Samsung hat eine neue High-End-SSD im NVMe-M.2-Format für PCIe 4.0 veröffentlicht, die 980 PRO. Der südkoreanische Hersteller präsentierte den Speicher bereits im Januar im Rahmen der CES 2020 und gab dann Ende August 2020 die finalen Daten für die neue Hardware bekannt.
Die 980 PRO setzt als erste Samsung-PRO-SSD überhaupt auf TLC- anstelle von MLC-NAND-Speicher. Was dieser Unterschied konkret bedeutet und für welchen Preis sich Samsung eine Lesegeschwindigkeit von bis zu 7.000 MB/s erkauft, erfahrt ihr in unserem Test.
Was hat es mit dem TLC-Speicher auf sich?
SSDs werden immer günstiger – ein Trend, den auch Samsung mitgehen will und muss. Dass TLC-NAND im Vergleich zu MLC-NAND weniger kostet, kommt dem Hersteller sicher entgegen und dürfte einen Grund dafür darstellen, dass Samsung in der 980 PRO auf TLC setzt. Der Nachteil von TCL liegt in der vergleichsweise geringeren Lebensdauer und Geschwindigkeit.
Damit die neue SSD aber trotzdem Samsungs bislang schnellste Festplatte auf dem Markt werden kann, besitzt sie zusätzlich einen sogenannten SLC-Cache. Dabei handelt es sich nicht um echten SLC-Speicher (den schnellsten und teuersten Speicher für SSDs), sondern um reservierten Speicher im TLC-NAND-Flash, der ein Bit an Daten pro Zelle speichert. Dadurch verbessert sich die Schreib- und Leseleistung des TLC-NANDs deutlich.
Die Kombination aus TLC und SLC-Cache bedeutet für die Samsung 980 PRO, dass ihre Lebensdauer im Vergleich zur 970 PRO mit MLC-Speicher nur noch die Hälfte beträgt. Dafür kann Samsung die 980 PRO mit einer sehr hohen Lesegeschwindigkeit, einer im Vergleich zur 970 PRO doppelten Leistung (4K-Transfers mit 1 Million IOPS und QD1 mit 22.000 beziehungsweise 60.000 IOPS) und einem konkurrenzfähigen Preis anbieten.
Schreib- und Leseleistung im Benchmark-Test
Wenn wir also bei der Lebensdauer der 980 PRO gewisse Einbußen hinnehmen müssen, lohnt sich der Kompromiss dann zugunsten der Leistung? Wir haben die neue Samsung-SSD im Benchmark mit CrystalDiskMark 7.0.0, AS SSD Benchmark und UserBenchmark getestet. Dabei erzielte die 980 Pro folgende Ergebnisse: Die Lesegeschwindigkeit lagt unter CrystalDiskMark bei den versprochenen 7.000 MB/s, AS SSD Benchmark lieferte leicht niedrigere Werte mit 6200 MB/s Lesegeschwindigkeit.
Die Festplatte hält also im Test, was sie verspricht.
Die Schreibleistung lag in beiden Fällen bei den von Samsung proklamierten 5.000 MB/s, solange der SLC-Cache in Benutzung ist (Zwischenspeicher für maximal 36 GB). Die Leseleistung halbierte sich bei 4K-Transfers mit 64 Threads (bei AS SSD lag der Wert bei rund 3.000 MB/s, im Fall von CrystalDiskMark erzielte die SSD noch rund 3.800 MB/s). Die Schreibleistung reduzierte sich um einen ähnlichen Wert (AS SSD: rund 2.000 MB/s, CrystalDiskMark rund 2.600 MB/s). Der Score von UserBenchmark lag bei 291 Prozent und damit dem Durchschnitt der Samsung 970 Pro NVMe PCIe M.2 (253 Prozent).
