Secondary Art (Tom Clancy’s The Division 2: Die Warlords von New York)

Casual-Ahmet: Ich habe mittlerweile zwölf Stunden auf der Uhr und immer noch eine Menge Spaß mit den Warlords von New York. Durch Lower Manhattan zu streunen, Loot zu sammeln und Luftlöcher in böse Menschen zu ballern – es ist einfach ein Quell der Freude. Das Rad wird zwar nicht neu erfunden, aber dank frischer Gegnervariationen, cooler Boss-Kämpfe und exzellentem World Building fesselt mich der DLC ohne Ende. Ich habe bisher nur an der Oberfläche gekratzt und bin sehr gespannt auf die Dinge, die mich noch erwarten.

Die haben alles auf den Kopf gestellt.

Hardcore-Ahmet: Mag sein, aber ich musste mehrere hundert Stunden in The Division 2 investieren, um mir den idealen Build zu basteln. Jeder aktive Skill, jede Waffe und jedes Stück Ausrüstung habe ich sorgfältig aufeinander abgestimmt. Meine Spielfigur war perfekt auf meinen Spielstil zugeschnitten und das neue Gear-System hat alles zunichtegemacht. Die haben alles auf den Kopf gestellt. Waren die letzten 300 Grinding-Stunden wirklich umsonst? Ich kotze!

Casual-Ahmet: Ist das nicht bei allen MMOs und GaaS-Titeln (Games as a Service) so? Fast immer, wenn eine neue Season startet, werden Mechaniken verändert, das Balancing angepasst und die Karten neu gemischt. Ich habe auch erst einmal dumm aus der Wäsche geguckt, weil das Gear-2.0-System so gravierende Änderungen mit sich bringt, aber nach einer Stunde hat es geklickt und ich war wieder mittendrin in der Loot-Spirale. Zumal ich das neue System für viel übersichtlicher und somit für eine deutliche Verbesserung halte.

Hardcore-Ahmet: Wie kannst du das denn jetzt schon beurteilen? Ob das System wirklich besser ist und die Entwertung meiner geliebten Kampfmaschine rechtfertigt, wird man doch frühestens im Endgame beurteilen können. Darum halte ich diesen Test auch für totalen Bullshit. Die saisonalen Post-Launch-Inhalte starten erst ab dem 10. März und vorher kann man das Gesamtprodukt nicht bewerten.

Casual-Ahmet: Ich habe längst nicht alles gesehen, aber den Kauf bisher keine Sekunde bereut. Mir gehts in erster Linie um den Spielspaß und nicht darum, ob sich der Grind auch nach 500 Stunden noch lohnt. Allerdings gehöre ich zu den Leuten, die liebend gerne 60 Steine für das neue Call of Duty hinblättern, nur um die relativ übersichtliche Singleplayer-Kampagne zu genießen.

Hardcore-Ahmet: Deshalb bist du auch ständig pleite. Wer kauft sich ein Spiel mit riesigem Multiplayer-Part, um es dann solo zu zocken?

Gebäudeschlucht (Tom Clancy’s The Division 2: Die Warlords von New York)

Casual-Ahmet: Ich spiele The Division 2, Destiny 2 und Diablo fast ausschließlich solo und ignoriere die meisten Multiplayer-Inhalte. Ich möchte in die Welt eintauchen, ohne von irgendwelchen Deppen vollgequatscht zu werden. Mir ist es wurst, ob ein Spiel hauptsächlich als Multiplayer-Erlebnis konzipiert ist. Zumal Warlords von New York genug Solo-Inhalte und ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.

Hardcore-Ahmet: Dann entgehen dir aber die geilsten Momente. Alleine in der Dark Zone von The Division 2 hatte ich so viele intensive Spielerlebnisse – dagegen sind die Story-Missionen nur Kinderkram. Damit wären wir wieder bei meinem Problem: Mit meinem hart erarbeiteten Nemesis-Exotic-Sniper-Build habe ich alle Gegner zu Hackfleisch verarbeitet und jetzt ist er wertlos.

