Key Art (Journey to the Savage Planet)

Am Himmel kreisen fliegende Oktopusse, während ich mittels Enterhaken eine Plattform erklimme. Eigentlich müsste ich mich meiner Mission widmen, doch ich grase lieber jeden Quadratzentimeter meiner Umgebung ab, um fremdartige Bauten sowie außerirdische Lebensformen zu scannen und im Lexikon zu verewigen. Es macht einfach Spaß, die fremde Welt AR-Y 26 zu erkunden, welche buchstäblich alle zwei Meter etwas Neues von sich preisgibt. Zumal die Entdeckung neuer Rohstoffe zusätzliche Crafting-Optionen des 3D-Druckers aktiviert.

Ein Oktopus greift aus heiterem Himmel an, ich nehme ihn mit meiner Pistole aufs Korn und das Geballer alarmiert seine Kollegen. Jetzt wird es nervig. Ich gehe in Deckung und berühre ein Health-Gewächs, das heilende Samenkapseln springen lässt. Die fliegenden Kopffüßer haben mich weiterhin auf dem Kieker, doch es gelingt mir ohne Probleme, einen nach dem anderen zu erledigen. So genial und herausfordernd die Erkundung des Planeten AR-Y 26 auch ist – auf das unspektakuläre Geballer hätte ich echt verzichten können.

Zurück zum Anfang: Ich wurde von einem Unternehmen namens Kindred Aerospace zu einem fremden Planeten entsandt, um herauszufinden, ob man eine Kolonie gründen oder lediglich die Rohstoffe der unberührten Welt plündern sollte. Allerdings stellt sich schon zu Beginn heraus, dass die Welt gar nicht so unberührt ist. Ich möchte Spoiler vermeiden, darum verrate ich nur, dass man hier und da über Hinterlassenschaften anderer Besucher stolpert. Die humorvolle Inszenierung möchte ich ebenfalls nicht unter den Teppich kehren. Der Schiffscomputer geizt nicht mit albernen Kommentaren und die Auftraggeber melden sich in durchgeknallten Video-Messages zu Wort.

Wasserfall (Journey to the Savage Planet)

Looten & Craften

Da das Raumschiff bei der Landung beschädigt wurde und ich das Abenteuer komplett ohne Ausrüstung beginne, müssen erst einmal Rohstoffe gesammelt werden, die sich im 3D-Drucker zu Waffen und Ausrüstung verarbeiten lassen. Nicht nur Kreaturen geben nach ihrem Ableben solche Rohstoffe preis, sondern auch bestimmte Pflanzen, Gesteinsformationen und so weiter. Mit dem gesammelten Zeug mache ich meine Knarre stärker, verbessere meine Hüpffähigkeiten oder baue explosiven Kram, um Höhlen aufzusprengen. Keine dreißig Minuten nach Spielstart war ich bereits in der Loot-Spirale gefangen und habe viele kleine Pufferbirds penetriert, um Kohlenstoff für ein Waffen-Upgrade zu sammeln.

Allerdings dauerte es nicht lange, bis ich mir an den Regeln des Crafting-Systems die Zähne ausbiss. Viele Items und Upgrades sind nämlich an einen sogenannten »Forscherrang« gebunden. Einfach nur neue Objekte und Lebensformen zu scannen, genügt nicht. Um bestimme Upgrades freizuschalten, musste ich extrem knifflige Herausforderungen meistern. Die Hälfte davon habe ich echt nur durch pures Glück geschafft und damit wären wir schon beim unausgewogenen Schwierigkeitsgrad.

Eigentlich ist Journey to the Savage Planet kein schweres Spiel, doch es gibt immer wieder unerwartete Ausreißer nach oben. Vor allem im späteren Spielverlauf, wenn das Geballer zunimmt und uns bestimmte Gegner-Kombos und Bosse das Leben zur Hölle machen. Das Gute ist aber, dass man in solchen Fällen rollenspieltypisches Grinding betreiben kann, um die Chancen der Spielfigur zu verbessern. Was mit den gesammelten Rohstoffen passiert, wenn man den Löffel abgibt? Die bleiben am Unglücksort liegen und sollten deshalb zügig wieder eingesammelt werden.

Metroidvaniaaaaa!

Wie bereits erwähnt, erlangt man mit der Zeit neue Werkzeuge und Fähigkeiten, die den Erkundungsradius des Helden vergrößern. Enterhaken sowie verbesserte Sprungfähigkeiten helfen dabei, weit entfernte, beziehungsweise höhergelegene Plattformen zu erreichen. Viele dieser Platforming-Passagen sind überraschend herausfordernd und stellen die Geschicklichkeit des Spielers wirklich auf die Probe. Manchmal entdeckt man auch rissige Wände, die sich aufsprengen lassen. In solchen Momenten spielt Journey to the Savage Planet seine Stärken voll aus. Wenn man endlich diesen einen Abschnitt betreten darf, der bislang völlig unzugänglich war, werden Glückshormone ohne Ende produziert.

Manche Skills lassen sich übrigens mit nützlichen Items kombinieren. Beispiel: Wirft man spezielle Glibberkugeln durch die Gegend, verwandeln sich diese in prall gefüllte Säcke, die wie Trampoline funktionieren. Es gibt auch Köder, mit denen sich Kreaturen anlocken lassen. Was wohl passiert, wenn man ahnungslose Viecher in die Nähe einer fleischfressenden Pflanze lockt?

Immer wieder, Abkürzungen und geheime Abschnitte zu entdecken sowie neue Gerätschaften und Skills in freier Wildbahn auszuprobieren, hat mir eine Riesenfreude bereitet.

Ich habe es wirklich sehr genossen, die Gegend zu erkunden und immer neue Möglichkeiten zu finden, mit der Welt und ihren Bewohnern zu interagieren. Für Hobby-Explorer ist dieses Spiel ein Traum, auch wenn nicht alle Mechaniken gleich gut funktionieren. Ich persönlich hätte mit deutlich weniger Geballer sehr gut leben können, zumal das Gunplay nicht annähernd mit den besten Shootern da draußen mithalten kann. Zudem hätte ich mir unterschiedlichere Gegnertypen gewünscht, denn in der Hinsicht wird einfach zu viel Recycling betrieben.

Fazit: Ich habe Journey to the Savage Planet innerhalb 12 Stunden durchgespielt und fand die Länge genau richtig. Es gab kaum Durchhänger und ich hatte eigentlich nie das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Immer wieder, Abkürzungen und geheime Abschnitte zu entdecken sowie neue Gerätschaften und Skills in freier Wildbahn auszuprobieren, hat mir eine Riesenfreude bereitet. Das Geballer fand ich mit der Zeit etwas anstrengend, aber trotzdem habe ich den Kauf keine Sekunde bereut.

Journey to the Savage Planet wurde am 28. Januar 2020 für PC, PlayStation 4 und Xbox One veröffentlicht.