Key Art (Star Wars: Squadrons)

Ich gleite schwer angeschlagen durch ein Asteroidenfeld. Zwei Typen, die sich in einer mir unbekannten Sprache unterhalten, versuchen mir den Rest zu geben. Ich leite die Schiffsenergie auf die Schilde um und versuche zu überleben, indem ich hektisch um die Gesteinsbrocken herumwusele. Ein Teil des Beschusses wird tatsächlich von den Asteroiden abgefangen.

Nun sitzen mir beide Gegner im Nacken, also konzentriere ich die Schildenergie am Heck. Ich sehe mich panisch um. Wo sind meine Kameraden? Anscheinend haben sie ihre eigenen Probleme. Ich bitte per Mikrofon um Hilfe, aber niemand reagiert. Das feindliche Team handelt viel koordinierter – eben wie eine echte Einheit.

Lang werde ich nicht mehr durchhalten. Ich reduziere den Schub, um schneller wenden zu können und tauche unter einem riesigen, rotierenden Felsen ab. In einigen Hundert Metern Entfernung ist ein Reparatur-Icon zu sehen. Ich konzentriere die Energie auf den Schiffsantrieb und klicke die L-Taste, um den Boost zu aktivieren. Meine Gegner feuern aus allen Rohren, mein Cockpit ist beschädigt und aus den Armaturen sprühen Funken.

Dann werde ich auch noch von Raketen erfasst. Timing ist alles, denn wenn ich im richtigen Moment die Gegenmaßnahmen aktiviere, komme ich noch lebend aus dieser Nummer raus. Leider drücke ich etwas zu früh auf die B-Taste, die Täuschkörper verpuffen wirkungslos und mein Schiff verwandelt sich in einen Klumpen Weltraumschrott.

Cockpit (Star Wars: Squadrons)

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass mir der Mehrspieler-Modus von Star Wars: Squadrons so viel Spaß bereiten würde. Normalerweise nerven mich Weltraumschlachten gegen menschliche Mitspieler, weil man irgendwie nur einem Punkt auf dem Bildschirm hinterherjagt und sich um die eigene Achse dreht, bis einem schwindlig wird. EA bewegt sich hier aber in der goldenen Mitte und liefert ein simples Multiplayer-Erlebnis mit gut ausbalancierten Komponenten.

Das beginnt schon bei der Schiffsauswahl, denn ein leichter Abfangjäger wie der A-Wing spielt sich wirklich ganz anders als ein schwer gepanzerter TIE/SA Bomber. Ihr könnt an einem schnörkellosen 5-gegen-5-Luftkampf teilnehmen oder sogenannte Flottenkämpfe bestreiten. Hier müsst ihr euch auch gegen KI-gesteuerte Einheiten behaupten und gegnerische Schlachtschiffe vernichten. Keine Ahnung, ob das ausreicht, um Mehrspieler-Fans über Wochen und Monate zu motivieren, aber ich habe bereits sieben oder acht Stunden investiert und freue mich schon auf die nächsten Online-Sessions.

Tatsächlich übertrifft die Kampagne sogar meine kühnsten Erwartungen.

Ein Traum wird wahr

Viel wichtiger ist natürlich die Qualität der Singleplayer-Modus und auch hier enttäuscht Star Wars: Squadrons nicht. Tatsächlich übertrifft die Kampagne sogar meine kühnsten Erwartungen. Die abwechslungsreichen Weltraumschlachten sind in eine packend erzählte Geschichte eingebettet und die Liebe zum Detail endet nicht, wenn ihr aus dem Cockpit klettert. Zwischen den Einsätzen könnt ihr nämlich im Stützpunkt mit Kameraden ein Schwätzchen halten, Schiffe und Ausrüstung inspizieren sowie an detaillierten Lagebesprechungen teilnehmen.

TIE Fighter (Star Wars: Squadrons)

Das Drumherum erinnert an die kultige Wing Commander-Serie, denn da wurde die Atmosphäre auf ähnliche Art und Weise intensiviert. Wobei Star Wars: Squadron in spielerischer Hinsicht deutlich anspruchsvoller ist. Der Sim-Charakter eines Star Citizen wird nicht erreicht, aber EA hat sich einiges einfallen lassen, damit die Missionen nicht zu plumpen Dauerfeuer-Orgien verkommen.

Beispielsweise erlebt ihr die Kampagne aus unterschiedlichen Perspektiven und besonders spannend wird es, wenn ihr wichtige Schlüsselmomente nicht nur als Held der neuen Republik, sondern auch als Mitglied des Imperiums spielt. Die Geschichte selbst ist nach den Geschehnissen von Die Rückkehr der Jedi-Ritter angesiedelt und bietet typisch seichte Star Wars-Kost.

Wie bereits erwähnt, stehen unterschiedliche Schiffsklassen zur Verfügung, die nicht nur optisch, sondern auch spielerisch ziemlich variieren. Feuerkraft, Robustheit und Manövrierfähigkeit sind nur einige der Charakteristika. Die Schiffe lassen sich zudem im Hangar ausrüsten und den eigenen Vorlieben anpassen.

Simpel & effektiv

Ein weiteres Kernelement ist die Energieverteilung, welche per Steuerkreuz durchgeführt wird. Gerade bei höheren Schwierigkeitsstufen ist dieser Punkt essenziell, denn so lassen sich in Sekundenschnelle die Schilde verstärken, der Antrieb beschleunigen oder die Waffen überladen.

Nicht nur während der Kampagne werdet ihr regelmäßig mit kniffligen Situationen konfrontiert, die sich durch Energieverteilung entschärfen lassen. Ein voll aufgeladener Antrieb belohnt euch mit einem kurzzeitigen Boost, überladene Waffen machen mehr Schaden und so weiter. Allerdings solltet ihr nicht vergessen, dass dabei die Leistung der anderen Systeme sinkt. Obwohl diese Mechanik eigentlich total simpel ist, verleiht sie dem Spiel mehr Tiefe.

Star Wars: Squadron ist ein Space-Shooter auf Blockbuster-Niveau.

Apropos: Wer richtig krass eintauchen möchte, muss Star Wars: Squadrons mit VR-Headset spielen. Wir haben die PC-Fassung mit Vive Pro gezockt und waren hin und weg. Nie zuvor haben wir derart intensive VR-Raumschlachten erlebt und schon gar nicht im Star Wars-Universum.

Fazit: Star Wars: Squadron ist ein Space-Shooter auf Blockbuster-Niveau und ein absolutes Fest für Fans der kultigen Weltraumoper. Was auf dem Bildschirm ordentlich Spaß macht, wird mit VR-System zu einer einzigartigen Erfahrung. Die Einzelspielerkampagne dauert zwar nur acht Stunden, aber es gibt ja noch den launigen Mehrspieler-Modus. Eine Koop-Variante der Singleplayer-Kampagne wäre schön gewesen, aber vielleicht klappt’s ja beim nächsten Mal.

Star Wars: Squadron ist am 2. Oktober 2020 für PC, PlayStation 4 und Xbox One erschienen.