Key Art (Remnant: From the Ashes)

Invasoren aus einer fremden Dimension verwüsten unsere Erde und wir müssen uns im Untergrund verstecken, um zu überleben und den Gegenangriff zu planen. Wo genau kommt die böse Saat her? Welche Ziele verfolgen die Aggressoren? Wie können wir sie wieder vertreiben? Um diese Fragen zu klären, müssen wir Portale durchqueren, die in verschiedene Dimensionen führen. Dort angesiedelten Monstern lassen wir aktive Sterbehilfe angedeihen, schließlich verstehen fremde Kulturen nur die Sprache der Gewalt.

Zu Beginn dürfen wir uns in einem Charakterbaukasten austoben, wobei »austoben« nicht der richtige Begriff ist. Die Möglichkeiten sind ziemlich eingeschränkt, aber es hat ja nicht jeder Bock, sich stundenlang mit Ohrläppchengrößen oder Nasenhaarfarben zu beschäftigen. Die erste Stunde dient als Tutorial und bringt uns die grundlegende Mechanik näher. Wir betrachten unsere Spielfigur von hinten (Third Person Perspective), können Nah- und Distanzangriffe ausführen sowie gegnerischen Attacken per Tastendruck ausweichen.

In der Basis decken wir uns mit Items ein, craften und verstärken die bestehende Ausrüstung. Es stehen diverse NPCs herum, die sich unterhalten möchten und unterschiedliche Dialogoptionen bieten, doch bisher hatte das Geschwafel keine spielerischen Auswirkungen. Nicht einmal Nebenaufgaben sind in den Gesprächen versteckt. Das ist fies, denn in den ersten Spielstunden kehrten wir immer wieder hierher zurück, um Nichtspielercharaktere nach versteckten Quests abzuklappern. Vergeblich! Mittlerweile besuchen wir im Hub nur noch Händler sowie Ausstatter und pfeifen auf den Plausch mit unseren Nachbarn.

Gruppe kämpft gegen Monster (Remnant: From the Ashes)

Unspektakuläre Mischung

Die Entwickler von Remnant haben im Vorfeld ständig von Dark Souls geschwafelt, in der Hoffnung, mehr Interesse für ihren Titel zu generieren. Ja, es gibt zwischen den Abschnitten lagerfeuerähnliche Chillout-Plätze mit Schnellreisefunktion, die eure Gesundheit regenerieren. Ansonsten ähnelt das Spiel aber eher an Bloodborne, Darksiders 3 und The Division. Stellenweise fühlt es sich sogar wie Hellgate: London an. Anders gesprochen: Wenn man lange genug grübelt, erinnert jedes Game an irgendein anderes Game. Ignoriert die Dark Souls-Vergleiche, denn sonst werdet ihr ziemlich enttäuscht sein.

Es gibt drei Spielerklassen mit den üblichen Vor- und Nachteilen, wobei wir mit dem Tank am meisten Spaß hatten. Er kann was einstecken und sehr gut austeilen, ohne zu langsam zu sein. Ganz gleich, für welche Klasse ihr euch entscheidet: Es wird ohne Unterbrechung geballert und gekloppt, wobei Tempo und Herausforderung recht hoch sind. Jede Waffe lässt sich mit Augmentationen aufbessern, die per Tastendruck aktiviert werden. So wird beispielsweise Munition in Brand gesetzt oder für eine Zeit lang der Schaden erhöht. Hat man die Umgebung von Feinden gesäubert, kann man sich in Ruhe nach versteckten Abzweigungen und Loot umsehen. Es lohnt sich, sämtliche Kisten und Regale zu zerstören, da diese nicht nur Items enthalten, sondern auch geheime Zugänge verdecken können.

Artwork; Arm mit Pistole (Remnant: From the Ashes)

Ob man damit Spaß hat oder nicht, hängt sehr stark von den persönlichen Vorlieben ab.

Das Handling der Spielfigur ist nicht ganz unser Ding. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber in manchen Games fühlen sich Steuerung und Gunplay einfach gut und »richtig« an. Bei Remnant: From the Ashes ist das nicht der Fall. Es mangelt an Finesse, Eleganz und Feintuning. Vielleicht ist das einfach nur Geschmacksache, aber selbst nach Stunden kam uns alles irgendwie unrund vor. Generell wirkt der Titel etwas hingeschludert. Mehr als einmal wollten wir uns von niedrigen Plattformen fallen lassen und schwebten einen Moment lang hilflos herum, weil das Spiel die Fall-Animation einfach nicht beenden wollte. Hin und wieder waren Durchgänge nicht betretbar, obwohl wir die blockierenden Objekte schon längst zerstört hatten.

Prozedurale Welt

Das einzig Besondere an Remnant: From the Ashes ist die prozedurale Welt. Nicht nur das Umgebungs-Layout verändert sich bei neuen Durchläufen, sondern auch die Art und Position eurer Gegner. Selbst die Bosse können wechseln und das finden wir sehr erfrischend. Beißt man ins Gras, beginnt man beim letzten Checkpoint neu und wird unter Umständen mit anderen Herausforderungen konfrontiert. Wir finden das gut, weil’s selbst beim zehnten Versuch spannend bleibt, doch andere Spieler waren weniger begeistert und empfanden das System als chaotisch.

Wie die meisten Titel mit Koop-Modus macht Remnant: From the Ashes mit menschlichen Mitspielern am meisten Laune. Bestimmte Passagen waren so deutlich einfacher zu meistern, aber zu leicht war das Abenteuer zu keiner Zeit. Das Gute ist, dass wir nicht zu hart bestraft werden, wenn wir ins Gras beißen. Klar, wir müssen beim letzten Checkpoint starten, aber wenigstens wird uns nichts weggenommen. Mit jedem Versuch sammelt man mehr Erfahrung und Items, wodurch sich der Grind wie eine lohnenswerte Erfahrung anfühlt. Technisch wirkt Remnant: From the Ashes ziemlich altbacken und gerade die Umgebungsgrafik kann richtig hässlich werden.

Fazit: Remnant: From the Ashes leistet sich keine richtig groben Schnitzer, allerdings hat es uns auch nicht vom Hocker gerissen. Es bietet ordentliche Koop-Action für bis zu drei Spieler und die prozedural generierte Spielwelt ist ein netter Kniff. Ob man damit Spaß hat oder nicht, hängt sehr stark von den persönlichen Vorlieben ab. Uneingeschränkt empfehlen können wir es eigentlich nur eingefleischten Koop-Junkies.

Remnant: From the Ashes ist am 20. August 2019 für PlayStation 4, Xbox One und PC erschienen.