10 Spiele gegen die Corona-Langeweile
© Hendrik Breuer

Laut eigenen Angaben hat Knizia über 700 Spiele erfunden und laut Wikipedia sind weltweit über 20 Millionen Exemplare seiner Spiele verkauft worden. Wenn das keine guten Gründe für eine Top-10-Liste sind, was dann?

Allerdings sind nicht mehr alle dieser Spiele im Handel erhältlich, sodass ich Klassiker wie Euphrat & Tigris, Ra oder Medici hier nicht berücksichtigt habe. Die kann man sich dann auf dem Second-Hand-Markt besorgen oder man wartet darauf, dass sie neu aufgelegt werden, was auch regelmäßig passiert. Zudem habe ich natürlich nicht alle Knizia-Spiele der letzten 30 Jahre gespielt. Was nach all diesen Einschränkungen bleibt, ist purer, alphabetisch geordneter Clickbait, nämlich:

Die ultimative Top 10 der besten Spiele von Reiner Knizia für diese schwere Zeit. Warnung: Was ihr bei Nummer neun machen müsst, glaubt ihr nie und wird euch so was von die Sprache verschlagen!

Axio

Axio ist eine überarbeitete Neuauflage des sehr bekannten Knizia-Spiels Einfach genial (auch gut!). Axio ist eines der vielen Legespiele des »guten Doktors« (ja, Knizia ist promovierter Mathematiker) und momentan mein Lieblings-Knizia in dem Genre. Plättchen müssen geschickt abgelegt werden, um Siegpunkte für fünf Symbole zu sammeln. Spielentscheidend ist der niedrigste der fünf Werte. Den Wertungsmechanismus kennt ihr vielleicht aus anderen Spielen, er dürfte aber eine Erfindung Knizias sein.

Axio ist erschienen bei Pegasus Spiele.

Verpackung (Axio)

Heckmeck am Bratwurmeck

An einem Spiel mit einem so beknackten Namen dürften die meisten Nicht-Eingeweihten naserümpfend vorbeigehen. Großer Fehler! Heckmeck, übrigens ein weltweiter Bestseller unter dem Namen Pickomino, ist eine superintensive Würfel-Zockerei, bei der man den Mitspielern aber so richtig einen reinwürgen kann – um dann natürlich auch gleich selbst wieder übelst bestohlen zu werden. Die Regeln sind leicht und Sechs- oder Siebenjährige können schon mitmachen, müssen es aber verkraften können, auch mal fies unterzugehen.

Heckmeck am Bratwurmeck ist erschienen beim Zoch Verlag.

Spielszene (Heckmeck am Bratwurmeck)

High Society

High Society ist mittlerweile über zwanzig Jahre alt, landet bei uns aber noch immer regelmäßig auf dem Tisch (obwohl hier noch Hunderte andere Spiele rumliegen!). Das Spiel ist ein sehr spannendes Versteigerungsspiel, bei dem man gut mit seinem Geld haushalten muss und trotzdem die besten Luxusgüter ergattern sollte. Sollte, nicht muss. Denn wer das meiste ersteigert, aber am Ende kein Geld mehr hat, fliegt raus aus der Schlusswertung und verliert. Da gilt es, nicht zu gierig zu sein.

High Society ist bei diversen Verlagen erschienen, schaut auch mal bei eBay.

Vover (High Society)

Karate Tomate

Karate Tomate hat den zweitverrücktesten Namen auf dieser Liste, ist aber, wenn ich ehrlich bin, der größte Wackelkandidat. Ob das Spiel nun gut oder mäßig abschneidet, ist bei meinen Mitspielern umstritten. Karate Tomate ist ein munteres Kampf- und Bluffspiel, bei dem Gemüsekarten ausgespielt werden, um Pokale und Küchenmesser zu gewinnen. Im besten Fall (wenn viele mitspielen) kann das in wildes Gejohle ausarten, in kleiner Runde sind die Kämpfe oft zu kurz, außerdem ist die Wertung und Abwicklung der einzelnen Runden etwas unintuitiv. Warum ist das Spiel dann auf der Liste gelandet? Weil es das einzige weit und breit ist, bei dem bis zu zehn Leute mitspielen können! Es ist also etwas für die ganz große Familien-Quarantäne.

Karate Tomate ist erschienen bei Amigo.

Spielszene (Karate Tomate)

L.A.M.A. … nimm’s lässig!

L.A.M.A. steht für »Lege alle Minuspunkte ab«. Damit ist das Spielprinzip dieses Kartenspiels schon beschrieben. Es gibt Karten mit Zahlenwerten von eins bis sechs sowie Lama-Karten. Reihum darf man jeweils eine Karte ablegen, und zwar immer entweder dieselbe Zahl wie die, die gerade oben auf dem Ablagestapel liegt, oder genau eine höhere. Nach dem Lama (also der Sieben) geht es wieder von vorne los.

Lustig wird das Spiel, weil es kleine, aber knifflige Entscheidungen gibt: Nehme ich eine Karte auf (und hoffe, dass ich danach besser ablegen kann) oder steige ich aus (und bekomme alle Karten auf der Hand als Minuspunkte angeschrieben)? Denn es gibt einen für den Spielspaß entscheidenden Clou: Jeder Wert zählt nur einmal. Für vier Dreier-Karten auf der Hand kassiert man also nur einmal drei Minuspunkte. Da kann sich ein früher Ausstieg lohnen. Das ist zwar maximal einfach, aber auch immer nervenaufreibend.

