Key Art (Dreams)

Was ist Dreams überhaupt? Die Frage lässt sich gar nicht so einfach beantworten. Media Molecule (Little Big Planet, Tearaway) hat einen Spielebaukasten entwickelt, der zugleich als Community-Plattform funktioniert. Ihr könnt also nicht nur Spiele, interaktive Animationen und so weiter basteln, sondern auch die Kreationen anderer Nutzer bewundern und bewerten. Außerdem ist eine Story-Kampagne integriert, die eindrucksvoll beweist, wie mächtig die integrierten Kreativwerkzeuge sind.

Mit einer Early-Access-Phase, die vom 16. April bis zum 9. Dezember 2019 andauerte, hat Sony sichergestellt, dass zum Verkaufsstart genügend Community-Inhalte bereitstehen. Deshalb ist Dreams auch jenen PS4-Besitzern zu empfehlen, die keinerlei Ambitionen haben, eigene Spielwelten zu erschaffen. Wenn ihr den Story-Modus beendet habt, bleiben immer noch die Kreationen anderer Dreams-Nutzer, welche euch immer wieder vor den Bildschirm locken werden. Es ist ein wenig wie bei YouTube, das ja auch von den Inhalten der Community lebt.

Childhood (Dreams)

Simpel & mächtig

Zu Beginn empfiehlt es sich, den Story-Modus zu absolvieren, weil euch dieser auf spielerische Art und Weise mit der Steuerung sowie den Möglichkeiten von Dreams vertraut macht. Hier dreht sich alles um den Bassisten Art, der seine Band verlassen und sämtliche Freunde vor den Kopf gestoßen hat. Er wird von Ängsten und Selbstzweifeln geplagt, die er nun mithilfe seiner Träume besiegen muss.

Das Ganze ist wie ein Fiebertraum inszeniert, der euch durch unterschiedliche Genres katapultiert. Mal ist es ein Point-&-Click-Adventure, dann wieder ein 3D-Platformer, ein Puzzler oder Prügelspiel. Nicht alle Levels glänzen mit anspruchsvollen Gameplay-Mechaniken, doch der Story-Mode vermittelt in knapp drei Stunden, wie vielseitig und mächtig der Spielebaukasten wirklich ist.

Der Story-Mode vermittelt in knapp drei Stunden, wie vielseitig und mächtig der Spielebaukasten wirklich ist.

Kommen wir nun zum kreativen Teil von Dreams. Was uns wirklich aus den Socken gepustet hat, ist die Simplizität des Ganzen. Dank einer gigantischen Auswahl an Assets zu allen möglichen Themen, könnt ihr relativ schnell und unkompliziert eigene Gameplay-Szenen basteln. Es dauert wirklich keine 20 Minuten, einen supersimplen Super Smash Bros-Abklatsch aus dem Boden zu stampfen.

Schwebende Figuren (Dreams)

Das Coole ist aber, dass auch deutlich anspruchsvollere Kreationen möglich sind, wenn man bereit ist, mehr Zeit in die Entwicklung zu investieren. Natürlich bietet Dreams nicht die komplexen Möglichkeiten professioneller SDKs (Software Development Kit), doch es geht ja auch nicht darum, mit Unreal Engine, Unity oder CryEngine zu konkurrieren. Zumal ihr euch in Dreams auch an den Kreationen anderer Nutzer bedienen dürft, um daraus etwas Eigenes zu erschaffen.

All das geschieht intuitiv mittels PS4- oder Move-Controller, wobei auch USB-Tastaturen unterstützt werden, damit das Texten umfangreicher Dialoge nicht zur Qual wird. Eure ersten Versuche werden wahrscheinlich auf plumpe Formen und Mechaniken hinauslaufen, doch sobald es »Klick« macht, erschafft ihr problemlos detailreiche Figuren sowie komplexe Umgebungen und eigene Musikstücke.

Ihr werdet überrascht sein, welche kreativen Möglichkeiten so ein simpler Controller bietet und da stellt sich mal wieder die Frage, warum die Bewegungssensoren des PS4-Dualshock in anderen Spielen so selten zum Einsatz kommen. Okay, manche Menüs wirken überladen und die Navigation im 3D-Raum kann in Fummelei ausarten, aber dennoch verdient die Benutzeroberfläche von Dreams ein riesiges Lob.

Unendlich kreative Community

Ganz ehrlich: Statt Stunden oder Tage in eigene Projekte zu stecken, stöbern wir lieber in den Kreationen der Community. Es ist unglaublich, was die verrückten Leute da draußen alles aus dem Hut zaubern. Jedes Mal, wenn wir nur kurz ein paar neue Werke anderer Nutzer ausprobieren möchten, bleiben wir mehrere Stunden hängen. Es gibt nicht nur Spiele, sondern auch Musikvideos, Skulpturen, interaktive Filme und vieles mehr. Keines dieser DIY-Werke wird euch länger als 30 Minuten beschäftigen, doch das dürfte sich in den kommenden Wochen und Monaten ändern. Besonders gelungene Entwürfe werden nämlich von anderen Mitgliedern der Community adaptiert, verfeinert und erweitert.

Tags, Filter und ein unaufdringliches Bewertungssystem sorgen dafür, dass weniger gelungene Inhalte in den Hintergrund rücken. Ihr müsst euch auf der Suche nach hochwertigen Kreationen also nicht durch tonnenweisen Schrott wühlen. Regelmäßig Wettbewerbe und Community-Aktionen animieren die Kreativen zu Höchstleistungen und sorgen dafür, dass der Nachschub neuer Inhalte nicht abreißt.

Childhood; Düster (Dreams)

Fazit: Ich bin von Dreams total geflasht, weil es so simpel und dennoch anspruchsvoll ist. Mir persönlich fehlt die Geduld, um komplexe Spielideen in die Tat umzusetzen und trotzdem habe ich bereits über 100 Stunden mit Dreams verbracht. Die Kreativität der Community scheint nämlich keine Grenzen zu kennen und deswegen entdecke ich jeden Tag etwas Neues, das mich in regelrechtes Staunen versetzt.

Ich bin von Dreams total geflasht.

Beispiele? Jemand hat die komplette Boot-Animation der ersten PlayStation-Konsole nachgebaut. Ich habe als blauer Igel Sonic goldene Ringe gesammelt, Cuphead erstmals in einer 3D-Umgebung erlebt und endlich mal wieder F-Zero gespielt. Diese kurzweiligen Klone sind aber nur die Spitze des Eisbergs und das Beste ist, dass die Entwickler in Kürze einen kostenlosen VR-Modus nachreichen möchten. Was will man mehr?

Dreams ist seit dem 14. Februar 2020 zum Preis von 39,99 € für PlayStation 4 erhältlich.