Key Art (Wolfenstein: Youngblood)

Was viele deutsche Videospiel-Fans seit Jahren als unangemessene Bevormundung empfunden haben, gehört mittlerweile der Vergangenheit an: Die Prüfstelle USK verkündete im August 2018, dass Entwickler sich bei der Freigabe ihrer Spiele künftig auf die Sozialadäquanzklausel berufen dürfen. Einer der ersten Profiteure dieses Richtungswechsels wird jetzt das neue Wolfenstein: Youngblood sein, das am 26. Juli 2019 erscheint – und zwar auch in Deutschland erstmals in einer Version mit Hakenkreuzen.

Zur Erklärung: Bislang galt die Sozialadäquanzklausel, die nach § 86a Absatz 3 die Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole unter bestimmten Umständen gestattet (etwa, wenn es der staatsbürgerlichen Aufklärung oder der Kunst dient), nicht für Videospiele. Darum drohte Games, in denen Hakenkreuze und ähnliche NS-Symbolik zu sehen waren, in Deutschland bislang die Indizierung, weshalb sich Entwickler wie Bethesda für entsprechende Zensur ihrer Spieletitel entschieden.

Ein Urteil des OLG Frankfurts aus dem Jahr 1998 bildete die Grundlage für die entsprechende Freigabepraxis der USK. Das Gericht entschied damals, dass Videospiele grundsätzlich keine verfassungsfeindlichen Symbole abbilden dürfen – ohne aber die Sozialadäquanzklausel zu berücksichtigen. Trotzdem herrschte im Nachgang die allgemeine Rechtsauffassung, dass die Ausnahme von § 86a für Videospiele nicht gelte.

Doch im vergangenen Sommer änderte die USK ihre Meinung zu diesem Thema. Die Geschäftsführerin der Behörde erklärte, ab sofort könnten Spiele, die »das Zeitgeschehen kritisch aufarbeiten«, trotz der Darstellung verfassungsfeindlicher Symbole eine Alterskennzeichnung erhalten. Damit werde der Kunstfreiheit auch im Bereich der Videospiele Rechnung getragen.

Das bedeutet freilich keineswegs, dass jedes Spiel automatisch Hakenkreuze zeigen darf. Jeder Titel muss eben den in § 86a genannten Ausnahmen der Sozialadäquanzklausel entsprechen und einem künstlerischen beziehungsweise aufklärerischen Anspruch unterliegen, den es im Rahmen einer entsprechenden Einzelfallprüfung durch die USK zu belegen hat.

Das bedeutet freilich keineswegs, dass jedes Spiel automatisch Hakenkreuze zeigen darf

Wolfenstein: Youngblood genügt diesem Anspruch ganz offensichtlich und wird deshalb in Deutschland als deutsche (ohne Hakenkreuze) und internationale Version (mit Hakenkreuzen) erscheinen. Gegenüber dem Spiegel betonte Bethesda den künstlerischen Wert der Wolfenstein-Serie, die sich »klar gegen die Nazi-Ideologie wie etwa Nationalismus und Rassismus positionieren«.

Wer mit dem Kauf von Wolfenstein: Youngblood liebäugelt, muss allerdings eine Sache beachten: Die deutsche Version enthält ausschließlich die deutsche Sprachausgabe, die internationale Version kommt nur mit englischen Sprechern daher. Beide Versionen lassen sich zudem nicht auf die jeweils andere umstellen – aus technischen Gründen, wie Bethesda erklärt.

Offen bleibt übrigens, ob Bethesda jetzt vorige Wolfenstein-Titel wie etwa Wolfenstein II: The New Colossus ebenfalls vollkommen ungeschnitten noch einmal in Deutschland veröffentlichen wird. Bethesda erklärte gegenüber der Gamestar, man prüfe derzeit entsprechende Optionen – vielleicht dürfen deutsche Fans also bald auch offiziell mit B.J. Blaskowicz gegen »echte Nazis« kämpfen.