Mädchen mit Lichtschwert (Zombie Kidz Evolution)

»Finger weg und nicht öffnen!« motze ich meinen Sohn schon beim Auspacken von Zombie Kidz Evolution an. Natürlich hat er sich sofort zwei der 13 verschlossenen Umschläge gekrallt, die in der Schachtel sind. »Die machen wir erst auf, wenn uns das Spiel das erlaubt«, schiebe ich als Erklärung hinterher und wecke seine Neugier.

So etwas kennt er natürlich nicht, woher auch? Legacy-Spiele sind ein relativ neues Genre und eigentlich erst seit Pandemic Legacy: Season 1 (2015) populär – oder sagen wir mal so: einigermaßen beliebt bei erwachsenen Sehr-Viel-Brettspielern.

Brettspiele, die sich weiterentwickeln

Das Tolle an Legacy-Spielen ist, dass sie sich basierend auf den Entscheidungen der Spieler ständig und dauerhaft verändern und im Laufe von vielen Partien immer individueller und komplexer werden: Neue Regeln kommen hinzu, Aufkleber verändern das Spielbrett, Spielmaterial wird hinzugefügt, gelegentlich werden auch mal Karten zerstört oder beliebte Charaktere über die Klinge springen gelassen.

Verpackung (Zombie Kidz Evolution)

Im Idealfall, wie bei Season 1 und Season 2 von Pandemic Legacy, wird durch die Entscheidungen der Spieler eine Geschichte erzählt, die in jeder Spielegruppe anders verläuft und dazu führt, dass jedes Pandemic Legacy-Spielbrett nach den 16 bis 20 Partien komplett anders aussieht. In den entsprechenden Foren hat man schon Bilder von eingerahmten Brettern gesehen, so begeistert waren die Geeks von ihrem Spielerlebnis.

Zombies überrennen unsere Schule

Ganz so frei spielt man bei Zombie Kidz Evolution, das für Kinder ab sieben Jahren gedacht ist, natürlich nicht. Es geht sehr eingängig los. Zombies tauchen per Würfelwurf in unserer Schule auf und wir hetzen durch die neun Räume, um sie auszuschalten und vier Tore zu verschließen. Das geht ratzfatz und nach jeder Partie dürfen wir mindestens einen Sticker auf eine Fortschrittsleiste kleben. Gelingt es uns, einfache Missionen zu erfüllen (z. B. zu gewinnen, ohne Zombies im Vorrat übrig zu haben), bekommen wir zwei Sticker. Alle vier Sticker darf einer der ominösen Umschläge geöffnet werden und neue Elemente kommen ins Spiel.

Die Faszination des nächsten Umschlags ist auf jeden Fall da

Zu diesen will ich (nach neun geöffneten Umschlägen) nur so viel sagen: So richtig Legacy-mäßig geht es nicht zu, da bloß weitere Regeln und Spielkomponenten hinzukommen. Diese machen aus einem sehr einfachen Kinderspiel ein recht komplexes. Jedes Spiel entwickelt sich aber nach »demselben Skript«, beeinflussen können wir nichts.

Aufgebautes Spielbrett (Zombie Kidz Evolution)

Was meinen Sohn nicht weiter stört, sonst hätte er keine 21 Partien durchgehalten. Die restlichen neun bis elf Runden schafft er bestimmt auch noch. Die Faszination des nächsten Umschlags ist auf jeden Fall da, auch weil Kinder es bekanntlich lieben, Sticker irgendwo hinzukleben. Zudem ist es didaktisch clever, neue Regeln erst nach und nach einzuführen. Videospiele machen es vor.

Seriensieger dank kleiner Schummelei

Allerdings haben wir ein bisschen geschummelt. Weil es etwas zu kompliziert wurde für den gerade mal Sechsjährigen, habe ich meist nur mit seinen »Lieblingselementen« gespielt, was dazu geführt hat, dass wir fast jede Partie mit Missionsaufkleber gewonnen haben und recht schnell an die Umschläge gekommen sind. Sieben- oder Achtjährige sollten das Spiel aber gut hinbekommen. Ich hatte allerdings keine Lust, das Spiel noch ein Jahr im Regal verstauben zu lassen, nur weil der Kleine noch nicht das richtige Hirrrrrrn für die Zombie-Jagd hat.

Zombie Kidz Evolution von Le Scorpion masque, Asmodee, 2-4 Spieler ab 7 Jahren