jahr 2021 mit reduzierter Kapazität arbeiten werden. Mit diesem einzigartigen Ein-Jahres-Plan können wir unsere Ausstellungspartner unterstützen und gleichzeitig Kinofans, die keinen Zugang zu Kinos haben oder noch nicht bereit sind, wieder ins Kino zu gehen, eine Chance geben, unsere herausragenden 2021er-Filme zu sehen.«

Für WarnerMedia ist die Sache also eindeutig: Der Release auf HBO Max soll die Corona-bedingten Finanzverluste abfedern, damit – so Warners Argumentation – das Studio auch langfristig Blockbuster für die Kinos produzieren kann. Das sei eine Win-Win-Situation, sowohl für Warner als auch für die Kinobetreiber. Ob das wirklich so eintrifft, muss die Zeit zeigen.

Fest steht jedenfalls, dass für AMC und Kinobetreiber weltweit viel auf dem Spiel steht – und sollten andere Filmstudios dem Beispiel von Warner folgen, könnte sich das langfristig auch in Deutschland auf die ohnehin angeschlagene Kinobranche auswirken.