Artwork; Jesse nutzt übernatürliche Fähigkeiten (Control)

Eine geheime Behörde, ein mysteriöses Haus, übersinnliche Ereignisse und eine düstere Bedrohung – diese vier Zutaten versprechen ein ausgesprochen schmackhaftes Videospielsetting, das noch dazu einem Titel entstammt, den das Mystery-erfahrene Studio Remedy Entertainment entwickelt. Die Rede ist von dem Action-Adventure Control, in dem wir die Rolle der weiblichen Hauptfigur Jesse Faden übernehmen.

Faden tritt zu Beginn des Spiels den Posten als Direktorin einer Regierungsorganisation an, während diese von einer außerirdischen Macht angegriffen wird. Schauplatz des Spiels ist das ominöse Old House, ein Gebäude, das ständig seine Gestalt verändert. Wir kämpfen uns mit übernatürlichen Fähigkeiten und Schusswaffen den Weg durch das Old House, um die geheimnisvolle Bedrohung zu besiegen, welche von dem Haus Besitz ergriffen hat.

Obwohl Control jede Menge frischen Wind ins Genre der Action-Adventures bringen könnte, das aktuell formelhafte Open-World-Titel wie Assassin’s Creed dominieren, bekommt Remedys neuester Streich wenig Aufmerksamkeit von der Gaming-Community. Trotzdem lohnt das Spiel auf jeden Fall einen Blick, und zwar nicht nur wegen seines ungewöhnlichen und vielversprechenden Settings. Denn Remedy selbst hat im Bereich der Adventures mit Mystery-Hintergrund durchaus Erfahrung, immerhin brachte das Studio bereits Titel wie Alan Wake und Quantum Break auf den Markt. Zugegebenermaßen enttäuschte Letzteres viele Fans. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum die Entwickler um Control weniger Aufhebens machen als um Quantum Break.

Dennoch: Die Ideen und – ja – auch Versprechungen, die Remedy für Control proklamiert, machen neugierig. Bei der Recherche für diesen Artikel musste ich unweigerlich an BioShock denken – ähnlich wie Control spielt auch BioShock in einer Art alternativer Vergangenheit voller merkwürdiger, abstruser Phänomene einer dystopischen Umgebung. BioShock überzeugte in allen drei Teilen weniger durch Gameplay als vielmehr durch seine Story und die Detailverliebtheit, mit der die Entwickler die einzelnen Level des Spiels gestalteten. Und wem blieb am Ende von BioShock Infinite nicht minutenlang der Mund offen stehen?

Jesse nutzt telekinetische Fähigkeiten (Control)

Mir drängt sich deshalb unweigerlich die Frage auf, ob Remedy mit Control vielleicht ein ähnlicher Coup gelingen kann wie Irrational Games mit BioShock (Infinite). Dazu bräuchte es noch nicht einmal einen derartig abgefahrenen Mindfuck, wie ihn uns der letzte Teil der BioShock-Serie bietet. Wenn es Remedy gelingt, die Prämisse von dem sich ständig verändernden Haus vernünftig umzusetzen und den Spielern dazu einen halbwegs interessanten Gameplay-Loop kredenzen, könnte Control genau das erfrischend andere Action-Adventure werden, das ich mir persönlich erhoffe. Aber dann war da ja noch Quantum Break.

Quantum Break versprach nach seiner Ankündigung vieles, vielleicht zu viel. Es sollte das Genre der Action-Spiele revolutionieren, sah in ersten Trailern unfassbar schick aus und wollte Spieler mit interessanten Story-Entscheidungen und ordentlich Drama (Fernsehserie inklusive) begeistern. Doch Remedys Plan ging damals nur zum Teil auf: Auf der Xbox One servierten uns die Entwickler einen Augenschmaus allerfeinster Sorte, auf dem PC enttäuschte der Titel technisch. Die Story begeisterte die Tester, das Gameplay hingegen sorgte mancherorts für Stirnrunzeln.

Wird es Remedy gelingen, mit Control das abzuliefern, was Quantum Break nicht bieten konnte, nämlich eine interessante Story gepaart mit abwechslungsreichem Gameplay? Möglicherweise, möglicherweise nicht. Wir werden wohl auf den endgültigen Release des Spiels warten müssen, um diese Frage beantworten zu können. Trotzdem wirkt das bislang Gezeigte vielversprechend. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls auf Control, allein schon deshalb, weil die Entwickler mit diesem Spiel abseits ausgetretener Pfade wandeln.

Denn allein dafür, dass Remedy den Mut aufbringt, mit Control ein völlig unverbrauchtes Setting mit neuen Gameplay-Ideen zu besetzen, muss man die Entwickler belohnen.

Ich wünsche und erhoffe mir von Control jedenfalls ein Action-Adventure, das mich mit seiner Geschichte fesselt und überrascht und dessen Gameplay zumindest ordentlich ausfällt. Ich wünsche und hoffe, dass ich durchweg wissen möchte, wie es mit der Handlung um Faden weitergeht, dass Remedy die Shooter-Passagen inklusive der übernatürlichen Fähigkeiten kreativ umsetzt, dass mich das Old House in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt – wie es auch Faden nicht mehr freigibt.

Meiner Meinung nach hat Remedy mit Control eine zweite Chance verdient, nachdem Quantum Break nicht in dem antizipierten großen Wurf mündete, den viele Alan Wake-Fans sich erhofft hatten. Denn allein dafür, dass Remedy den Mut aufbringt, mit Control ein völlig unverbrauchtes Setting mit neuen Gameplay-Ideen zu besetzen, muss man die Entwickler belohnen – und sei es nur dadurch, dass man den Titel offen, vorurteilsfrei und ohne potenziellen Frust über Quantum Break anspielt.

Control erscheint am 27. August 2019 für PC, PlayStation 4 und Xbox One.