Casual-Ahmet: Okay, erkläre mir das mal näher. Du hast dich durch knackschwere Raids und unschaffbare Challenges gequält, um superseltene Ausrüstung zu erhalten und deine Spielfigur zu optimieren. Hattest du dabei Spaß oder fühlte sich das Ganze eher wie Arbeit an?

Hardcore-Ahmet: Wenn du einen Abschnitt zigmal wiederholen musst und fünf Stunden an derselben Stelle festhängst, weil du ein bestimmtes Paar Handschuhe möchtest, dann fühlt sich das definitiv nach harter Arbeit an. Umso befriedigender ist es, die Herausforderung zu meistern und das Objekt der Begierde endlich in den Händen zu halten.

Casual-Ahmet: Das habe ich schon bei Destiny nicht verstanden. Warum quälen sich Spieler durch sackschwere Aktivitäten, nur um Kram zu erhalten, der diese Qualen etwas erträglicher macht? Das ist so, als würde ich mir ständig mit einem Hammer auf die Genitalien klopfen, nur um irgendwann einen Sackschoner geschenkt zu bekommen. Da spiele ich lieber nur einfache Inhalte, die Spaß machen und schnelle Erfolgserlebnisse liefern. Kurz: Ich muss keinen maximalen Gear-Score erreichen. Ich möchte lediglich gut unterhalten werden.

Hardcore-Ahmet: Weil du eine kleine Memme bist, die sich vor echten Herausforderungen drückt. Je härter der Grind, desto größer ist am Ende das Glücksgefühl. Die süßesten Früchte hängen an den höchsten Bäumen.

Freiheitsstatue (Tom Clancy’s The Division 2: Die Warlords von New York)

Casual-Ahmet: Dann verstehe ich aber deine Aufregung nicht. Du hast jetzt einmal mehr die Möglichkeit, die härtesten Aktivitäten zu meistern und unzählige Stunden in den maximalen Gear-Score zu investieren.

Hardcore-Ahmet: Hätte man dafür nicht einfach den Level-Cap erhöhen und neue Ausrüstung sowie zusätzliche Skill-Bäume integrieren können? War es wirklich notwendig, das komplette System über den Haufen zu schmeißen?

Casual-Ahmet: Okay, das ist ein valider Einwand. Vielleicht hätte man das Spielerlebnis auch mit weniger gravierenden Veränderungen erweitern können. Trotzdem finde ich die Veränderungen sehr sinnvoll. Beispielsweise sind die Menüs immer noch ziemlich verschachtelt, wirken aber irgendwie viel intuitiver. Wenn ich neue Ausrüstung finde, sehe ich gleich, ob mich das Zeug weiterbringt. Früher musste ich mich dafür durch mehrere Bildschirme hangeln.

Hardcore-Ahmet: Das kommt auf die Perspektive an. Manche Sachen sind tatsächlich einfacher geworden, aber als Perfektionist muss ich immer noch genauso viel herumklicken.

Casual-Ahmet: Wobei man vielleicht erwähnen sollte, dass sich die neuen Mechaniken und das Gear-2.0-System nicht nur auf Die Warlords von New York beschränken. Ubisoft hat das komplette Spiel umgekrempelt. Tatsächlich ist der kostenpflichtige DLC nur eine inhaltliche Erweiterung, während das Gear-2.0-Update ein Game Changer ist – im wahrsten Sinne des Wortes. Müssen wir in unserem Test das komplette Division-Erlebnis bewerten oder dürfen wir nur die Inhalte des kostenpflichtigen DLC-Pakets berücksichtigen?

Hardcore-Ahmet: Es geht um The Warlords of New York, also dürfen wir eigentlich nur den Inhalt des DLCs bewerten. Gear 2.0 geht mir trotzdem auf den Senkel. Übrigens hast du den Lesern noch gar keine Infos zum Spiel und den neuen Inhalten geliefert.

