Poster (Horizon Zero Dawn)

Ich habe mit der Review-Session extra bis zum Tag der offiziellen Veröffentlichung gewartet, in der Hoffnung, dass ein Day-1-Patch die technischen Mängel beseitigt. Nach Spielstart musste ich über zehn Minuten warten, weil die PC-Version von Horizon Zero Dawn den Computer scannen und irgendetwas konfigurieren musste. Das empfand ich nicht als problematisch, denn es gibt einige PC-Spiele, die nach der Erstinstallation ein wenig länger für den Start benötigen.

Direkt danach wurde ich aber mit einer ruckelnden Intro-Sequenz im gestauchten Darstellungsformat konfrontiert und diese ließ sich nicht abbrechen. Ich war also gezwungen, die komplette Einführung mit kaputter Framerate und schwarzen Balken zu ertragen. Im Startbildschirm angekommen, wendete ich mich sofort den Einstellungen zu, um die entsprechenden Änderungen vorzunehmen, aber es wurde nicht viel besser.

Ich möchte euch jetzt nicht mit seitenlangem Technikgewäsch langweilen, darum nur die wichtigsten Punkte. Ich habe das Spiel auf drei unterschiedlichen Rechnern gezockt und es lief auf keiner Kiste fehlerfrei. Am auffälligsten ist die miese Framerate, selbst mit fetter CPU, 32 GB RAM, SSD-Installation und RTX 2080 Ti. Dabei ist es ziemlich egal, ob 4K-Auflösung oder 1440p, denn das Ruckeln ließ sich niemals komplett ausmerzen.

Ich habe wirklich alles ausprobiert und ein paar seltsame Phänomene erlebt. Beispielsweise gibt es eine eigene Grafik-Option für die Texturqualität und die scheint keinen erkennbaren Effekt zu haben. Dasselbe gilt für die Anisotropic-Filter-Einstellung. Ambient Occlusion funktioniert zumindest teilweise, doch »Medium« liefert bessere Ergebnisse als »Ultra«.

Es muss dringend ein neuer Patch her, denn in seiner jetzigen Form kann man Horizon Zero Dawn einfach keine Kaufempfehlung aussprechen.

Was ich wirklich erstaunlich finde, ist die Tatsache, dass Horizon Zero Dawn auf jedem System andere Macken zeigt. Beispielsweise klagen im Steam-Forum viele Käufer über regelmäßige Abstürze, aber diese habe ich kein einziges Mal erlebt. Wie bei einem Beta-Test tauschen die Käufer ihre Bug-Reports aus. Es gibt aber auch Spieler, die dem Titel eine fehlerfreie Performance bescheinigen.

Cinematic (Horizon Zero Dawn)

Kurz: Es muss dringend ein neuer Patch her, denn in seiner jetzigen Form kann man Horizon Zero Dawn einfach keine Kaufempfehlung aussprechen. Eigentlich ist es eine Frechheit, ein Spiel in diesem Zustand auf die Menschheit loszulassen. Zumal es sich um einen drei Jahre alten PS4-Titel handelt, der hier auf meinem 2.500-Euro-System aus allen Löchern pfeift.

Das Spiel ist trotzdem geil

Von den technischen Problemen abgesehen, gibts bei Horizon Zero Dawn wenig zu meckern. Was ich besonders schön finde, ist das kreative Endzeit-Setting. Statt uns zum x-ten Mal eine Variante von Mad Max um die Ohren zu hauen, erleben wir eine Zukunft, in der die Natur den Planeten zurückerobert hat. Okay, es laufen und fliegen auch ein paar gefährliche Maschinenwesen durch die Gegend, aber selbst diese Roboter wirken nicht wie Fremdkörper.

Ihr schlüpft in die Haut von Aloy – eine junge Dame, die von ihrem Stamm ausgestoßen wurde und nun die offene Spielwelt bereist, um mehr über den Ursprung der Maschinen herauszufinden. Dabei hilft ihr eine Art Augmented-Reality-Scanner, der sich jederzeit aktivieren lässt, um beispielsweise Schwachstellen von Gegnern offenzulegen oder Schalterrätsel zu lösen. Das Ding ist wirklich sehr praktisch und lockert die actionreiche Spielmechanik angenehm auf.

