Key Art (Zombie Army 4: Dead War)

Heutzutage müssen Shooter-Entwickler höllisch aufpassen, wen sie uns vor die Flinte setzen. Böse Russen? Terroristische Araber? Afrikanische Kriegsfürsten? Das könnte rassistisch anmuten, Shitstorms verursachen und im schlimmsten Fall den Verkäufen schaden. Nazi-Zombies sind hingegen eine sichere Bank, denn jeder hasst Nazis und Untote haben auch keine Lobby. Kurz: Wenn ich in Zombie Army 4: Dead War einem Hakenkreuz-Zombie in Zeitlupe den Hodensack wegschieße, muss ich kein schlechtes Gewissen haben.

Die Gegnerschaft weiß definitiv zu gefallen, denn Rebellion zaubert hier ein paar echt abgefahrene Figuren aus dem Hut. Es gibt armlose Kamikaze-Zombies, die mit Sprengstoff umwickelt wurden. Flammenwerfer-Zombies, muskulöse MG-Zombies, okkulte Zombie-Magier, Gift speiende Wasser-Zombies, gepanzerte Zombies, krabbelnde Creeper-Zombies, Kreissägen-Zombies, Zombie-Haie und sogar Zombie-Panzer! Was die Gegnervielfalt betrifft, hat man sich nicht lumpen lassen und gerade im 4-Spieler-Koop macht es ordentlich Laune, durch die vergammelten Horden zu pflügen (Ja, die Kampagne ist alleine oder mit bis zu drei Freunden spielbar und einen Horde-Modus gibts ebenfalls).

Trotzdem ist der Spielumfang recht mager und nach etwa zehn Stunden hat man alles gesehen. Ein Season Pass für 34,99 € verspricht drei zusätzliche Levels sowie neue Kampagnenmissionen oder anders gesagt: Man darf sich abgezockt fühlen.

Zombies (Zombie Army 4: Dead War)

Gory Gory Hallelujah!

Dass die Zombie Army-Reihe ein Ableger der Sniper Elite-Serie ist, merkt man spätestens beim Einsatz des Scharfschützengewehrs. Die Kamera folgt dem Geschoss in Zeitlupe und wir dürfen mit Röntgenblick zusehen, wie Knochen und Organe den Dienst quittieren. Das muss man nicht gut finden, aber es ist schon befriedigend, einem Zombie aus 100 Metern Entfernung die Murmel zu perforieren.

Auch sonst wird nicht mit Splatter-Effekten gegeizt, denn alle paar Sekunden fliegen Körperteile und blutiges Zeug durch die Gegend. Während wir in Sniper Elite so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen, fallen wir in Zombie Army 4 mit der Tür ins Haus. Subtilität ist nicht gefragt, stattdessen werden die Feinde gleich dutzendweise niedergemäht, in Brand gesetzt, elektrifiziert und in die Luft gejagt.

Die unterschiedlichen Schwachstellen der Feinde verleihen der Dauerballerei eine leicht taktische Note und dass sich Waffen und Spielfiguren verbessern lassen, erhöht die Spieltiefe ebenfalls. Es sind nicht nur Standard-Perks à la »Mehr kritischer Schaden« oder »Höhere Ausdauer«, sondern auch Specials wie Elektro-Punch und brennende Wurfäxte, die euch zur Verfügung stehen. Auch wenn man im Endeffekt nur von A nach B rennt und unzählige Zombies vernichtet, sorgen diese Verbesserungen für ein Gefühl der Progression. Man wird immer mächtiger, die Möglichkeiten vielfältiger und wenn man Zombie Army 4 mit den Vorgängern vergleicht, ist definitiv eine Qualitätssteigerung festzustellen.

Der Lack ist ab

Was Zombie Army 4 mit seinen Vorgängern gemein hat, ist ein angestaubtes Low-Budget-Feeling. Es passt zum albernen Zombie-Nazi-Charme, doch das Ganze wirkt heute nicht mehr oldschool auf eine lässige Art, sondern eher altmodisch. Die Grafik hätte selbst vor fünf Jahren keine Begeisterungsstürme ausgelöst und das Gameplay scheint aus der Zeit gefallen. Für reine Solo-Spieler ist Zombie Army 4: Dead War ziemlich uninteressant, doch die plumpe Hau-Drauf-Mechanik und ein hoher Bodycount sorgen für extrem spaßige Koop-Sessions. Man kann es mit einem B-Movie vergleichen, denn Sharknado 5 guckt man ja auch am besten mit Freunden.

Besonders schade finden wir, dass die neun Kampagnen-Levels zwar optisch abwechslungsreich gestaltet wurden, sich aber spielerisch kaum unterscheiden. Während wir in Call of Duty auch mal Drohnen kontrollieren, Luftangriffe koordinieren oder per Nachtsichtgerät ein Wohnhaus nach Terroristen durchkämmen, spielt sich Zombie Army 4 eigentlich immer gleich. Hin und wieder muss etwas beschützt oder aktiviert werden, aber mehr als generische Alibiaufgaben gibts nicht.

Es wirkt wie ein Low-Budget-Spiel, das zum Vollpreis angeboten wird.

Fazit: Zombie Army 4 ist kein schlechtes Spiel, aber wirklich gut ist es auch nicht. Man kann es guten Gewissens für einen Zwanziger mitnehmen, um mit Freunden ein paar spaßige Splatter-Runden zu drehen. Dummerweise kostet es aber knapp 50 EUR. Es wirkt wie ein Low-Budget-Spiel, das zum Vollpreis angeboten wird. Dass sich der magere Spielumfang mit kostenpflichtigen DLCs erweitern lässt, muss man auch nicht gut finden. Bleibt uns nur noch der abgedroschene Schlusssatz: Wer die Vorgänger mochte und auf monotones Gemetzel steht, wird auch mit Zombie Army 4 seinen Spaß haben.

Zombie Army 4: Dead War wurde am 4. Februar 2020 für PC, PlayStation 4 und Xbox One veröffentlicht.