Fahrzeug vor Tal (Star Citizen)

Kickstarter macht Entwickler-Träume war – wenn es gut läuft. Denn wie jede große Traumfabrik kommt es auch auf Kickstarter zu Betriebsunfällen, wenn an der ein oder anderen Stelle mal Sand im Getriebe rasselt. Wir haben für euch zehn Videospiel-Projekte zusammengesucht, die ihre Finanzierungsziele auf Kickstarter zwar erreicht haben, dann aber nie erschienen sind – sehr zum Frust der Fans und Backer.

»Barkley 2« – 120.000 US-Dollar

Barkley 2, ein JRPG, sollte als Nachfolger des Freeware-Spiels Barkley, Shut Up and Jam: Gaiden bereits 2013 erscheinen. Die Entwickler warben für 35.000 US-Dollar, erhielten aber fast die sechsfache Summe von den Kickstarter-Backern, nämlich 120.000 US-Dollar. Allerdings verfehlte das Spiel eine Deadline nach der anderen und obwohl auf der PAX Prime 2013 eine Demo zu sehen war, hörten die Backer ab 2017 nichts mehr von dem Projekt.

Erst kürzlich meldete sich Liam »bhroom« Raum, der Chef des Studios, das Barkley 2 entwickelt, in einem Update bei Kickstarter zu Wort und erklärte, dass viele der ursprünglichen Entwickler dem Spiel mittlerweile den Rücken gekehrt hätten. Trotzdem wolle er das Spiel noch nicht aufgeben und habe einen Programmierer angestellt, der ihn bei der Fertigstellung des Titels unterstützen soll.

Ehemalige Mitarbeiter von Raum bezichtigen ihn via Twitter allerdings der Lüge – und nach sieben Jahren dürfte kaum noch einer der ursprünglichen Backer daran glauben, dass Barkley 2 jemals erscheint.

Key Art (Barkley 2)

»RAW« – 89.000 Euro

RAW stammt von einem deutschen Entwicklerstudio aus Fürth. Aktuell wurde die Finanzierung für das Spiel von Kickstarter ausgesetzt, allerdings hat das Spiel sein Finanzierungsziel bereits geknackt. Die Spielepresse in Deutschland (PC Games, Golem u. a.) hielt das Projekt bereits vorab für fragwürdig und glaubte an eine Betrugsmasche.

Die Entwickler versprechen den Backern ein Sandbox-MMORPG mit einer offenen Spielwelt und einer »einzigartigen Herangehensweise an soziale Strukturen«, das »hohen Wert auf Gameplay-Details« legen soll. Die Webseite der Kampagne beinhaltet einige Renderbilder sowie ein Video, das die Steuerung der Fahrzeuge im Spiel zeigen soll. Das Team hinter RAW will außerdem einen Multiplayer-Modus für bis zu 200 Spieler auf einem Server verwirklichen.

Auf reddit äußerten diverse Spieler allerdings Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Projekts – insbesondere die Grafik wirkt für ein kleines Team und das angepeilte Finanzierungsziel vollkommen unrealistisch. Wie PC Games herausfand, befindet sich an der Adresse von Killerwhale Games in Fürth, die das Spiel angeblich entwickeln, lediglich ein Wohnhaus. Der Chefentwickler Artur Hartikainen besitzt dort zwar ein Klingeschild. Zu einem Interview mit dem Magazin war das Team allerdings nicht bereit.

Dass RAW jemals erscheint, gilt dementsprechend als äußerst unwahrscheinlich. Das Spiel sieht einfach zu gut aus, um wahr zu sein.

»Clang« – 526.125 US-Dollar

Clang sollte die Schwertkämpfe in Videospielen revolutionieren – mit der Hilfe von Science-Fiction-Autor Neal Stephenson. Doch obwohl auch für Clang zwischenzeitlich eine Demo existierte, verkündete Stephenson zwei Jahre nach der erfolgreichen Finanzierung das Ende des Projekts.

Als Begründung gab er an, der entwickelte Prototyp sei zwar innovativ gewesen, aber nur wenig spaßig zu spielen. Im Rahmen der Entwicklung habe sich das Team außerdem vergeblich um mehr Geld für die Entwicklung bemüht. Deshalb müsse man jetzt die Reißleine ziehen und das Projekt begraben. Die Backer erhielten auf Anfrage ihr Geld zurück.

»Yogventures« – 567.665 US-Dollar

Die Macher des YouTube-Kanals Yogscast starteten die Kampagne für das Spiel Yogventures, das als Open-World-Sandbox mit Multiplayer konzipiert war. Es sollte bekannte Yogscast-Charaktere und zufallsgenerierte, formbare Spielwelten bieten.

Doch obwohl Yogventures mehr als das Doppelte der Zielsumme einnahm und sowohl eine Alpha- als auch Beta-Phase durchlief (teils unter Backer-Beteiligung), verkündete das Team im Juli 2014 auf Kickstarter das Ende des Projekts – wegen interner Differenzen innerhalb des Yogscast-Teams. Bis heute bleibt unklar, was im Detail mit dem Geld passierte, das Yogscast via Kickstarter einnahm.

Ziel: 250.000 US-Dollar, finanziert im April 2012.