Im Grunde funktioniert Horizon Zero Dawn ähnlich wie die aktuelleren Assassin’s Creed-Episoden. Ihr erkundet die Welt, erledigt Haupt- und Nebenmissionen, klettert ein wenig herum, sammelt Loot, craftet Munition und Ausrüstung. Hier und da stolpert ihr sogar über unterirdische Dungeons, die Zeugnisse vergangener Zivilisationen enthalten. Feindliche Camps und wertvolle Sammelobjekte wurden ebenfalls auf der großen Weltkarte verteilt. Daher lohnt es sich, sämtliche Winkel zu erkunden und nicht nur stur von A nach B zu laufen.

Pfeil und Bogen (Horizon Zero Dawn)

Damit wären wir auch schon bei Aloys Fähigkeiten, denn ihr könnt Maschinenmonster zähmen, umprogrammieren und als Fortbewegungsmittel nutzen. Das ist durchaus mal etwas anderes als immer nur auf Pferden zu reiten. Euren Fortschritt speichert ihr übrigens an Feuerstellen, die großzügig in der Welt verteilt wurden.

Ausgeklügeltes Kampfsystem

Guerilla Games haben sich auch für die Waffen und Kämpfe so einiges einfallen lassen. Das beginnt schon bei der Elementar-Affinität der Gegner. Manche vertragen keine Kälte, andere finden Feuer besonders unangenehm und so weiter. Ihr könnt Elementar-Munition craften und Gegner damit schwächen, um ihnen anschließend besonders viel Schaden zuzufügen. Selbst Sprengfallen und elektrisch geladene Stolperdrähte gehören zum Arsenal.

Von Aloys taktischen Möglichkeiten können andere Open-World-Helden nur träumen und ein besonders schönes Beispiel ist der Ropecaster. Er feuert Harpunenseile ab und ist perfekt, um Gegner an den Boden zu fesseln. Nicht zu verwechseln mit dem Tearblaster, der euren Feinden die Rüstungsplatten vom Leib bläst. Es gibt für die Beseitigung der Gegner so viele Möglichkeiten und Herangehensweisen – es wird einfach nie langweilig.

Selbstverständlich verfügt Aloy auch über Stealth-Fähigkeiten, kann unsichtbar durchs hohe Gras schleichen und Feinde unbemerkt von hinten ausschalten. Ob es auch menschliche Gegner gibt? Natürlich! Allerdings agieren diese wie aufgescheuchte Hühner, sobald sie euch entdecken, und das schränkt euren taktischen Spielraum etwas ein. Es herrscht kein Zweifel, dass die Maschinen die wahren Stars von Horizon Zero Dawn sind. Sie verleihen dem Titel seinen unverwechselbaren Charakter und punkten mit einem verschwenderischen Detailreichtum.

RPG Light

Wie bereits erwähnt, kann Aloy jede Menge Loot einsammeln, um ihre Ausrüstung zu pimpen. Die dafür benötigten Crafting-Items erhaltet ihr, indem ihr Maschinen, aber auch Füchse, Hasen, Wildschweine und Geflügel erlegt. Holz und Pflanzen lassen sich mit einem simplen Knopfdruck ernten.

Das Skillsystem funktioniert genauso unkompliziert wie das Crafting und wurde in drei Kategorien aufgeteilt: Jäger, Krieger und Sammler. Frische Skills schaltet ihr mit Fertigkeitspunkten frei, damit Aloy mehrere Pfeile gleichzeitig verschießen, die Zeit verlangsamen oder noch unauffälliger schleichen kann. Für einen leichten Rollenspiel-Touch sorgen auch Dialog-Optionen, die sich tatsächlich auf den Spielablauf auswirken. Okay, nicht ganz so gravierend wie in Fallout oder Mass Effect, aber es verleiht den Gesprächen definitiv mehr Unterhaltungswert und Tiefe.

Fazit: Das Spiel war schon vor drei Jahren fantastisch und macht auch heute noch eine Menge Spaß. Ich liebe es, die abwechslungsreiche Map zu erkunden, die Schwachstellen der Maschinen aufzuspüren und in alten Ruinen nach Aufzeichnungen zu suchen, um mehr über die Welt zu erfahren. Das Spiel entwickelt eine angenehme Sogwirkung und lockt ständig mit neuen Aktivitäten.

Das Spiel war schon vor drei Jahren fantastisch und macht auch heute noch eine Menge Spaß.

Ich habe, inklusive Add-on, etwa 60 Stunden mit dem Spiel verbracht und keine Sekunde davon bereut. Aktuell würde ich aber trotzdem von einem Kauf abraten und euch empfehlen, auf einen Patch zu warten, der die technischen Probleme beseitigt.

Horizon Zero Dawn ist bereits seit 2017 für die PlayStation 4 und seit dem 7. August 2020 für den PC erhältlich.