Key Art (Resident Evil 3)

Eigentlich wollte ich in der Überschrift schreiben, dass Resident Evil 3 irgendwie blutleer wirkt, aber das könnte man falsch verstehen. Blutig ist das Spiel ja, denn wie im Resi 2-Remake lassen sich die Untoten gut sichtbar perforieren und um ihre Gliedmaßen erleichtern. Allerdings wirkt das Ganze ziemlich blass und lieblos inszeniert.

Stellenweise fühlt sich das Resident Evil 3-Remake daher wie eine Resi 2-Erweiterung an.

Zudem habe ich für den ersten Durchgang keine fünf Stunden benötigt und wer richtig Gas gibt, schafft es sogar in unter zwei Stunden. Stellenweise fühlt sich das Resident Evil 3-Remake daher wie eine Resi 2-Erweiterung an – auch weil bestimmte Kulissen recycelt wurden.

Ein schlechtes Spiel ist Resident Evil 3 aber nicht. Ganz im Gegenteil. Es ist routinierter Hochglanz-Survival-Horror, der euch bis zum Finale mitfiebern lässt. Nur die Klasse des grandiosen Resident Evil 2-Remakes wird leider Gottes nicht erreicht. Resident Evil 3: Nemesis sorgte bei den Spielern aber schon 1999 für gemischte Gefühle. Vor allem die kurze Spieldauer und ein Mangel an Finesse wurden damals kritisiert. Wahrscheinlich hat Capcom genau deshalb ein paar gravierende Veränderungen vorgenommen.

Zurück in Raccoon City

Die Geschichte von Resident Evil 3 lässt sich in wenigen Sätzen erzählen. Raccoon City wird von Zombies und Mutanten überrannt. Jill Valentine und Carlos Oliveira versuchen, aus der Stadt zu fliehen, während ihnen der unkaputtbare Nemesis an den Fersen hängt. Ihr wechselt an vorgegebenen Punkten der Kampagne die Rollen und seid entweder als Jill oder Carlos unterwegs. Auf diese Weise sorgt Capcom für Abwechslung, da sich beide Protagonisten mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert sehen. Mit Jill gehts eher in die klassische Survival-Horror-Ecke, während Sturmgewehr-Carlos der Mann fürs Grobe ist.

Jill (Resident Evil 3)

Die Story spielt wenige Stunden vor den Geschehnissen von Resident Evil 2 und bietet interessante Überschneidungen. Beispielsweise dürft ihr Teile der Polizeiwache von Raccoon City neu erkunden. Hier und da trifft man auch alte Bekannte. Auffällig ist, dass die recycelten Abschnitte viel opulenter und liebevoller designt wirken. Die neuen Umgebungen von Resident Evil 3 sind im Vergleich ziemlich karg und generisch.

Während ihr in Resi 2 ängstlich durch gespenstische Gebiete schleicht, erlebt ihr die Spielwelt von Resi 3 quasi im Galopp. Taktzahl und Balleranteil wurden erhöht, die Steuerung entsprechend modifiziert. Mit der rechten Schultertasten führt Jill nun ein schnelles Ausweichmanöver aus, während Carlos eine Art Nahkampf-Konter vom Stapel lässt.

Panik, statt Angst

Resident Evil 2 war gruseliger und Furcht einflößender. Resi 3 setzt eher auf Panik, da ihr regelmäßig vor Nemesis fliehen oder ganze Zombie-Horden umnieten müsst. Das Spiel baut also eine ganz andere Art von Spannung auf und das ist an sich keine schlechte Sache.

Das Problem ist eher, dass die Action manchmal ziemlich plump wirkt. Beispiel: Ihr befindet euch in einem Raum und müsst mehrere Minuten überleben, während Wellen von Zombies durch die Fenster krabbeln. Aus einem unerklärlichen Grund nehmen die Gegner aber erst Schaden, wenn sie sich im Raum befinden. Wer durch die offenen Fenster ballert, verschwendet wertvolle Munition, weil die Zombies im Freien unverwundbar sind. Keine Ahnung, ob es sich um einen Bug handelt oder von den Entwicklern so beabsichtigt war.

Das mag jetzt alles eher negativ klingen, aber die Einzelspielerkampagne macht trotzdem Spaß, weil euch Resident Evil 3 ständig auf Trab hält und wieder diesen typischen B-Movie-Charme bietet, der die Serie megasympathisch macht. Die käsigen Dialoge befinden sich auf Walker, Texas Ranger-Niveau und eigentlich sollte Capcom ein DLC-Paket mit Chuck-Norris-Skin anbieten.

Widerstand ist zwecklos

Um den Vollpreis zu rechtfertigen, wird die kurze Kampagne von einem Multiplayer-Modus namens Resident Evil: Resistance begleitet, der spielerisch ein wenig an Dead by Daylight erinnert. Vier Personen flüchten aus einer Umbrella-Einrichtung und werden dabei von einem Bösewicht (Mastermind) gejagt. Während sie die Umgebung nach Schlüsselobjekten absuchen, um einzelne Bereiche der Herausforderung abzuschließen, nutzt der fünfte Spieler diverse Überwachungskameras, um das Geschehen zu verfolgen und seine Opfer mit Monstern sowie Fallen zu quälen.

Zug (Resident Evil 3)

Da die Überlebenden über individuelle Hacking-, Nahkampf- oder Heilfähigkeiten verfügen, ist eine gute Zusammenarbeit essenziell. Spielt man als Überlebender, kann Resistance nämlich schnell in Hektik und Chaos ausarten. Gerade mit fremden, beziehungsweise unkooperativen Mitspielern, entsteht ein hohes Frustpotenzial. Als Mastermind hatte ich deutlich mehr Spaß, weil ich ein schlechter Mensch bin und die Schadenfreude zelebriere. Bisher konnte ich etwa vier Stunden im Multiplayer verbringen, aber dank Mastermind-Prinzip werde ich definitiv noch die ein oder andere Resistance-Session einlegen.

Die Action mag in den Vordergrund rücken, doch die Resi-DNA bleibt unverkennbar.

Fazit: Resident Evil 3 kann Resident Evil 2 nicht das Wasser reichen. Trotzdem hat das Klassiker-Remake genug zu bieten, um Survival-Horror-Fans an den Bildschirm zu fesseln. Die Action mag in den Vordergrund rücken, doch die Resi-DNA bleibt unverkennbar. Nicht umsonst habe ich das Spiel in einem Rutsch durchgespielt. Die kurze Spieldauer fällt dank Mehrspieler-Modus nicht ganz so negativ ins Gewicht, denn Resident Evil: Resistance ist kurzweilig und sorgt mit seinem 4-gegen-1-Prinzip immer wieder für haarsträubende Szenen.

Resident Evil 3 ist am 3. April 2020 für PC, PlayStation 4 und Xbox One erschienen.