»Project Phoenix« – 1.014.600 US-Dollar

Bei Project Phoenix sah anfangs alles nach einem sicheren Erfolg aus. Das Spiel sollte ein Echtzeit-Strategie-RPG werden, an dem Entwickler von Final Fantasy, Skyrim und Diablo III beteiligt waren. Außerdem sollte Nobuo Uematsu einen Betrag zum Soundtrack des Spiels leisten.

Doch nach diversen Verzögerungen, Entschuldigungen und Versprechungen der Entwickler ist das Spiel bis heute nicht erschienen. In einem Kickstarter-Update vom März 2019 behauptet Chefentwickler Hiroaki Yura zwar, dass man weiterhin an dem Spiel arbeite und auch Uematsu beteiligt sei. Doch einen Releasetermin bleibt er weiterhin schuldig. Backer fordern aktuell vermehrt ihr Geld zurück.

Key Art (Project Phoenix)

»Unsung Story« – 660.000 US-Dollar

Ähnlich wie im Fall von Project Phoenix lockte auch Unsung Story die Backer mit bekannten Namen: Der ehemalige Square Enix Direktor Yasumi Matsuno sollte das Taktik-RPG im Stil von Final Fantasy Tactics entwickeln. Ursprünglich sollte das Spiel Ende 2015 erscheinen.

Allerdings stoppte das Entwicklerteam Playdeck die Entwicklung im Jahr 2016. Mittlerweile soll wieder eine Alpha-Version des Titels in Arbeit sein, allerdings liegt der Fokus jetzt auf PvP-Multiplayer – sehr zum Unmut der Backer, denen das Team ursprünglich ein vollkommen anderes Spiel versprochen hatte.

Schwebende Stadt (Unsung Story)

»Areal« – 57.191 Euro

Mit Areal haben wir wieder einen Kickstarter-Fail auf unserer Liste, der ähnlich wie RAW nach Betrug riecht. Die Entwickler von S.T.A.L.K.E.R. warben auf der Crowdfunding-Plattform für einen indirekten Nachfolger der Shooter-Serie. Kickstarter stoppte die Kampagne allerdings, als das Spiel sein Finanzierungsziel bereits knapp übertroffen hatte.

Zwar bestritten die Entwickler West Games, gegen die Regeln der Plattform verstoßen zu haben und Kickstarter äußerte sich auch nie öffentlich, warum man die Kampagne ausgesetzt hatte. Trotzdem sorgten die Konzeptbilder und große Teile des Bildmaterials auf Kickstarter für Stirnrunzeln, weil es offenkundig aus S.T.A.L.K.E.R. stammte. West Games erklärte später, man werde über die eigene Webseite für das Projekt weiter Geld sammeln.

Auch hier kursierten allerdings schnell Betrugsvorwürfe, die sich später in einem der größten Crowdfunding-Skandale der Videospielgeschichte entluden. Areal ist bis heute nicht erschienen.

»The Stomping Land« – 114.060 US-Dollar

Stomping Land war seiner Zeit voraus: Die Entwickler versprachen für ihr Survival-Spiel eine offene Welt mit Dinosauriern, in der man einen menschlichen Jäger bei seinem Kampf ums Überleben unterstützt. Das Spiel landete ein Jahr nach seiner Finanzierung auf Kickstarter auch auf Steam, bevor es plötzlich still um den Titel wurde.

Der Künstler Vlad Konstantinov erklärte seinen Rückzug vom Projekt, weil der Chefentwickler Alex Fundora nicht auf seine Nachrichten reagierte. Diese Funkstille hat Fundora bis heute beibehalten, das Spiel ist auf Steam mittlerweile nicht mehr verfügbar.

»Code Hero« – 170.954 US-Dollar

Code Hero hätte ein interessantes Spiel werden können – wenn sich die Entwickler nicht völlig übernommen hätten. Der Titel sollte Spieler mithilfe der Unity Engine das Programmieren in Javascript, C# und Boo beibringen.

Die Backer begannen jedoch nach einer Weile, sich über fehlende Updates des Teams hinter Code Hero zu beschweren. Auf Anfrage von Kotaku erklärte Chefentwickler Alex Peake, das Spiel befinde sich weiter in Entwicklung, allerdings habe man das Kickstarter-Geld bereits aufgebraucht und bemühe sich um neue Investoren. Das scheint aber nicht funktioniert zu haben, denn das Spiel ist bis heute nicht erschienen.

»Star Citizen« – 2.000.000 US-Dollar (ursprüngliche Kickstarter-Kampagne)

Gut, zugegeben, Star Citizen auf diese Liste zu setzen, mag nicht ganz fair sein. Immerhin erhält das Spiel noch immer regelmäßige Updates und ist weit entfernt von tot. Trotzdem haben Skeptiker immer wieder die Vermutung geäußert, dass Star Citizen niemals erscheinen wird.

Die Entwicklung des Weltraum-Spiels verzögerte sich seit der ursprünglichen Kickstarter-Kampagne immer wieder und Kritiker mutmaßen, dass Chris Roberts nicht das abliefern kann, was er seinen Fans verspricht.

Ein Reclaimer-Schiff landet (Star Citizen)

Insgesamt zeigen die hier aufgeführten Beispiele, dass auf Kickstarter jede Menge schief gehen kann – sei es, dass Backer einem Betrug aufgesessen sind, sei es, dass sich das Entwicklerteam übernommen oder zerstritten hat. Wer also einem Projekt via Crowdfunding sein Geld spendet, muss damit rechnen, dass die eigene Investition verpufft.