Key Art (Elite Dangerous: Odyssey)

Die Weiten des Alls bereisen, mit Freunden zusammen Missionen für verschiedene politische Fraktionen erfüllen, Raumkämpfe austragen, Kopfgelder jagen – tief Luft holen – Planeten erkunden, Asteroidenfelder um wertvolle Ressourcen erleichtern, Handel treiben … all das und mehr bietet das Weltraum-MMO Elite Dangerous schon jetzt.

Ein wichtiger Unterschied gegenüber Star Citizen: Anders als in Chris Roberts’ (über-) ambitioniertem Riesenprojekt bleibt unser virtueller Hintern in Elite stets in unserem Raumschiff sitzen. Aussteigen und auf Planeten oder Raumstationen herumlaufen geht bislang nur in Star Citizen. Dafür mangelt es im derzeitigen Entwicklungszustand an Feinschliff und schierer Größe.

Elite Dangerous ist bereits 2014 erschienen und füllt seine Milchstraße im Original-Maßstab (!) mit weitaus mehr Möglichkeiten. Star Citizen nähert sich gerade erst der Fertigstellung des ersten von 100 geplanten Sonnensystemen. Zur Größenordnung: Elite hat ebenfalls 100 Sternsysteme – 100 Milliarden!

Ich habe seit der Ankündigung große Hoffnung, dass Elite Dangerous mit Odyssey der wahrgewordene Traum von Star Citizen werden kann.

Und 2021 soll endlich das fehlende Puzzlestück für Elite Dangerous folgen: Das Add-on Odyssey bringt »Space Legs«, zu Deutsch Weltraum-Beine. Diese hieven unseren Hintern aus dem Raumschiff-Sessel und setzen unsere Füße auf neue atmosphärische Planeten und Stationen, inklusive Shooter-Missionen. Ein großer Schritt für Elite Dangerous, ein noch größerer für seine Fans.

Ich habe seit der Ankündigung große Hoffnung, dass Elite Dangerous mit Odyssey der wahrgewordene Traum von Star Citizen werden kann – wenn Entwickler Frontier die richtigen Weichen stellt.

Das betrifft vor allem den Umfang und die saubere Implementierung der Space Legs in den bisherigen Regelbetrieb von Elite. Schließlich musste sich Frontier in der Vergangenheit häufiger den Vorwurf gefallen lassen, dass das Universum von Elite Dangerous zwar gigantisch ist, allerdings im Endgame an Abwechslung vermissen lässt.

Obwohl wir uns in zahlreichen Aktivitäten betätigen können, wiederholen sich die Abläufe, etwa in den zufallsgenerierten Missionen, nach einiger Zeit doch spürbar. Auch wenn eine Spielwelt dieser Größenordnung ohne prozedurale Generierung unmöglich zu entwickeln ist, hilft auch die beste Erklärung nicht gegen das Verlangen, mal ausgiebig zu gähnen. Ich hoffe sehr, dass Odyssey diesen alten Fehler nicht wiederholt.

Raumkampf (Elite Dangerous)

Voraussichtlich Anfang 2021 erscheint Odyssey auf Steam und wenn die Entwickler alles richtig machen, taucht ein neuer Stern am Elite-Himmel auf. Wir sitzen dann nicht nur in unserer Asp Explorer oder Anaconda, sondern hüpfen in sozialen Hubs, die quer über die Galaxie verteilt sind, aus unserem Cockpit. Dort treffen wir andere Spieler, stellen Trupps zusammen und optimieren unsere Ausrüstung, inklusive der neuen Schusswaffen.

Denn auch Shooter-Missionen sind Teil von Odyssey. Wir spielen Elite Dangerous ab 2021 nicht mehr als reines Flugspiel, sondern auch als Ego-Shooter. Hier lauert aber auch viel Potenzial für Probleme.

Spieler von heute wissen meist, wie sich ein guter Ego-Shooter anfühlen muss. Es ist beileibe nicht leicht, befriedigendes Gunplay zu entwickeln. Und das britische Studio Frontier ist bislang nicht für Ego-Shooter bekannt. Entsprechend viele Ressourcen müssen fließen, um einen wirklich knackigen Shooter-Part abzuliefern.