Die Festplatte hält also im Test, was sie verspricht und leistet tatsächlich deutlich schnellere Lese- und auch Schreibgeschwindigkeiten als die 970 Pro, die noch mit MLC-NAND ausgestattet war. Diese Leistung erreicht die 980 PRO allerdings nur in Verbindung mit einem PCIe-4.0-Slot. Wer ein Mainboard besitzt, das ausschließlich über PCIe-3.0-Slots für M.2-SSDs verfügt, muss mit deutlichen Geschwindigkeitseinbußen rechnen. Hier liegt die Leistung dann je nach Benchmark bei rund 3.000 MB/s.
Kein eigener Kühlkörper – ein Problem?
Samsung verzichtet bei der 980 PRO auf einen eigenen Kühlkörper und verwendet stattdessen ein vernickeltes Controller-Package in Kombination mit einem Kühlaufkleber. Weil die SSD je nach Kapazität zwischen 7 Watt (250 GB) und 8,9 Watt (1 TB) an Leistung aufnimmt, stand der Verdacht im Raum, dass diese Kühllösung in der Praxis nicht ausreichen könnte und die Temperaturüberwachung die eigene Leistung der SSD drosselt.
Wir haben die 980 PRO in der 500-GB-Variante deshalb separat unter Volllast getestet und festgestellt: Tatsächlich leidet die Leistung der Samsung 980 PRO unter Volllast. Mithilfe der Stresstest-Software HeavyLoad brachten wir die SSD ordentlich zum schwitzen und ließen sie rund eine halbe Stunde unter Volllast laufen. Die mit CrystalDiskInfo 8.8.7 gemessene Temperatur der SSD stieg dabei zwischenzeitlich auf 62 Grad Celsius, während die Lesegeschwindigkeit um rund 600 MB/s sank und sich die Lesegeschwindigkeit noch einmal deutlich um bis zu zwei Drittel verringerte.
Die Samsung 980 PRO überzeugt bei gängigen Alltagsanwendungen und in Spielen mit einem hohen Tempo.
Fazit: Was taugt die Samsung 980 PRO also in der Praxis? Um diese Frage abschließend beantworten zu können, lohnt sich ein Blick auf die Zielgruppe der High-End-SSD: Auch wenn die Samsung 980 PRO nach einer halben Stunde unter Volllast in die Knie geht, kommt es beim Durchschnittskonsumenten, an den sich diese Festplatte richtet, eher selten zu entsprechenden Anwendungsszenarien.
Die Samsung 980 PRO überzeugt bei gängigen Alltagsanwendungen und in Spielen mit einem hohen Tempo: Ladezeiten fallen spürbar gering aus und eine Installation von Windows 10 dauerte in unserem Test lediglich zwei Minuten (das Einrichten des Systems mit Microsoft-Konto nicht eingerechnet). Möchtet ihr das Tempo und die Leistung der 980 PRO voll ausnutzen, benötigt ihr aber ein entsprechendes Mainboard, das PCIe 4.0 für M.2-Slots unterstützt.
Doch auch wer die 980 PRO in Kombination mit PCIe 3.0 verwenden möchte, bekommt eine günstige Alternative zur 970 PRO geboten: Zwar besitzt die 980 PRO wegen des eingesetzten TLC NANDs eine erwartbar geringere Lebensdauer als die 970 PRO. Dafür liegt die 980 PRO in der 500 GB Variante beim Straßenpreis immerhin noch rund 20 Euro unter dem Vorgängermodell, während die 980 PRO mit 1 TB Kapazität rund 90 Euro weniger kostet als die entsprechende 970 PRO. Zum Überblick: Die Samsung 980 PRO kostet mit 250 GB Kapazität 83,82 Euro, mit 500 GB 136,82 Euro und mit 1 TB 209,92 Euro.
Wer also eine günstige, leistungsfähige SSD mit hoher Kapazität für den Alltagsgebrauch und Spiele sucht, kann der 980 PRO definitiv eine Chance geben.
Die Samsung 980 PRO ist ab sofort in den Kapazitäten 250 GB, 500 GB und 1 TB verfügbar. Das Modell mit 2 TB Speicherplatz folgt zu einem späteren Zeitpunkt.