L.A.M.A. ist erschienen bei Amigo.

Cover (L.A.M.A.)

Lost Cities

Lost Cities darf hier auch nicht fehlen. Es ist eines der besten Zweipersonenspiele überhaupt. Man duelliert sich nach einfachsten Regeln und versucht, besonders gute Kartensets zu ergattern, ohne dem Mitspieler ungewollt Vorlagen zu geben und so zu helfen. Das Spiel ist perfekt für Paare, die sich abends noch einmal für eine schnelle halbe Stunde spielerisch austoben wollen, einzig die Schlusswertung ist etwas gewöhnungsbedürftig.

Lost Cities: Das Duell ist erschienen beim Kosmos Verlag. Mittlerweile gibt es eine Reihe an Spielen unter dem Namen, das Original ist aber noch immer das beste.

Verpackung (Lost Cities: Das Duell)

Mmm!

Ihr spielt auch mal mit kleinen Kindern? Dann kommt hier etwas für euch: ein kooperatives Spiel. Der große Vorteil des gemeinsamen Spiels gegen das Brett ist, dass ältere Spieler – je nach Spielerfahrung der Kleinsten – mal mehr und mal weniger stark ins Geschehen eingreifen können. Bei Mmm! sind die Spieler Mäuse, die versuchen, eine Speisekammer zu plündern. Ungemach droht in Form einer schwarzen Katze, die im Laufe des Spiels immer näher rückt. Erreicht sie die Kammer, verlieren alle gemeinsam. Gelingt es den Mäusen aber, durch geschickten Würfeleinsatz alle Lebensmittel zu stibitzen, gewinnt die Gruppe. Für mich ist Mmm! ein echtes Spiele-Highlight, wenn man mit Kindern ab fünf Jahren zockt!

Mmm! ist erschienen bei Pegasus Spiele.

Spielszene (Mmm!)
© Hendrik Breuer

Modern Art

Modern Art ist neben High Society das zweite Versteigerungsspiel auf dieser Liste und eines meiner absoluten Lieblinge. Es geht natürlich darum, die wertvollste Sammlung moderner Kunstwerke zusammenzuraffen. Spannend ist, dass alle sowohl als Auktionator und als Käufer tätig sind und die Gemälde auf verschiedene Arten versteigert werden. Außerdem entwickeln sich, wie auf dem echten Kunstmarkt, sämtliche Preise dynamisch. Mal steht ein Künstler hoch im Kurs, mal sind Bilder einer anderen Malerin wertlos. Modern Art ist eigentlich ein einfaches Spiel, aber es ist nicht einfach zu durchschauen. Halt sehr, sehr clever. Partyspieler greifen besser zu High Society, Strategen zu Modern Art.

Modern Art ist erschienen bei diversen Verlagen, die aktuelle Ausgabe von Oink Games sieht besonders cool aus.

Tajuto

Die Frage hier ist: Wäre Tajuto auch auf dieser Liste gelandet, wenn es nicht gerade erst neu erschienen wäre? Die Antwort darauf ist ein klares vermutlich.

Denn Tajuto hat eine Spielmechanik, die ich bei Knizia (und anderswo eher auch nicht) noch nie gesehen habe: Man muss Bauteile für eine Pagode »blind« aus einem Sack ziehen, darf diese vorher aber abtasten. Da es sechs unterschiedlich große Bauteile gibt, kann man also eine Vorauswahl treffen und entsprechend zocken. Welche Farbe das Teil hat, das man herauszieht, weiß man natürlich nicht. Was abstrus klingt und eher nach einem Kinderspiel, ist tatsächlich eine sehr schöne Idee. Da man meist zwei oder drei Teile einer bestimmten Größe verbauen könnte und auch oft weniger als acht Teile (so viele Farben gibt es) im Beutel sind, kann man die Wahrscheinlichkeiten sehr gut abschätzen. Das ist tatsächlich mal etwas anderes und dürfte bei vielen Familien gut ankommen. Wir finden es spannend.

Der Rest des Spiels ist auch sehr klar und eingängig wie die meisten Knizia-Spiele, sodass die einzelnen Züge zwar immer bedeutend sind, aber nie lange dauern. Das macht schon Laune und ist ein Spiel, das man sich unbedingt mal anschauen sollte, auch weil es so toll aussieht auf dem Tisch!

Tajuto ist erschienen bei Abacusspiele.

Spielszene (Tajuto)
© Super Meeple

Wettlauf nach El Dorado

Über Wettlauf nach El Dorado und den starken Nachfolger Wettlauf nach El Dorado: Die Goldenen Tempel habe ich in diesem Artikel schon alles gesagt!

Cover (Wettlauf nach El Dorado: Die Goldenen Tempel)

Damit habt ihr jetzt genügend Spiele-Vorschläge für einen Quarantäne-Kniziathon beisammen. Kniziathon? Ja, ja, so etwas gibt es tatsächlich, machen die echten Geeks. Was die vielleicht noch hinzunehmen, meine »Honorable Mentions« und Spiele, die ihr häufiger mal auf Flohmärkten findet: Keltis, Qin, Samurai, Tadsch Mahal, Winner’s Circle … Bei 700 veröffentlichten Spielen ist halt sehr viel Unterhaltsames mit dabei!