Durch die Straßen New Yorks (Tom Clancy’s The Division 2: Die Warlords von New York)

Casual-Ahmet: Die Warlords von New York bietet, neben der neuen Umgebung, eine spannende Story-Kampagne und diverse Nebenmissionen. Außerdem frische Ausrüstung, Exotics, Gear-Sets und exklusive saisonale Events. Dass mit Aaron Keener ein Bad Guy aus The Division 1 zurückkehrt und man deshalb von Washington nach New York reisen muss, können Interessierte auch hier nachlesen. Worum es in The Division 2 geht, steht wiederum in unserem Test. Am grundlegenden Gameplay selbst ändert sich kaum etwas, darum muss man das nicht noch einmal durchkauen.

Hardcore-Ahmet: Und warum sollte man 30 Euro für eine Handvoll neuer Inhalte blechen?

Casual-Ahmet: Was dieses Add-on zu einem besonderen Erlebnis macht, ist das geniale World Building. Lower Manhattan bildet nicht einfach nur eine geile Kulisse für spannende Schussgefechte – die neuen Umgebungen stellen ein echtes Lehrstück in puncto »Environmental Storytelling« dar. Das wirkt alles so organisch und liebevoll designt. Nix Level-Baukasten-Look, sondern eine Welt voller verschwenderischer Details. Jede Umgebung erzählt eine eigene Geschichte und das sorgt wiederum für eine sehr dichte, glaubhafte Atmosphäre. Alle paar Meter klappt mir die Kinnlade runter, weil das alles so geil inszeniert ist. Ich konnte sogar einige Multiplayer-Matches absolvieren und dabei das Feedback meiner Mitspieler sammeln.

Hardcore-Ahmet: Und? Was haben sie gesagt?

Casual-Ahmet: Dass sie in den vergangenen Monaten kaum noch The Division 2 gezockt haben und ihre Liebe für das Spiel durch Die Warlords von New York neu entfacht wurde. Mir geht es genauso. Das Hauptspiel habe ich am 14. November 2019 deinstalliert, weil es für mich nichts mehr zu tun gab. Der neue DLC rückt The Division 2 wieder ins Zentrum meines Interesses. Dabei juckt es mich nicht, ob das Add-on jetzt 50, 200 oder 400 Stunden Spielspaß bietet.

Hardcore-Ahmet: Ich kann deine Lobhudelei nicht verstehen, bin aber in Sachen Endgame vorsichtig optimistisch. Die scheinen sehr viel Zeit und Gehirnschmalz investiert zu haben. Allerdings muss es doch irgendetwas geben, das dir nicht so gut gefallen hat?

Casual-Ahmet: Was ich absolut nicht nachvollziehen kann, ist folgende Entscheidung der Entwickler: Wenn man The Warlords of New York startet und nach New York fliegt, gibt es erst einmal keinen Weg zurück. Anscheinend darf man erst wieder nach Washington DC, wenn die DLC-Kampagne beendet ist. Das ist nervig und absolut unnötig.

Die Rückkehr nach Manhattan ist bombastisch inszeniert und setzt (vor allem auf dem PC) grafische Maßstäbe.

Fazit: Hardcore-Grind-Fetischisten, die einen nicht unerheblichen Teil ihrer Freizeit in die Perfektionierung ihres Charakter-Builds gesteckt haben, könnten sich vom neuen Gear-2.0-System verarscht fühlen. Isoliert betrachtet, muss man Die Warlords von New York aber definitiv als sehr gelungene Erweiterung bezeichnen. Die Rückkehr nach Manhattan ist bombastisch inszeniert und setzt (vor allem auf dem PC) grafische Maßstäbe. Ehrlich gesagt, beneiden wir alle Menschen, die gerade erst mit The Division 2 anfangen, denn jetzt können sie das Spiel in seiner geilsten Form erleben.

Tom Clancy’s The Division 2: Die Warlords von New York ist seit dem 3. März 2020 für PC, PlayStation 4 und Xbox One erhältlich. Die Erweiterung kostet 29,99 € und setzt das Hauptspiel zwingend voraus.