
Jährlich erscheinen Hunderte neue Brett- und Kartenspiele. Das ist allgemein bekannt und geht schon seit geraumer Zeit so. Auch in diesem Corona-Jahr trudeln fast täglich Pressemitteilungen der Verlage ein, in denen für kommende Neuerscheinungen geworben wird. Spannend ist das zwar, aber irgendwie auch traurig, weil man als Beobachter der Szene natürlich bereits weiß, dass kaum eines der jetzt gehypten Spiele bleibenden Eindruck hinterlassen wird. Selbst eine ganze Reihe der als »Spiel des Jahres« ausgezeichneten Werke haben gefühlt gerade mal eine Saison überdauert.
Schnell gelernt, schnell gespielt: Karten nehmen, sammeln, verkaufen, Geld zählen.
Was aber ist mit den wenigen Spielen, die doch herausstechen aus der Masse und schnell glühende Anhänger finden, die sie wieder und wieder spielen? Nun, diese Spiele werden alle paar Jahre neu aufgelegt und dann von nachrückenden Spieler-Generationen entdeckt. Womit die elegante Überleitung zu Jaipur geglückt wäre.
Jaipur erschien bereits 2009 und galt schnell als eines der beliebtesten Zwei-Personen-Spiele. Schnell gelernt, schnell gespielt: Karten nehmen, sammeln, verkaufen, Geld zählen. Und noch mal, und noch mal, und noch mal. Ein schönes Spiel für Paare, Geschwisterkinder oder Großeltern mit Enkeln.

Dummerweise hatte ich Jaipur noch nie gespielt, obwohl ich schnelle und einfache Spiele für zwei besonders häufig zocke. Dafür hat man halt doch immer mal wieder ein halbes Stündchen Zeit und muss nichts groß auf- und abbauen. Jaipur wurde jetzt also grafisch leicht überarbeitet neu aufgelegt, sodass ich wirklich keine Ausrede mehr habe, es nicht zu spielen.
Kompliziert ist Jaipur übrigens auch nicht. Die Kontrahenten sitzen sich gegenüber und nehmen abwechselnd Karten aus einer Auslage bzw. legen welche ab, wenn sie gute Sets beisammen haben. Für diese Sets gibt es verschieden wertvolle Marker, die am Ende der zügigen Runde addiert werden und entscheiden, wer gewinnt. Sieger ist, wer zwei solcher Runden für sich entscheidet.
Das spielt sich teilweise wie von selbst, weil häufig klar ist, was man am besten nimmt. Manchmal kann man ein wenig hin und her tauschen, doch – so scheint es mir zumindest – ist man in einigen Runden auch machtlos und muss es sportlich hinnehmen, dass dem Mitspieler einfach die besseren Karten aufgetischt werden. Das ist kein Drama und bei Kartenspielen ja doch häufiger so. Glücklicherweise ist jede Partie, wie beschrieben, eine »best out of three«-Serie, also kann man sein Sammlerpech manchmal noch ausgleichen.

Jaipur kann man auch nach über zehn Jahren noch gut spielen.
Vielleicht ist aufgefallen, dass ich noch gar nicht beschrieben habe, worum es thematisch geht? Das liegt natürlich daran, dass es spielerisch eigentlich egal ist. Jaipur ist sehr abstrakt. Wir versuchen wohl, zu Zeiten der Maharadschas reichster Händler in der indischen Stadt Jaipur zu werden. Gut, jedes Spiel braucht ein Thema und dieses tut nicht weh und ist zumindest klassisch.
Fazit: Jaipur kann man auch nach über zehn Jahren noch gut spielen. Es ist leicht zu erlernen und kann schön schnell runtergezockt werden. Das macht schon Laune, wenngleich mich das Spiel weitaus weniger begeistert hat als meinen kleinen Sohn, der es spitze findet und ständig spielen will.
Ich würde als Zwei-Personen-Spiel eher Patchwork aus dem Regal holen, vielleicht auch Lost Cities, die ähnlich komplex sind. Aber mit Jaipur macht man auch nichts verkehrt und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt auf jeden Fall!
Jaipur von Sebastien Pauchon, Space Cowboys/Asmodee, 2 Spieler ab 10 Jahren, ca. 15 Euro.