Icon A5 (Microsoft Flight Simulator)

Bereits die Installation des Microsoft Flight Simulator gestaltet sich als anspruchsvolle Mammutaufgabe. Nachdem ihr die relativ schlanke Client-Software installiert und gestartet habt, müssen die eigentlichen Spieldaten heruntergeladen werden. Dieser Vorgang nahm bei uns trotz 1000-Mbit-Anschluss mehrere Stunden in Anspruch. Nicht nur die lahme Download-Geschwindigkeit machte uns zu schaffen, sondern auch plötzliche Verbindungsabbrüche.

Nach Bewältigung dieser Tortur klappte alles wie am Schnürchen. Na ja, fast alles. Wir haben uns das Microsoft Flight Simulator: Premium Deluxe-Bundle für 120 € gegönnt, welche zusätzliche Flugzeugmodelle und Flughäfen beinhaltet. Als wir diese Zusatzinhalte im entsprechenden Menü laden und aktivieren wollten, verweigerte das Spiel seinen Dienst und registrierte keine Eingabebefehle mehr. Nach etwa 90 Sekunden voller Frust und Ratlosigkeit nahm der Microsoft Flight Simulator dann doch wieder seine Arbeit auf.

Den holprigen Einstieg verzeihen wir Microsoft gern, denn ehrlich gesagt, hätten wir uns den Launch deutlich schlimmer vorgestellt. Für einen Titel, der laufend mit den Servern kommunizieren und Daten synchronisieren muss, lief der offizielle Start überraschend reibungslos.

Zumal der Microsoft Flight Simulator mit einer Komplexität aufwartet, die alles Dagewesene in den Schatten stellt. Bevor ihr hinter dem Steuer eines Flugzeugs Platz nehmt, solltet ihr euch deshalb mit den zahlreichen Einstellungen vertraut machen. Vor allem die Steuerung bietet eine unglaubliche Zahl von Settings, inklusive einer eigenen Suchfunktion. Jede Kleinigkeit lässt sich euren Vorlieben und dem Eingabegerät eurer Wahl anpassen.

Sturm (Microsoft Flight Simulator)

Damit wären wir auch schon bei einem besonders wichtigen Punkt. Ihr könnt den Microsoft Flight Simulator zwar mit Maus und Tastatur oder per Controller steuern, aber ohne HOTAS-Joystick mit separater Throttle-Kontrolle macht das Ganze nur halb so viel Spaß. Am liebsten würden wir uns für diesen Titel ein riesiges Fake-Cockpit mit sämtlichen Schikanen ins Wohnzimmer pflanzen.

Extrem-Kinnladenherunterklapping

Wenn ihr zum ersten Mal in luftigen Höhen unterwegs seid, werdet ihr euren Augen nicht trauen. Die atemberaubende Grafik punktet mit einem nie da gewesenen Realismus und verschwenderischen Details, so weit der Blick reicht. Innovative Funktionen – wie die Kartierung der Spielwelt via Bing-Maps – machen es möglich. Da allein die Darstellung der Umgebung zwei Petabytes in Anspruch nimmt, werden die detaillierten Landschaften von Microsofts Cloudservern gestreamt. Je schneller eure Online-Anbindung, desto hübscher und detaillierter die Optik.

Gleichzeitig sorgt der meteorologische Datenabgleich in Echtzeit für reale Wetterbedingungen auf eurer Flugroute. Ihr möchtet auf Live-Flugdaten zugreifen und Flugzeugen begegnen, die sich aktuell tatsächlich in der Luft befinden? Kein Problem! Wenn euer PC potent genug ist, um das Spiel mit Ultra-Settings flüssig wiederzugeben, wirkt der Blick aus dem Cockpit beinahe fotorealistisch.

Apropos: Auch innerhalb der Flugzeuge zeigt sich der Microsoft Flight Simulator von seiner Schokoladenseite. Sämtliche Regler, Schalter und Knöpfchen sitzen exakt an der richtigen Stelle und sind voll funktionsfähig. Eingefleischte Simulations-Freaks dürfen sich also komplett austoben, während Einsteiger den ganzen Krempel dank umfangreicher Assistenzfunktionen auch ignorieren können.

Damit wären wir schon beim nächsten Pluspunkt. Den Entwicklern ist das Kunststück gelungen, eine Simulation zu erschaffen, die sowohl Anfänger als auch Profis abholt, ohne eine dieser Gruppen zu benachteiligen. Das Spiel ist immer so komplex, wie ihr es gern hättet.

Beispielsweise könnt ihr vor dem Start gewissenhaft alle Systeme prüfen und das Pilotenprotokoll befolgen. Komplette Flüge lassen sich ohne einen Blick aus dem Cockpit-Fenster durchführen, da sämtliche Instrumente und Anzeigen genauso funktionieren wie in der Realität. Bei schlechten Wetterbedingungen mit suboptimaler Sicht müsst ihr das sogar. Wer es lieber entspannt angehen möchte, wählt strahlenden Sonnenschein, kümmert sich um Steuerung sowie Geschwindigkeit und wälzt alles andere auf den Co-Piloten ab. Allerdings bleibt der Microsoft Flight Simulator auch dann noch anspruchsvoll und setzt Geduld sowie ein gefühlvolles Händchen voraus. Selbst wenn sämtliche Hilfen aktiviert sind, bleibt es eine trockene Simulation für eine ganz spezielle Zielgruppe.

Es gibt keine Story-Kampagne und auch keine Missionen, sondern einfach nur eine atemberaubend schöne Welt, die ihr mit unterschiedlichen Fliegern bereisen könnt. Es existieren zwar eine Flugschule, zwei Dutzend Landeherausforderungen und drei sogenannte Wildnisflüge ohne Navigationsunterstützung, aber diese fügen der eigentlichen Spielmechanik nichts Neues hinzu.

Fazit: Wer mit Flugsimulationen auf Kriegsfuß steht, wird sich auch durch den Microsoft Flight Simulator nicht bekehren lassen. Für Hobby-Piloten gibt es aber keinen besseren Spielplatz. Der Einsatz modernster Technologien sorgt für die ultimative Immersion und definiert ein komplettes Genre neu. Kein anderer Titel vermag es, die Faszination des Fliegens so realistisch wiederzugeben. Es gab tatsächlich Momente, die uns vergessen ließen, dass es sich »nur« um eine Simulation handelt.

Was hier auf die Beine gestellt wurde, lässt sich fast schon mit dem Bau der Pyramiden vergleichen.

Gibt es für Simulations-Fans gar nichts zu meckern? Da die Darstellung der Spielwelt auf Texturen und topologische Daten von Bing Maps basiert, schwankt die Qualität mancher Landschaftsobjekte und Gebäude. Kurz: Wenn eine Hütte in Bing Maps detailarm wirkt, dann ist das auch im Microsoft Flight Simulator so. Allerdings handelt es sich hierbei um Meckern auf hohem Niveau, denn was hier auf die Beine gestellt wurde, lässt sich fast schon mit dem Bau der Pyramiden vergleichen.

Der Microsoft Flight Simulator ist am 18. August 2020 für den PC erschienen und soll demnächst auch auf der Xbox One und Xbox Series X durchstarten.