Die neuen Missionen finden teilweise auf Planeten statt, die eine richtige Atmosphäre besitzen. Bislang war das höchste der Gefühle, mit unserem Raumschiff auf kargen Felsbrocken zu landen, um per Buggy nach wertvollen Mineralien zu suchen. 2021 latschen wir auf Planeten herum und kämpfen gegen die mysteriösen Thargoiden-Aliens in (virtuellem) Fleisch und Blut.

Cockpit (Elite Dangerous)

Man stelle sich vor, Odyssey »vervollständigt« das Gameplay von Elite Dangerous. Und man spinne weiter, die neuen Gameplay-Elemente fügen sich sauber ein und machen Spaß. Dann schafft es Elite tatsächlich, zu dem zu werden, was Star Citizen erst noch sein möchte!

Denn Star Citizen hat mit seiner hochgradig modifizierten Lumberyard-Engine zwar die leistungsstärkere Technik unter der Haube, geht aber – auch wegen der beinahe wahnwitzigen Detailversessenheit der Entwickler – nur in winzigen Trippelschritten vorwärts.

Während bereits eine Vielzahl an Schiffen vorhanden ist, warten Spieler händeringend auf Locations zum Bereisen. Doch jeder Planet muss erst gebaut werden und bevor das geschehen kann, häufig auch die Entwickler-Tools, die so etwas überhaupt können. Schließlich ist Entwickler Cloud Imperium wortwörtlich ein Pionier – so umfassend und hochwertig hat noch kein Mensch je ein virtuelles Universum gebaut.

Denn obgleich auch Star Citizen auf prozedurale Technik setzt, sollen komplizierte Algorithmen sicherstellen, dass die Welten eben nicht wie aus dem Zufallsgenerator aussehen.

Berglandschaft (Star Citizen)

Stand jetzt fehlt es Chris Roberts’ Meisterstück aber an Missionsvielfalt, ganz zu schweigen von der endlosen Liste an Features, die bei echter Persistenz aller Items beginnen, sich über ein komplexes Gesetze-System erstrecken und bis hin zu weitreichenden Kampf-Features zu Fuß, im Fahrzeug und im Raumschiff reichen.

Hinzu kommen 99 verbliebene Sternsysteme und Hunderte Planeten. Es wird sicherlich noch etliche Jahre dauern, bevor Star Citizen fertiggestellt ist. Am Ende folgen dann wohl noch Unmengen an Kleinarbeit in puncto Bugs, Glitches und Spiel-Balance.

Betrachtet man die hohe visuelle Qualität von Star Citizen, wird einem das gigantische Ausmaß des Spiels erst richtig bewusst.

Damit das klar ist: Ich will Entwickler Cloud Imperium nicht an die Wand kritteln. Betrachtet man die hohe visuelle Qualität von Star Citizen, wird einem das gigantische Ausmaß des Spiels erst richtig bewusst. Wer einmal mit seinem Raumschiff vor dem Planeten ArcCorp aus dem Quantum-Drive fällt und in Echtzeit durch die Atmosphäre rast, bevor klar wird, dass man sich gerade einer Super-Erde (größer als die Erde) nähert, die komplett von einer futuristischen Hyper-Metropole bedeckt ist – da steht einem der Mund offen.

Nicht umsonst schafft Erfinder Chris Roberts es, mit diesem Traum, der sich ganz langsam entfaltet, Hunderte Millionen an Unterstützungsgeldern und Raumschiff-Verkäufen zu generieren. Weil viele Fans eben auch an den Traum eines Weltraum-Spiels glauben, das Münder offenstehen lässt, ohne Wünsche offenzulassen.

Allem Anschein nach schafft es aber nun Elite Dangerous zuerst, ein wirklich ganzheitliches Weltraum-MMO zu erschaffen. Nicht in der grafischen Brillanz eines Star Citizen – aber dafür auch hoffentlich mit weniger Bugs und Glitches. Das ist zumindest mein Traum als Ersatz dafür, dass ich Star Citizen noch ein paar Jahre reifen lasse, bevor ich endlich zum waschechten Sternenbürger werde.

Elite Dangerous: Odyssey soll 2021 für PC, PlayStation 4 und Xbox One erscheinen.