NVIDIA Shield TV

Mittlerweile verfügt beinahe jeder Haushalt über mindestens einen Smart-TV, aber wirklich schlau sind die meisten dieser Fernseher nicht. Selbst 20 Jahre alte PCs bieten eine angenehmere User-Experience. Häufig reagieren die Benutzeroberflächen der Smart-TVs träge, die Navigation ist umständlich und die Auswahl der Apps lässt zu wünschen übrig. Natürlich ist das auch vom Betriebssystem abhängig. Panasonic setzt auf FirefoxOS, LG bevorzugt WebOS, Samsung feilt an TIZEN, Sony und Philips vertrauen Android TV. Letzteres kommt auch bei NVIDIAs Shield TV zum Einsatz und bietet zwei riesige Vorteile:

  1. Die User-Base ist riesig und deshalb schwirren eine Menge Tutorials, Tipps und Hacks im Netz herum.
  2. Es gibt tonnenweise Software sowie regelmäßige Updates.

Die neuesten Modelle Shield TV und Shield TV Pro unterscheiden sich zwar nicht groß von den erfolgreichen Vorgängern, doch die wenigen Neuerungen haben es in sich. Das gilt vor allem für NVIDIAs AI-Upscaling, das niedrig aufgelöstes Videomaterial mithilfe künstlicher Intelligenz (Deep Learning Neural Network) auf 4K-Niveau bringt. Das Ergebnis grenzt an Hexerei und wischt mit bisherigen Upscaling-Varianten den Boden auf. Ganz egal, ob ihr Netflix guckt, eine 720p-MKV-Datei oder ein YouTube-Video abspielt. NVIDIA ist offensichtlich sehr stolz auf diese Technologie und hat deshalb einen Vorher/Nachher-Modus mit interaktiver Split-Screen-Funktion ins Gerät integriert.

NVIDIA AI Upscaling

Bild- und Ton

Das AI-Upscaling ist nicht auf einzelne Apps beschränkt, sondern systemweit verfügbar. Videos in HD- und SD-Qualität profitieren enorm davon. Das Bild wird nicht einfach nur schärfer, sondern insgesamt detaillierter. Was NVIDIAs AI-Upscaling besonders macht, ist, dass es genau zu wissen scheint, wann und wo zusätzliche Details hinzugefügt werden müssen. Ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert, aber ich kann bestätigen, dass es funktioniert. Ganz ohne Einschränkungen geht’s trotzdem nicht, denn die Videoauflösung muss mindestens 480p und die Bildrate mindestens 30 Hz betragen. Werden diese Anforderungen nicht erfüllt, greift Shield TV auf »normales« Upscaling zurück. Selbstverständlich unterstützt Shield TV sämtliche Video- und Audio-Formate, sodass es völlig egal ist, ob man Streaming-Apps nutzt oder Videos aus der eigenen Bibliothek abspielt. Dolby Vision HDR und Dolby Atmos fehlen in der Feature-Liste ebenso wenig wie umfassende Audio-Streaming-Möglichkeiten.

Bedienung

An die neue Fernbedienung muss man sich erst einmal gewöhnen, schließlich ist sie deutlich dicker und mit mehr Tasten ausgestattet. Die zusätzlichen Buttons vereinfachen die Steuerung und verfügen über eine bewegungssensitive Hintergrundbeleuchtung. Der dedizierte Netflix-Button ist sicherlich Geschmacksache, doch glücklicherweise gibt es Apps wie den Button Mapper, um die Tastenfunktionen zu personalisieren. Die Bluetooth-Fernbedienung verfügt übrigens auch über einen IR-Blaster, sodass die Lautstärke direkt am TV oder AV-Receiver verändert werden kann.

Verpackung (NVIDIA Shield TV)

Die Shield-TV-Benutzeroberfläche hat sich nicht wirklich verändert, zeigt sich aufgeräumt und übersichtlich. Allerdings hätten wir uns mehr Möglichkeiten gewünscht, um das Layout des Startbildschirms stärker den persönlichen Vorlieben anzupassen. Da die Fernbedienung keine Tastatur beherbergt, empfiehlt es sich, die Shield-TV-App auf dem Smartphone zu installieren. Das erleichtert die Eingabe von Text enorm. Der durchschnittliche Nutzer wird davon so gut wie nie Gebrauch machen, doch wenn ihr das volle Potenzial des Geräts ausschöpfen möchtet, ist hin und wieder Texteingabe erforderlich. Webbrowser, FTP-Clients, Emulatoren und Dateimanager sind nur die Spitze des Eisbergs.

Gute Gaming-Features

Der Google Play Store bietet eine Menge Titel mit Android-TV-Kompatibilität und da sich Shield TV mit handelsüblichen Bluetooth-Controllern (auch PS4 und Xbox One) verbinden lässt, ist Zocken ohne Kompromisse möglich. Per Steam-Link-App könnt ihr die eigene Steam-Bibliothek streamen und GeForce Now sollte auch nicht unerwähnt bleiben. Für eine gute Game-Streaming-Performance empfiehlt es sich, Shield TV via Ethernet zu verkabeln. Retro-Gamer werden sich über die zahlreichen Emulatoren freuen, die für Shield TV erhältlich sind. Natürlich muss man sich dabei im Klaren sein, dass es sich bei Emus und Roms um eine rechtliche Grauzone handelt.

Familie (NVIDIA Shield TV)

Shield TV oder Shield TV Pro?

Shield TV ist völlig ausreichend, wenn man lediglich eine Streaming-Box fürs Wohnzimmer benötigt und Filme, Serien sowie Musik aus unterschiedlichen Quellen genießen möchte. Das AI-Upscaling alleine ist schon den Kaufpreis wert, doch auch sonst bietet Shield TV mehr als Apple TV, Amazon Fire TV und Co. Der zylindrische Zwerg wird vom neuen Tegra X1+ Prozessor angetrieben, hat 8 GB Speicher und 2 GB RAM an Bord. Klingt nicht gerade üppig, doch trotzdem gibts keine Probleme mit dem Streaming riesiger Video-Dateien oder Multitasking. Chromecast sowie Google Assistent wurden sinnvoll integriert und der Micro-SD-Card-Slot ist auch ganz praktisch. Externe HDDs und SSDs lassen sich mangels USB-Port nicht anschließen. Shield TV Pro bietet 16 GB Speicher, 3 GB RAM und zwei USB 3.0-Anschlüsse. Somit ist die Pro-Variante vor allem für Nutzer interessant, die Shield TV mit externen Datenträgern verkabeln möchten.

Mit NVIDIAs Allround-Talent kann es kein Konkurrent aufnehmen.

Fazit: Meine jahrelange Suche nach einer perfekten Media-Streaming-Lösung fürs Wohnzimmer fand erst mit der Veröffentlichung von Shield TV ein Ende. Immer wieder habe ich andere Geräte getestet, doch mit NVIDIAs Allround-Talent kann es kein Konkurrent aufnehmen. Die neuen 2019er-Modelle mit AI-Upscaling sind meiner Meinung nach alternativlos. Natürlich gibt es günstigere Streaming-Boxen, aber Shield TV macht einfach alles besser und die Pro-Version hat sogar den Mac mini überflüssig gemacht, der an meiner Glotze hing.

Shield TV (159 €) und Shield TV Pro (219 €) sind seit Oktober 2019 im Handel erhältlich.