Key Art (Blasphemous)

Da oben steht, dass Blasphemous seine Konkurrenten alt aussehen lässt, aber das ist nicht wörtlich zu nehmen. Schließlich setzt das Spiel auf klassische 2D-Pixel-Optik und wirkt dadurch selbst nicht modern. Was Blasphemous aus der Masse hervorhebt, ist die gewagte Inszenierung, die sich auf ketzerische Weise an christlichen Motiven bedient. Man könnte wirklich jeden Death-Metal-Song der Welt mit Bildern aus Blasphemous unterlegen und es würde immer perfekt harmonieren.

Ihr übernehmt die Rolle des »Penitent One«, eine mysteriöse Gestalt mit Maske und Kegelhelm, die ihr dornenbehaftetes Schwert durch sündiges Fleisch treibt, um Buße zu tun. Wo die Reise des Büßers hinführt, verraten wir natürlich nicht, aber im Laufe des Abenteuers wird die Story durch einzigartige Zwischensequenzen, Dialoge und Fundstücke wie ein Puzzle zusammengefügt. Das verstörende Szenario lässt sich auf unterschiedliche Weise deuten und wirft Fragen auf. Ist die Sünde eine Beleidigung Gottes, die man nicht vergeben, sondern mit aller Härte bestrafen muss? Was ist mit Sündern, die ihre Bestrafung genießen? Ist es denn keine Sünde, wenn man Gläubige bestraft? Ist es nicht schön, dass ein Videospiel derartige Denkanstöße gibt?

Reaktion, statt Aktion

Spielerisch erinnert Blasphemous stark an die guten alten SNES-Castlevanias, welche vor allem die Reaktionsfähigkeiten der Spieler belohnten. Ihr studiert die Verhaltensmuster eurer Gegner und das Timing ihrer Angriffe. Ihr weicht im richtigen Moment aus und kontert, statt wild auf sie einzuhacken. Es ist sehr taktisch, denn alles folgt klaren Regeln und man lernt sehr schnell, wie man die unheilvolle Brut effizient dezimiert. Geschwächte Gegner lassen sich übrigens mit äußerst brutal animierten Finishing-Moves zerlegen, deshalb ist Blasphemous definitiv nichts für Kids.

Pergamentrolle (Blasphemous)

Neben den Schwertangriffen stehen euch Wunder zur Verfügung, die Blitze vom Himmel regnen lassen oder tödliche Engel beschwören. Diese Wunder werden von der sogenannten Inbrunst gespeist, die wiederum durch eine Leiste repräsentiert wird, die sich unterhalb eurer Lebensenergie befindet. Segnet ihr das Zeitliche, werdet ihr am zuletzt besuchten Checkpoint-Schrein reanimiert, wobei eure Inbrunst abnimmt. Um die Leiste wieder wachsen zu lassen, müsst ihr entweder den Ort eures Todes besuchen oder an bestimmten Orten Abbitte leisten.

Die sauer verdienten Abbitte-Punkte können auch in neue Angriffe und Fertigkeiten investiert werden, darüber hinaus lassen sich Fähigkeiten auch durch spezielle Items verbessern, die mal mehr und mal weniger gut versteckt sind. Apropos: Das Level-Design ist wirklich gelungen, da es schön verschachtelt und dennoch einprägsam ist. Viele Passagen erfordern nicht nur eure Schwertkünste, sondern auch exakt ausgeführte Sprünge. Jeder Fehltritt könnte euer letzter sein, da sich unter euren Füßen häufig tiefe Schluchten oder Stachelgruben befinden. Je herausfordernder das Level-Design, desto wertvoller die Belohnung, welche euch am Ende eines Abschnitts erwartet. Ihr solltet deshalb jeden Winkel erkunden, um coole Items oder Gestalten zu finden, die das Leben des Büßers erleichtern.

Fairerweise lassen sich nach besonders langen oder schweren Passagen fast immer Abkürzungen freischalten. Dadurch wird nerviges Backtracking auf ein erträgliches Maß reduziert. Zwar gibt es diverse Passagen, die ihr immer wieder durchqueren müsst, aber das liegt in der Natur des Genres. Ein gutes Metroidvania bietet eben einen hohen Grad an Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Bereichen der Spielwelt.

Bosse, die den Namen verdienen

Zwar sind auch die normalen Gegner eine Herausforderung, doch wenn ihr auf einer der fiesen Bosse trefft, wird es so richtig knackig. Manchmal haben wir nach unzähligen Versuchen einfach aufgegeben, um ein wenig zu grinden und die Fähigkeiten unserer Spielfigur zu verstärken. Zu hart ist der Schwierigkeitsgrad aber nicht, denn hat man die Verhaltensmuster der Bosse erst einmal verinnerlicht, wird aus »unschaffbar schwer« plötzlich »angenehm herausfordernd«.

Dieses bizarre Art-Design, gepaart mit knackigen Kämpfen gegen groteske Figuren, findet man in keinem anderen Titel

Kommen wir nun zu den Dingen, die uns nicht so gut gefallen haben. Ärgerlich ist, dass man auf der Übersichtskarte keine Marker setzen kann. Es gibt einige Points of Interest, die man immer wieder mal besuchen muss und bis man sich den Weg eingeprägt hat, wäre eine Markierung hilfreich. Außerdem wird Blasphemous stellenweise etwas unfair. Beispielsweise wird man manchmal von Feinden beschossen, die noch gar nicht im Bild sind. Während kniffligen Sprungpassagen ist das besonders unangenehm. Regelrecht in den Wahnsinn getrieben hat uns ein Boss mit wiederholten Blitzattacken. Diese verursachten einen nervigen Stunlock, aus dem wir uns nicht mehr befreien konnten. Bug oder Absicht? Keine Ahnung.

Fazit: Blasphemous ist das perfekte Spiel für Metroidvania-Freaks, die sich gerne in einen fordernden Schwierigkeitsgrad verbeißen. Dieses bizarre Art-Design, gepaart mit knackigen Kämpfen gegen groteske Figuren, findet man in keinem anderen Titel. Okay, es ist stellenweise unfair, bleibt aber immer extrem motivierend. Wir haben es wirklich genossen, die verwinkelte Karte zu erkunden und die Geheimnisse der blasphemischen Spielwelt zu entschlüsseln. Übrigens: Wer mehrere Systeme sein Eigen nennt, sollte sich die Switch-Version besorgen, da die Pixel-Optik auf dem kleinen Display am hübschesten aussieht.

Blasphemous ist für PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch und PC erhältlich.